Donnerstag, 27. September 2012

Shitrope

Ich schreibe jetzt zwar über den Dienstag, aber mittlerweile ist es 22:00 Uhr am Mittwoch und so entschuldige ich mich schon jetzt für alle Fehler oder Lücken in der Erzählung. Eins aber noch vorweg: es scheint die Kotzerei in unserer Mannschaft um zu gehen, denn nachdem Jule so vorbildhaft damit angefangen hatte, war auch Nisi gestern (also am Montag) in den Genuss gekommen, sie hatten sich aber scheinbar beide erholt, denn schon am Morgen darauf sitzen beide wieder im Bus.
Es ist also Dienstag. Und zwar früh an einem verregneten Morgen, was den Tag nicht gerade besser beginnen lässt.
Es folgt die morgendliche Routine und ich bin fast schon ein bisschen enttäuscht, dass heute nichts spannendes passiert. Leider ist auch den Rest des Tages nichts spannendes passiert.
Heute steht der Besuch der HMS (diese Abkürzung steht übrigens für his/her majestys ship) Victory an, und dort geht es dann auch gleich morgens hin. Erst dürfen wir uns 10 Minuten das Museum zur Navy und zur Schifffahrt im Allgemeinen anschauen, wobei wir ein Knotenspiel, eine Parkbank, wieder ohne Park, und eine ganze Etage voller echten Galionsfiguren entdecken und dran vorbei wandern. Als wir uns dann alle wieder eingefunden haben, stapfen wie im trauten Nieselregen zum riesigen Schlachtschiff im nahe gelegenen Hafen. Es ist ein eindrucksvoller Ozeanriese, orange und schwarz bemalt und 5 Decks hoch, was wir aber erstmal nur von außen betrachten dürfen, da der erste Teil unserer Gruppe bereits auf dem Schiff ist und von einem Guide eine Tourführung erhält. Wir bekommen zwei deutsche Infoheftchen in die Gruppe geworfen, die dann jeder der will mal in die Hand gedrückt bekommt und dann dürfen wir endlich rein.
Es war sehr schön von außen, keine Frage, aber von innen ist es die Hölle! Für große, und auch normal gewachsene Menschen, ist es durch die niedrigen Decken eine Tortur, es ist dunkel und es mieft nach modrigem Holz und Jahre altem Zeug. Die meisten Decks sehen gleich aus, doch einige Highlights wie die Capitänskabine sind echt hübsch anzusehen. Ich weiß nicht, ob dem wirklich so ist, aber ich bin fast zu 100% überzeugt, dass die in Fluch der Karibik irgendwie mit dem Platz da drin getrixt haben. Naja, wie dem auch sei. Am Ende der Wanderung übers Schiff erwerbe ich ein Mitbringsel für jeden aus der Familie und als wir aus der Tür treten muss ich diese direkt in Sicherheit bringen, es schüttet nämlich wie aus Eimern.
Im Museum vom Anfang befindet sich ein kleiner Saal, in dem man sich einen Film über die Schlacht bei Trafalgar anschauen kann, wofür Jojo und ich uns einfach entscheiden um dem Regen aus dem Weg zu gehen. Weil wir so unheimlich beliebt sind, gesellen sich auch Liz und Jule zu uns und nach kurzer Wartezeit vor dem Saal darf unsere Gruppe von 10 Mann dann auch da rein. Zu dieser Gruppe gehören 75% der Lehrer sprich Frau Waldt, Frau Berger, Frau Lamm und leider auch Frau Schenk. 'Warum leider?' werden sie sich jetzt vielleicht fragen. Ich sage leider, weil sie die Angewohnheit hat, mit und auf englisch zu sprechen, sobald Engländer anwesend sind, ich glaube, damit will sie zeigen, dass sie es voll drauf hat, schließlich ist sie ja Englischlehrerin, da sollten so Dinge wie "Silence!" und "Over Here please!" ja drin sein. Das eigentlich schlimme daran ist aber ihre Aussprache. Ungefähr so schlimm wie Mannis, nur noch peinlicher, weil sie nicht englisch mit und sprechen müsste, und weil ich die Tatsache, dass sie das 'th' wie ein s ausspricht für eine Englischlehrerin ein bisschen schwach finde. So sitzen wir also, blamiert vor der Frau an den Tresen, auf den zwei Bänken und sehen uns den Film an. Anschließend geht es dann in zwei weitere Räume, mit Wachsfiguren und einem 3D-Modell des Schlachtplans, in denen uns auch nochmal durch Lautsprecher Auskunft gegeben wird.
Dann sind wir durch, was ich eigentlich schade finde, weil mir das echt gefallen hat, und haben immernoch eine gute halbe Stunde bis der Bus abfährt. Gerade als wir schon befürchten, wir müssten kulturell interessiert durch die Stadt laufen, wirft sich ein weiterer Souvenirshop vor unsere Füße und wir können nicht anders, als sein Flehen zu erhören. Wir kaufen dort dann auch tatsächlich etwas und sitzen dann geldtechnisch erleichtert wieder im Bus, der uns zur Schule bringt. Jop, ganz genau, heute ist der Plan nämlich umgedreht und so haben wir jetzt noch bis um 17:00 Schule. Wir kommen in Ians Raum, kein Ian in Sicht. Zum Stundenbeginn taucht er dann aber glücklicherweise auf und wir fangen wie gewohnt an. Er ist empört über die Tatsache, dass wir das Schiff langweilig fanden und beginnt daraufhin gleich, uns viel über das Schiff zu erzählen, was den Ausflug ungefähr 100 Mal spannender gemacht hätte. Als er von den Toilettengängen erzählt, insbesondere von dem Seil, dass als Papierersatz verwendet wurde, entsteht die heutige Überschrift. Gerade als er den Satz "Und dieses Seil für...naja, ihr wisst schon Shit, nennt man-", unterbricht ihn Liz mit "Shitrope!" es wird gelacht und wir werden aufgeklärt, dass es leider nicht Shitrope sondern Towrug heißt und uns wird auch erzählt, wieso man heute sagt, dass man die Katze aus dem Sack lässt und vieles, vieles mehr (bitte googlen oder bei Interessen einfach in einem Kommi die Geschichten anfragen, die er uns erzählt hat, dann gibts dazu nen extra Post).
Außerdem lernen wir das Lied 'London's burning' und die zwei letzten Zungenbrecher unserer Reise. Das Highlight der Schule ist aber mit Sicherheit die Ballondebatte. Die Grundidee ist folgende: man bildet Teams (in unserem Fall 5) und jedes Team stellt eine berühmte Persönlichkeit vor. Diese Persönlichkeiten sitzen nun alle in einem löchrigen Heißluftballon (bitte fragen die mich nicht, wie Obama, Sophie Scholl und das Baby von George Clooney in einen Heißluftballon kommen!) und am Ende jeder Ründe wird durch alle Mitspieler eine Person aus dem Ballon gewählt. Das Ziel einer jeden Gruppe ist es, Argumente für seinen Charakter als einzigen Überlebenden zu präsentieren und die anderen dann zu überzeugen, und das alles auf englisch.
Wir wählen Barak Obama, und als die erste Gruppe voller Stolz ihre Persönlichkeit Barak Obama vorstellt müssen wir auf Plan B umsteigen: Herr Vettin, unseren Physiklehrer. Wen wundert es, dass wir in der ersten Ründe aus dem Ballon geworfen werden?Mich jedenfalls nicht wirklich.
Als Jojo, Liz und ich dann in der 2. Pause draußen stehen und Ians Auto bewundern, sind wir nicht unauffällig genug und er kommt zu uns. Verstehen sie mich nicht falsch, ich mag ihn, aber 20 Minuten lang ein Gespräch über Autos zu führen...nah ich weiß nicht. Es entpuppt sich aber als ganz witzig, besonders als er uns dann anbietet, und doch mal rein zu setzten. Die Pause geht also sehr schnell vorbei und wir Voten ein letzten Mal. Obama gewinnt, und wir ärgern uns schwarz. Haha!
Dann geht es nach Hause und uns wird zur Abwechslung mal direkt die Tür aufgemacht. Nach 15 Minuten in unserem Zimmer gibt es dann Essen, etwas, worauf ich mich schon die ganze Zeit freue. Es gibt englische Würstchen mit Kartoffeln (aus der Tüte, aber ohne Minze :D), Karotten und Brokkoli. Klasse, ich mag vegitarisches Essen ja sehr und so tausche ich meine Ih-ba-ba-Würstchen gegen Kiberlys Brokkoli, denn sie scheint zwar genauso mekelig wie ich, aber einfach anders gepolt zu sein.
Dann gehen wir wieder hoch und machen uns einen shönen Abend. Halt so wie immer.
Jetzt liegt Liz in meinem Schoß und schläft seelig, ich weiß nicht, wie sie dort hinkommt.

Liebe Grüße an euch Zuhause! Bald hat Berlin mich wieder, so auch seine Einwohner :D
Specialgruß: Du! Danke fürs Lesen und wenn's mal passt einfach mal einen netten Kommentar dalassen! Danke dir, random Leser!

1 Kommentar:

  1. Hey Janica!

    Hab mich eben mal angesprochen gefühlt!
    Das mit dem Schiff hört sich echt super spannend an! Dein Bruder hätte sicher auf allen Vieren kriechen müssen um sich das anschaun zu können *fg*

    Viel Spaß noch!

    Liebe Grüße aus dem gerade halbwegs sonnigen Berlin!

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