Dienstag, 18. September 2012

That's American!

Es ist Montag, der dritte Tag der Reise und doch gibt es wieder eine Prämiere. Nämlich unseren erste Schultag!
Doch bevor wir tatsächlich mal ein bisschen englisch sprechen dürfen, müssen die Tücken des Alltags gemeistert werden. Wie gestern bereits angedroht gibt es heute um 07:00 Uhr Frühstück und vorher heißt es anziehen. Wir können schließlich nicht in Schlabberhosen und Star Wars Shirt vor unsere Gasteltern treten. Also stehen wir um 6:55 Uhr auf, also Liz steht um 6:55 auf, ich werde erst um 6:58 Uhr wach und und wir straucheln mit einem Bein in der Hose schlaftrunken im Zimmer herum. Als wir um 7:05 Uhr unten in der Küche stehen, lächelt uns die wiedergekehrte Karen an. Auf dem Tisch stehen drei Packungen Cornflakes, für jeden ein Toast, ein obligatorischer Krug Wasser, ein Kanister Milch (leider nur low fat, also 2%) Orangen- und Erdbeermarmelade und eine Packung O-Saft. Wir werden mit den Worten "Help yourselves!" verlassen und sitzen, wie gestern, alleine am Tisch. Ich wähle Toast, während alle anderen sich für die Cornflakes entscheiden. Die Butter ist gesalzen, aber in England macht mir das herzlich wenig aus, und so essen und trinken wir eine Weile still vor uns hin. Ich darf Liz's Toast essen und tue das auch, weil es einfach so lecker ist.
Als wir nach dem Essen unser Geschirr auf die Theke stellen, weist Liz mich auf unsere bereits vorbereiteten Lunchpakete hin. Von außen sehen sie sehr gut aus, bis auf das undefinierbare, rote Getränk, was aussieht als würde es Karies verursachen. Wir sind spät dran und müssen ein klein wenig hetzen als wir uns die Zähne putzen und uns Ausgehfein machen. Wir schnappen uns die Lunchpakete und als uns ein schöner Tag gewünscht wird, danken wir und verabschieden uns rufender Weise.
Unsere Mitbewohner sind irgendwie auf der Strecke geblieben, aber ich sage mal, so trennt sie die Spreu vom Weizen, nech? Wir kommen also aufgeheizt und nur zu zweit um 7:42 Uhr an der Haltestelle an und werden von Frau Berger, Frau Waldt und Menschen aus unseren Parallelklassen empfangen. Sie alle wohnen in unserer Nähe, weshalb sie jetzt die kommenden zwei Wochen mit uns an der Haltestelle warten werden. Nach dem üblichen Smalltalk nach so einer Nacht, den wir dieses Mal mit Frau Berger führen stehen wir stumm nebeneinander und bewundern die Schüler einer in der Nähe liegenden Schule, die alle eine wundertolle Uniform tragen, aber ungefähr so mürrisch dreinblicken, wie deutsche Schüler an einem Montagmorgen.
Nach laaaanger Wartezeit, in der übrigens auch die andern beiden eingetroffen sind (kaum zu glauben, es ist mittlerweile 21:20 Uhr und sie singen zu zweit im Bad eine Duschversion von "Yellow Submarine"!!!) kommen dann auch endlich die Busse, und wir scheinen zumindest in unserem Bus eine der ersten Stationen zu sein.
Nach und nach werden auch die anderen an den regionalen Bus Stops eingesammelt und als Nele und Claudia einsteigen, gibt es ein riesen Trara mit Umarmungen und Küsschen und allem, denn sie haben heute beide Geburtstag. Jule und Nisi steigen ein, und wir bekommen genauste Informationen über ihre Familie. Es ist ein nettes altes Ehepaar, von dem sie wohl bis jetzt nur die Frau (hier und im weiteren Sue) kennen. Gleich zu Anfang freundete man sich gut an, und nach Tee und Gebäck schauten sie alle gemeinsam Fernsehen. Wir lassen uns darüber aus, wie unkommunikativ und desinteressiert unsere Eltern sind, und werden zwar nicht ausreichend, aber für den Moment angemessen bemitleidet.
Plötzlich wird der Bus langsamer und bleibt stehen, in Erwartung einer anderen Haltestelle blicken wir auf und sehen uns vor dem Tor unserer Sprachschule. Die Türen öffnen sich und wir steigen voller Aufregung aus. Uns fehlen die Schultüten und die Warnwesten mit dem dem Schriftzug "Beginners" also drücken wir dieses mit den tapsigen Schritten und dem schiefen Grinsen aus. Wir werden vor eine Tür geführt und von einem betagten Briten begrüßt. Er heißt uns Willkommen und lässt uns wissen, dass sie das Wetter für uns vorbestellt haben, denn diese Woche soll es nicht einmal regnen. Das mag ja wohl auch sein, wofür waren sonst die 650€ denke ich mir, sage es aber nicht. Uns wird erklärt, dass wir gleich zwei Test schreiben werden, beides Multiple Choice Tests, die ausschließlich unserer Gruppeneinteilung dienen. Dann werden wir, immer in 16ner Gruppen, von einem jüngeren Herren mit Brille und angsteinflößendem Grinsen in einen Raum mit 16 Stuhl-Tisch-Konstruktionen geführt. Wir schreiben die Tests, meiner Meinung nach Pipifax in denen es hauptsächlich um Grammatik und Verständnis ging, und machen ein bisschen Smalltalk, bevor er uns in eine Pause entlässt.
Wir laufen der Masse nach in die Cafeteria und setzen uns. Jojo sitzt bei uns und wir tauschen unsere Adressen aus und tragen sie in unseren Karten ein. Bald wissen wir auch wo Tom und Partner, Jonas und Bruno und Nele und Nina wohnen, Informationen, die uns später sicher noch von Nutzen sein werden.
Frau Berger lässt Tom laut pfeifen, denn auch das kann sie nicht, eigentlich eine bedauernswerte Frau, unterrichtet Französisch, kann kein Englisch und kann nicht mal pfeifen, naja jedenfalls lässt sie ihn pfeifen und stiftet uns alle an, für Nele und Claudia einmal "Happy Birthday" zu singen. Da auch andere Sprachschüler in der Kantine sitzen und wir als 120 Mann starke Manschaft einfach mal ein Liedchen trällern, steigen die paar Fremden auch noch mit ein, und für einen kurzen Moment herrscht tiefe Einigkeit. Es wir applaudiert und wie auf Stichwort betritt der, ich nenne ihn jetzt einfach mal Redensführer von vorhin, die Kantine. Er teilt Frau Berger mit, dass die Gruppen nun vorliegen und wir folgen ihm mit großem Stühlerücken aus der Halle.
Wir befinden uns wieder vor der Tür als wir zum Stehen kommen und nach und nach werden alle in Gruppen eingeteilt. Nisi und Jule kommen in die selbe Gruppe, doch Liz und ich werden zurückgelassen und ich klammere mich an meine beste Freundin links von mir und Jojo rechts.
Wir sind die letzen und ich habe Angst, dass wir die Mindestanforderungen einfach nicht erfüllen haben, oder dass wir gar keine Hexen sind...upps falscher Film.
Der Redensführer tritt vor und bekommt plötzlich einen Namen: Ian Evans. Wir sind seine Gruppe und nach der Zusammenstellung zu urteilen, sind wir eine gute Gruppe. Das bestätigt sich, als wir in unseren Raum geführt werden und in den gleichen Stuhlkonstruktionen Platz nehmen. Nachdem er sich kurz vorgestellt hat, wir dürfen ihn "your Majesty" oder einfach Ian nennen (Liz und ich entscheiden uns aus einem Bauchgefühl heraus für Ian), wird eine Liste herum gereicht, auf der wir unsre Namen eintragen und anschließend sollen etwas von uns erzählen. Wir stottern ein bisschen rum und werden immer wieder von ihm unterbrochen, entweder zu Verbesserungszwecken oder für Anmerkungen. Als ich von meiner "lil' sister" erzähle, werde ich empört angeschaut "That's amarican, please say little." ist das Statement dazu und ich werde klein und nicke, darauf grinst er amüsiert und bittet mich weiter zu erzählen. Nachdem wir damit durch sind, lobt er uns für unsere akzentfreie Sprache, das große Vokabular und unsere undeutsche Sprahmelodie. Dann ist Pause. Ich grinse Liz an, ich bin einfach zu glücklich mit der Situation, um mir zu überlegen, wie doof das aussieht oder dass sie mit dem Rücken zu mir steht. Wir gehen auf die Toilette und ich freue mich über die gut funktionierende Spülung.
Wir kehren in den Raum zurück, fünf Minuten vor Beginn, und schnacken noch ein bisschen mit Jojo und Frieda. Als es weitergeht, reden wir über unseren ersten Eindruck von England, es wird das Essen und das Wetter erwähnt, und ich bin einfach nur froh, wieder hier zu sein.
Anschließend gucken wir noch kurz auf eine Landkarte schauen auf London und Wheymouth und all diese spannenden Städte.
Als wir pünktlich um 12:20 Schluss machen, strömen auch alle anderen aus ihren Räumen und wir finden uns wieder am Bus ein. Als wir im Bus sitzen, tauschen wir uns über dies und das aus und ich inspiziere meine Lunchbox. Es gibt zwei Cheddarsandwiches, einen Müsliriegel, eine kleine Tüte Chips, einen kleinen Kuchen und einen kleinen Apfel. Es fällt das klein auf, richtig? Das liegt daran, dass man in England einfach so schlau ist, und kleines Essen für Lunchboxen entwickelt, das heißt es gibt das meiste auch im Miniformat.
Unser erster Stopp ist Christchurch, also unsre Hood, und wir kaufen Postkarten, und laufen ein bisschen über den Wochenmarkt. Das spektakulärste hier sind die Karotten, so dick wie mein Handgelenk, ungelogen. Wir gehen in einen 99 Pence-Store, in dem wir deutsche Kartoffeln finden, siehe Bild.
Und bei WHSmith mache ich meinen ersten richtigen Einkauf, eine geheime Zutat für das Glück meiner Mami.
Dann gehen wir in einen kleinen selbstständigen Laden, mit Designerklamotten, und kaufen noch etwas sehr geheimes, diesmal nicht für meine Mum.
Wir bemerken, dass wir schon ein bicki spät dran sind, und mach uns zügig auf den Weg zurück zum Bus. Doch zügig reicht nicht und wir werden von einer böse guckenden Frau Berger empfangen. Weiß gar nicht, was sie hat, 13:05 fährt der Bus, 13:04 waren wir da. Und wir sind nicht mal die letzten! Für eine Dreiergruppe müssen Frau Berger und Frau Waldt sogar extra losgehen und sie holen...und wir werden böse angeschaut, na ich hoffe, die haben ordentlich was zu hören bekommen.
Im Bus werden wir von unserem Guide Tom, aus der Sprachschule, ermahnt, von nun an pünktlich zu sein, bei ihm ist es mir peinlich.
Weiter geht es nach Bournemouth! Wir fahren an der Straße an der Küste lang und ich erhasche einen Blick auf die schönste Insel Englands: die Isle of Wight.
Es wird uns viel über die Stadt und alles drum herum erzählt, doch leider hört nur die vordere Hälfte des Busses zu. Wir kommen um 14:30 an, und als uns der Weg zum Primark (englisches Kleidungskaufhaus) beschrieben wird, mache ic Luftsprünge. Wir müssen erst um 17:00 wieder am Bus sein, also haben wir ausreichend Zeit für alles. Wir kommen auf dem Weg zum Primark an einem TopShop für Lisa, einem Buchladen für uns alle und einem Postoffice für Jojo und mich vorbei. Dann endlich, vier Briefmarken und einige abgelaufene Kalorien später, erreichen wir ihn! Primark! Wir stöbern, wobei wir uns immer wieder gegenseitig verlieren, weil der Laden so groß ist, und ich ende mit Jule, einem Shirt und einem Pulli in der Umkleide. Der Pullover sitzt nicht, aber das Shirt fleht mich an mitzukommen, und da kann ich einfach nicht nein sagen, besonders wenn es nur 3£ kostet. Auch Jule wird fündig und wir treten aus der Tür. Wir sind bestürzt, wir haben zwei tapfere Männer/Mädchen in dieser Schlachtverloren, doch wir beschließen, den Verlust zu verkraften, und einfach das nächste Ziel anzusteuern, in der Hoffnung, dass sie bereits vorgegangen sind. Also machen wir uns auf den Weg zu Strand und als wir 100m weiter auf Frau Berger treffen, und sie und aufhält, weil sie sehen will, was wir uns gekauft haben, holen die zwei Verschollenen uns ein. Frau Berger inspiziert neugierig, warum auch immer, unsere Einkäufe, und scheint unsere Findigkeit was neue Länder angeht toll zu finden. Wir verabschieden uns mit einem "See ya!" und gehen weiter zum Strand. Wir gehen durch einen wunderschönen Park, in dem es wieder zahme graue Eichhörnchen gibt und als wir am Strand ankommen, entschließen wir uns, mit dem dort aufgebauten Kettenkarussell zu fahren. Anschließend gehen wir noch kurz zum Strand, ich sammele Muscheln, Liz und Nisi rennen ans/ins Wasser, jedenfalls soweit, dass Liz' Hose danach nass ist und Jule trottet neben mir her. Die Zeit scheint uns an den Türen von Primark wie überflüssiges Gepäck abgenommen zu sein worden, denn plötzlich sind es nur noch 10 Minuten bis zur Abfahrt, und wir machen uns hastig die Füße sauber. Zweimal zu spät wäre wirklich peinlich, und zum Glück ist der Busparkplatz in Sichtnähe zum Strand, so dass wir überpünklich kommen.

Wieder Zuhause angekommen, öffnet uns Linzi die Tür und erklärt, dass die Eltern bald kommen. Wir nicken, und mit einem Blick ins Wohnzimmer sehen wir ihre zwei Kinder. Lana, ungefähr 4, ein unheimlich süßes Kind mit blonden Engelslöckchen und ihr Sohn, dessen Name mir Grade entfallen ist, ungefähr 9 Monate alt. Wir stellen unser Zeug ins Zimmer und setzen uns ins Wohnzimmer, als wir oben waren scheinen Daren und Karen wiedergekommen zu sein, doch alle, so auch Linzi und Kinder verlassen mit unserem Erscheinen Fluhtartig den Raum. Uns wurde so eben also auch die Daseinsberechtigung genommen...naja, vielleicht war es ihnen auch peinlich, oder sie wollten uns Freiraum lassen.
Zum Essen gibt es heute Spatetti Bolognese und ich bin gezwungen, die Soße mit zu essen, das das Essen bereits auf den Tellern drapiert ist. Es ist eigentlich recht lecker. Während des Essens wird Lana neugierig und schaut immer wieder in der Küche vorbei, und als wir mit essen fertig sind, ist sie soweit aufgetaut, dass sie uns sogar zeigt, wo wir das Geschirr hinstellen sollen.
Nach dem Essen machen wir einen kurzen Spaziergang vor zum Postamt und kaufen Briefmarken für Liz. Als wir das Haus verlassen wollen, werden wir von Lana gefragt: "Where are you two going?", und ich schmelze dahin.
Jetzt ist es 23:57 und Lisa schläft bereits wie ein Engel. Unten im Wohnzimmer wird Crossing Jordan geguckt, das höre ich an den Szenenwechseln.

Gruß an euch alle, ich hoffe, es gefällt euch soweit alles!
Specialgruß: Casi! Heute wurde bereits die erste Postkarte für dich gekauft, mal sehen, ob daraus noch eine zweite wird ;D

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