Donnerstag, 20. Februar 2014

Froemy der Obersheddar

 
Wir sitzen in einem Bus mit 2 Bibliothekarinnen, es ist sehr still und wir schauen andächtig nach draußen, als der Buslautsprecher plötzlich viel zu laut Liz' und mein Lied spielt. Als wir erschrocken zusammenzucken realisiere ich erst, dass das nicht der Buslautsprecher sondern mein eigener Handyklingelton ist, und entschuldige mich überschwänglich beim ganzen Bus. Dann werde ich wach und bewundere im Stillen mein Gehirn dafür, Geräusche so nahtlos in meine Träume einzubauen während ich mich nochmal umdrehe. Beim zweiten Klingeln bin ich dann endgültig wach und stehe mit den anderen, außer Mona, auf um mich fertigzumachen. Die Badaufteilung ist für ein 6er Mädchenzimmer überraschend unkompliziert und so sind wir, auch Mona^^, ungefähr 7:50 Uhr fertig gekleidet und hergerichtet, sodass wir ziemlich pünktlich um 8:05 Uhr unten in der/dem inhäusigen Bar/Restaurant/Frühstücksbüffet für Gäste, zusammen mit ungefähr allen anderen, ankommen und uns in die Schlange zum Büffet einordnen. 
Das Frühstück hier ist alles in allem so gestaltet, dass es auch normalen Menschen möglich ist nicht zu verhungern, und ich finde es überraschender Weise echt gut, zumindest den essbaren Teil. Es beginnt mit einem Büffet aus Obst (Grapefuit, typisch Britisch, Apfel, grüne Bananen, Orangen, Honigmelone), Müsli und 2x Kornflakes, Joghurt in Bechern, Tomaten (nicht gebraten, aber angewärmt also Ih), Bacon (english, nicht american), baked Beans, Kartoffelkrokettendreiecken, Haggisscheiben (tut mir leid, davon wird es keinen Erfahrungsbericht geben, weil ih), Sausages, und Rührei (ich glaube das war's), von dem man sich 6 items aussuchen kann, an dem man dank des Andrangs aber heute erstmal so vorbeigeschwämmt wird, dass es schwer fällt rationale Entscheidungen zu treffen und geht dann weiter, nachdem man die Auswahl an an einem vorüberziehendem Essen auf seinen Tisch gestellt hat, zu einer Art Barinsel (normalerweise ein Tisch) an dem es Toastbrot (weißes oder "Vollkorn"), 2x Marmelade, Zucker (in einer großen Schüssel, schrecklich!), Kaffee, Milch, Butter und den Gastoaster gibt. Fotos gibt's morgen!
Im Strom des Essens und der Angst nicht satt zu werden, nehme ich mir ein Stück Melone, einen Toffee-Joghurt, einmal Bacon (also 2 Scheiben) und eine Portion Rührei, bevor wir von Eindrücken überwältigt zu einem Tisch torkeln. Dann erst entdecken wir auch die Toastinsel, wir hatten kurz Angst, sie würden uns kein Brot geben, und stellen uns an die enorme Schlange vor dem Toaster. Wir geben aber sehr schnell auf, wir sind eben nicht so schlangenvernarrt wie die Briten, und nehmen uns einfach so Toastbrot und Butter mit. Eine schlechte Entscheidung, wie wir schnell feststellen, denn das Brot hat eher die Konsistenz von Schaumgummi als von...Brot eben, was die da falsch machen ist mir auch ein Rätsel. Aber wir überleben das Brot und essen weiter. Bacon (den nur ich habe), Obst, Müsli, Kornflakes, Kartoffelecken und der Kaffee werden von uns als mindestens 'essbar' eingestuft, und wir werden satter, als ich erwartet hatte. Ein Patient macht uns allerdings in Form, Farbe, Geschmack und Konsistenz Sorgen: das Rührei! Es ist ungesund blasst und es nässt den kompletten Teller voll, Verbandswechsel zwecklos. Außerdem besteht es den Elchtest nur durch überragende Formbarkeit, es wirkt wie gerade so festgeworden. Nach widerwilliger Geschmacksprobe müssen wir den Patienten dann endgültig für tot erklären, es schmeckt eher nach Milch mit Spuren von Eipulver als nach gutem alten Hühner-,Spatzen-,Tauben-, oder überhaupt irgendjemandes Ei. Mona hat sich außerdem bei der Frage Wasser oder 'Orangensaft', was eher orangen Saft darstellte, für eben jenen entschieden, und aus Berichten meiner Mädels schmeckte er nach flüssigem Nimm2...wer's mag. Wir gehen also mehr oder minder gestärkt auf unsere Zimmer um unsere Sachen für die Besichtigung des Castles um 9:30 Uhr (9:00 Uhr Abgang) zu greifen und uns loszumachen. 
Der Weg zur Burg ist nicht sonderlich aufregend, außer der überragenden Architektur natürlich, wegen der, also wegen dessen Dokumentationsbedarfs seitens Foto, Froemy und ich auch bald unsere Gruppe 'verlieren', ist aber nicht schlimm, denn alle, und damit meine ich all, Touris sind dahin unterwegs, also lassen wir uns einfach treiben und kommen auf dem Vorplatz an.
Da die Burg auf einem Berg steht, ist es uns von dort aus möglich auf die gesamte Stadt Edinburgh herabzublicken und in die ewigen Weiten des Horizonts zu starren auf der Suche nach Antworten auf philosophische Fragen. Theoretisch zumindest. Heute ist es mit Aussicht offensichtlich schlecht, muss man ja auch ein bisschen mit sparen, ist ja erst die Hälfte der Woche, vom Nebel haben sie dafür anscheinend genug, denn den drehen sie uns nun statt dem View an. Sieht auch nicht schlecht aus, zugegeben, aber so Foto- und Blicktechnisch ist der Rahmen der Möglichkeiten eben sehr...sagen wir begrenzt.   Davon lassen wir uns aber nicht abhalten, wer könnte das schon, und es entstehen ein paar nette Fotos vor einer weißen Wand. Da es bei der Ankunft noch nicht ganz 9:30 Uhr, also die Öffnungszeit der Burg, war, haben sich mittlerweile die Touris der Stadt hier versammelt und wir sind froh, als die Zäunchen zur Zugbrücke geöffnet werden. Auf dem Eingangsbogen der Burg steht in großen Lettern "Nemo me impune lacessit" und während wir noch Rätseln was es heißt, meint Liz "Da steht bestimmt gar nichts spannendes sonder einfach nur 'verpisst euch, das ist mein Schloss' oder so!". 
Wir betreten also die, nun ein wenig entheiligte, Burg und stellen uns neben die Warteschlange, damit Fr Kähler und Fr Dr Köbsch mit einem Gutschein unsere Karte. Erwerben können, was eine ganze Weile dauert. Wir bekommen dann, als die Karten beschafft sind, unsere Möglichkeiten: Macht eine Tour mit Guide, kauft euch einen Audioguide, oder wandert hier alleine rum, vorgestellt und ich plädiere bei meinen Mädels auf Tour mit Guide, verliere aber gegen die absolute Mehrheit des Alleine-Laufer, Scheiß Demokratie, wer denkt sich solche fehlerhaften Systeme aus?
Wir streifen also alleine als Gruppe von desinteressierten Jugendlichen herum und sehen uns die Kronjuwelen, den Birthroom, eine Art Gedenkstätte und noch einiges an, von dem ich leider nur sehr wenig erfahren habe, da fehlte mir irgendwie jemand, der Ahnung davon hat...so jemand wie...ein Tourguide! Aber gut, wie dem auch sei. Alles ist tatsächlich sehr interessant, auch wenn ich über die fehlenden Livingquaters ein wenig überrascht bin. Bei den Kronjuwelen sehen wir den berüchtigten Stone of Destiny oder auch Stone of Scone, der Jahrhunderte lang unter dem Stuhl der Queen lag und als hoch wertvoll und wichtig gilt, auch wenn keiner mehr weiß warum, da der eigentliche Grund, den auch ich sehr nebensächlich finde, warum man sich einen riesengroßen Stein unter den Stuhl legt, über die Zeit vergessen wurde, sodass man sich nun allerlei Sagen über die Herkunft und Bedeutung des Steines ausdenken muss, um nicht wie ein Trottel dazustehen.
Die Gedenkstätte ähnelt einem Kirchenschiff ohne Altar, außer einem kleinen in einem Nebenraum,  in dem ungefähr 20 Bücher mit Namen liegen. Es sind die Namen von verstorbenen Schotten, die während den Kriegen gedient haben, in einigen Büchern steht sogar, ob sie im Krieg, ans Wunden davon oder erst danach Zuhause verstorben sind.  An den Hallenwänden laufen mehrere Spruchstreifen wie "Die Seelen der Verstorbenen sind bei Gott, ihnen kann kein Leid geschehen.", entlang und auch die Frauen der Männer werden für ihre Stärke erwähnt, geehrt und auch bedauert, auch sie sollen an Gott glauben und auf seine Güte vertrauen. Ich weiß nicht, ob es leicht ist an Güte zu glauben, wenn man den Mann in dem Krieg verloren hat, der um einen wütet, aber die Geste der Anerkennung, des Bedauerns und des Wissens um den Verlust rühren mich in einem stillen Moment im Nebenzimmer zu Tränen und ich bin dankbar, auch wenn es grausam klingt, dass der Krieg für uns 'nur' eine Meldung in den Nachrichten ist. 
Wir sehen uns noch einiges anderes an, doch nichts davon ist in Erzählungen in irgendeiner Art, gerade ohne eine Guidetour, besser darzustellen als wenn man es live sieht (Achtung, diese Werbung könnte sie zu einem Schottlandurlaub anregen, ich übernehme keinerlei Haftung.), und als wir fertig damit sind, gehen wir in den obligatorischen Giftshop und blödeln ein wenig mit...allem rum. Natürlich komme ich nicht drum herum einen 'Edinburgh Castle' Beutel und ein kleines Mitbringsel käuflich zu erwerben.
Da unser Programmpunkt Burg jetzt abgeschlossen ist, und der Rest des Tages für uns frei ist, begeben wir uns, wie gestern, auf die Princessstreet, eine der 2 großen Straßen in unserer näheren Umgebung um für Froemy einen Gürtel bei Primark und Essen für Mittag und Abendbrot für uns alle bei M&S zu besorgen. Wir steigen in Bergsteigermanier die Burghügel hinab und bald haben wir uns, selber Grund wie immer: Fotos, ziemlich auseinander gezogen. Als ich gerade Jule und Liz sage, sie sollen nur kurz warten, bis die letzten von uns aufgeschlossen haben, rennt Mona an uns vorbei ihr Gesicht verdeckend und mit hochrotem Kopf und Ninas schallendes Lachen hallt durch ganz Edinburgh. Auf die Frage was los sie versucht Nina zu Atem zu kommen und meint:" Naja, Mona wollte halt Ihre Zunge im Fenster eines Autos angucken, weil sie wegen ihres Lutschers schwarz ist, und sie dachte da säße keiner drin, wegen dem Lenker auf der anderen Seite....aber naja, da saß dann schon irgendwie einer.", daraufhin prusten wir alle los und Mona schaut vom Fuß des Berges böse zu uns hoch. Als das Auto dann auch noch ausparkt um ebenfalls den Berg runterzufahren, können wir uns gar nicht mehr halten. Noch den ganzen Weg zu Primark finden wir das und viele andere Dinge wahnsinnig komisch, sodass ich befürchte, wir versetzen die Bürger hier als Unter Drogeneinfluss stehende Hooligans in Angst und Schrecken.
Bei Primark angekommen, haben wir uns im Rahmen unserer Möglichkeiten auch wieder besucht und beschließen bald, weil keiner so richtig Lust auf Shoppen hat, ein paar von den Overalls, die es hier in wunderschönen Themen und Tieren gibt, anzuprobieren, gesagt getan, Foto unten (man beachte die Überschrift am Spiegel: Amazing Fashion!), hui das macht Spaß und außerdem können wir jetzt von uns sagen, dass wir auch das mal getan haben.
Weiter geht es, zumindest richtungstechnisch zu M&S, doch zwischendurch machen wir noch bei einer Drogerie, einem Laden für amerikanische Süßigkeiten und einem Buchladen Halt, ohne wirklich etwas zu kaufen, außer Nina, die scheint in jedem Laden was zu kaufen. Dann aber, endlich! Ankunft am Tagesziel! Es ist schon wieder Essen...aber was für Essen, meine Güte Hüte Hüte! Wir suchen nach Fertiggerichten für die Mikrowelle und werden nicht nur fündig sondern praktisch beim Betreten des Ladens damit beschmissen! Das komplette Sortiment scheint darauf ausgelegt zu sein, so wenig wie möglich selber zu machen, und wir sind bestimmt eine halbe Stunde damit beschäftigt, in den 5 Regalen von Fertigessen rumzuwandern, unfähig eine befriedigende Entscheidung zu treffen ("Ich will das und das und das und das und das. Oh und das da! .....") doch irgendwie schaffen wir es doch, ich verlasse den Laden mit einer Flasche Wasser (2Liter!!), einer Packung Snackschokoladengebäck, glutenfreien Crumpets (Foto kommt), einem Stück Cheddar und einem Cicken Curry, und Liz hat Wasser, Sandwiches und einmal Cottage Pie (Hackfleisch in Soße mit Kartoffelbrei überbacken) mit Erbsen, Karotten (?) und Blumenkohl mit Käse.
Jetzt sind wir fertig und zwar richtig, also entschließen wir uns für schnellstmöglichen Rückzug ins Hostel um ein bisschen zu pausieren und Mittag zu essen.
Nachdem wir uns zum Hostel geschleppt haben werden wir unser Zeug ab und gehen in die Küche um uns essenstechnisch vernünftig zu versorgen. Sie ist schön sauber, aber der Toaster ist bedienungsunfreundlich, zumindest für Menschen wie mich, von 4 Schlitzen toasten die äußeren richtig und die anderen nur einseitig, glaube ich zumindest, außerdem gibt es als Auswahl die Stufen 2,3,4 und 6...ich weiß nicht wie, aber irgendwann waren meine Crumpets und Monas Bagel dann auch getoastet und wir konnten essen. Die Fertiggerichte hier sind, wahrscheinlich wegen des begehrten Marktes, superlecker und es macht Spaß sich wie ein richtiges Menschlein selber Essen zu machen.
Gestärkt gehen wir nach oben und lassen uns in den Flur fallen um die Pause sinnvoll mit Internetbenötigenden Tätigkeiten zu füllen. 
Dann geht es aber wieder los, so gegen 3 pm machen wir uns ein 2. Mal auf den Weg, diesmal zur PrincessMall, einer unterirdisch gelegenen Mall auf derPrincessstreet, die sich leider als ein bisschen öde entpuppt, aber was soll's. Auf dem Weg dorthin zwinge ich meine Mädels in mehrere Schottenläden, ich muss mir einen Überblick verschaffen, schließlich habe ich von meinem Bruder Auftrag bekommen, eine karierte Decke zu kaufen (Carsten, die sind alle voll kratzig!!). Nachdem ich einer Verkäuferin versprochen habe sie wiederzubeehren, wenn ich das Geld dabei habe, weil ich sie zwecks Maßeinsicht zum Auffalten der Decke gezwungen habe, kommen wir dann auch in der Mall an, in der wir lustlos in zu teureren Läden mit schlechter Musik herumstreunen bis wir aufgeben so zu tun als wären wir echte Mädchen und uns zu McDonalds im FoodCourt der Mall setzen. Wir sitzen eine Weile dort und es scheint auch unter den Schotten nur soetws wie eine Notlösung zu sein, hierherzukommen, denn es sind überwiegend Jugendliche in ihrer Punkphase und Singels hier unterwegs. Als Nina uns dann darauf aufmerksam macht, dass dort "die Checker" (Männer in bestem Fortpflanzungsalter mit sehr aussagekräftigen Cappies) drehen wir uns alle ruckartig, also ganz unnauffällig um, um sie uns anzuschauen, aber Mona dreht sich leicht enttäuscht wieder zurück:"Man, ich hab Cheddar verstanden! Ich dachte da wär irgendwas leckeres!!!", woraufhin wir alle zu laut für eine so unterbesetzte Mall anfangen zu lachen und auf den Tisch zu hauen. Als wir uns wieder beruhigt haben, hat Froemy gerade erst richtig angefangen über die Komplexizität, die ich da jetzt reininterpretiere, damit Froemy nicht 10 Minuten über die Checker-Cheddar Verwechslung gelacht hat, zu lachen und es weitet sich bald zu einem Sabber-Wein-Zitter-Lachkrampf aus. Ein neuer Runninggag und darauf aufbauend später auch der heutige Titel sind geboren. 
Nachdem Froemy sich weitgehend beruhigt hat, verlassen wir die Mall und gehen nochmal auf die Princessstreet um zu sehen, was sich so findet. Wir gehen in 2 oder 3 Läden ohne auch nur wirklich zu gucken und letztendlich splitten wir uns in eine Truppe, die nochmal zu M&S muss, weil sie vorhin nicht mitgekommen sind, eine, die wieder ins Hostel geht und mich, Liz und Froemy, die nochmal in den Buchladen wollen. Ich erwerbe nach langem Ringen ein Buch für meine Schwester, eine Postkarte sowie eine Tüte Toffee (ich mag doch gar kein Toffee?! Blöder Kaufrausch!) und Liz und ich kaufen aus einem buy 2 for £10 jeder ein Edinburgh/Schottland Shirt für, Mathegeniesn aufgepasst: £5 each. Dann machen wir uns auf den Weg nachhause, wir können nicht mehr, nicht ohne dass Froemy im Laden vom Hinweg ein Parfüm kauft, man gönnt sich ja sonst nix.
Im Hostel angekommen planen wir um 20:00 Uhr essen zu gehen, aber bis dahin ist noch zeit, also gehen Liz, Froemy und ich, nach Einer Partie Hut-Zielwerfen, nochmal los, um etwas zu kaufen und eventuell sogar Briefmarken zu erwerben. Schon auf den ersten 100 Metern wird uns allerdings klar, das Vorhaben 1 wegen Bürgersteighochklapperei soeben verstorben ist, bleiben noch die Briefmarken. Wie wandern die uns noch unbekannte Straße entlang bis zum einzig offenen Geschäft, eine Art Späti mit Stil, er verkauft sogar Deutsche Salami, und ich frage den Verkäufer, ob er Stamps für uns habe. Nein, sagt der, er habe keine, aber im Postoffice wären diese zu kaufen (ja ach nee, danke für den Tipp...) das habe jetzt aber schon zu, hier sind die Schließzeiten  ordentlich, wie in Deutschland. als ich protestiere, dass unsere Läden nicht um 6:30 Uhr die Läden dicht machen, fragt er, wo wir herkommen. Deutschland, antworte ich und er erklärt uns, es gäbe ja ganze 6 Deutschländer, er wäre "a Smart Guy!" Er müsse das wissen, und beginnt sie aufzuzählen. Leider verstehe ich nicht alle, aber mit dabei sind Ostdeutschland, die Deutschen, die in Mallorca Urlaub machen, Bayern und das geographische Deutschland (also alle). Dann ist er der Meinung uns seine schauspielerischen Talente zu zeigen in dem er uns den seiner Meinung nach berühmtesten Deutschen zeigt ("Not Beckenbauer, Not schwanrzensgger!"). Wir bekommen eine herzallerliebste Merkel Parodie mit Machtraute und Marionettekinnfalten zu sehen, und ich Sage ihm, ich hätte selten eine so schöne Merkel gesehen. Dann verabschieden wir uns, ohne Briefmarken, ohne gar nix, aber mit einem Lachen und einer schönen, wenn auch skurrilen Erinnerung. Auf dem Weg ins Hostel kommen wir an einem Kiltträger vorbei und sind bereit ihn "Are you a Real Scotsman?" Zu fragen (Liz bringt sich in Sicherheit auf die andere Straßenseite), aber er telefoniert und dann geht er auch noch weg, also müssen wir das auf ein andermal verschieben.
Als wir ankommen holen wir die anderen und gehen runter in die Küche um unser Abendbrot vorzubereiten. Mein Curry schmeckt bestens, nicht wie Curry sondern eher süßlich (wie MauritiusHuhn) und beinhaltet Rosinen, die überraschenderweise ganz gut passen, und auch das Essen der anderen ist gut. 
Der eigentliche Plan vom Kartenspielen fällt ins Wasser, und Jule, Liz und ich eisen uns von den anderen los um uns langsam in die Dusche und ins Bett zu begeben, was die anderen beiden auch schon vor 1 Stunde geschafft haben, aber jetzt von ich ja auch so weit.
Morgen geht's den ganzen Tag nach Glasgow, soll ja nicht die sauberste Stadt sein, aber wer aus Berlin kommt...

Zur Abwechslung mal Liz Mantra heute: Jeder Gang macht schlank, jeder Gang macht schlank, jeder...

Für Chenoa:
Liebe Chenoa, heute habe ich mir eine Burg angesehen. Sie ist riesig und steht auf einem hohen Felsen, die Aussicht von dort war schön. Heute habe ich ein Geschenk für dich gekauft, ich hoffe es gefällt dir!













Dienstag, 18. Februar 2014

Ich bin voll stunned by the architecture


Von hoch vom Himmel komm ich her, ich muss Euch sagen, es regnet gar nicht, voll öde. Aber, wie immer, fange ich mal da an, wo's anfing:
Kurz vor einer viel zu frühen Uhrzeit werde ich heute lieberweise von meiner Mama und Schwester wachgemacht, denn mein Wecker hätte erst um 8:00 Uhr geklingelt, also viel zu spät um den Abzug meiner Lieben mitzuerleben. Nach einem reichlich verschlafenen und dankenswerten tränenlosen Abschied um 6:50 Uhr entscheide ich mich gleich wachzubleiben, um meine geliebte Last-Minute-Panik noch besser auskosten zu können. 
Die geplante Generalüberholung (duschen, nägel schneiden, zähneputzen etc.) ist leider schon viel zu früh erledigt, sodass ich bald zu meiner geheimen Mission ansetzte: Liz an den Rande des Wahnsinns treiben!
Ich beginne also meine Horrorvisionen von nichtgebuchten Gepäckstücken, a la "Wie Koffer? Wir hatten doch gesagt  wir fliegen nur mit Handgepäck!", und dezimierter Gruppenzahl ("Stell dir mal vor, alle anderen außer uns und zwei anderen müssen wegen dem Belehrungszettel hierbleiben...!", aber man muss sagen, bei einem hätte es heute beinah geklappt!) an ihr auszuleben, was sie alles sehr gelassen hinnimmt, sie empfiehlt mir allerdings mal zu "chillen" woraufhin ich versuche, mir eineTasse voll Fertigmilchreis zu machen. Es ist schon eine kuriose Sache mit den Fertiggerichten. Alle sagen immer, man verlerne das Kochen, wenn man zu lange nur von solchem "essen für Dummies" lebt, aber holla, dafür lernst du Multitasking vom Feinsten sowie die Fähigkeit zwischen Serviervorschlag (das Äquivalent für die Fastfood-Neulinge wäre die Lüge) und dem eigentlichen Gericht (der Realität) zu unterscheiden. Lange Rede gar kein Sinn, jedenfalls hat das blöde Zeug nichts besseres zu tun, als in einem unbeobachteten Moment über den Rand der Tasse zu quellen und sich in einer gleichmäßigen Matschpfütze in der Mikrowelle zu verteilen. Ich wische alles auf, lasse mich von Liz auslachen und hole mir von gegenüber eine neue Tüte. So geht auch diese Wartezeit vorbei und bald ist es 10:30 Uhr, die verabredete Zeit für meinen Abholer (danke Jony!) aufzutauchen, was er auch mit relativer Pünktlichkeit tut, sodass er mich um 11:40 Uhr in Schönefeld absetzen kann. Ich danke ihm und sichere mich ab, dass er mich, falls ich weinend anrufen sollte, abholen kommt. Dann winke ich und gehe in den Terminal A. Nach kurzer Zeit trifft auch eine Gruppe der Anderen frontal auf mich und wir begeben uns nach kurzem Geplänkel zur Easyjetabfertigungsstelle (groß, signalorangefarben, zumindest von außen ziemlich schwer zu übersehen) und finden da auch Frau Kähler und Frau Dr. Köbsch, die uns unsere Boardingtickets zum Gepäckabgeben in die Hände drücken, doch bevor ich mich mit Jule entgültig zum Kofferschalter begeben können, werde ich nochmal von Liz angerufen, diesmal weniger um zu fragen wo wir sind, sonder eher um zu fragen wo sie sind. Nach einer kurzen Odyssee aus "An welchem Terminal-ja A, da bin ich au- ach ihr seid oooben! Ja okay, macht das, und dann nicht bewegen, ich hol euch ab." Bei der ich mich einer genauen Schuldzuweisung entsage, finden wir uns dann doch noch und bringen gemeinsam unser Gepäck zum Schalter und nach kurzem Warten können wir dann auch Flüschkaitn und Lepptopp bei der Sicherheitskontrolle vorzeigen. Habe dabei gleich mal meinen ersten Vorsatz von gestern gebrochen und beim Durchtreten des magischen Bogens natürlich als einzige von meinen Leuten gepiepst. Das heißt, natürlich piepste nicht ich persönlich, sondern das nette Gerät, doch nachdem ich der netten Tasterfrau versichern kann, dass ich weder im linken noch im rechten Schuh eine Machete oder Kalaschnikow versteckt habe (das schickt mir meine Mama ja nach) darf auch ich gehen und nach dem obligatorischen Gang durch die Dutyfreeshopabteilung und einer gefühlten 3-stündigen Wartezeit in der unser Pilot mit den anderen unser Gate ausknobeln muss, geht es los zum Gate 62 zum Boarding. 
Die Passkontrolleure gucken heute nichtmal böse, was ich ein bisschen enttäuschend finde, aber dafür werden sie vielleicht nach den Budgetkürzungen nicht mehr bezahlt, wer weiß. Im Boardingvorraum angekommen bleiben uns leider nur Stehplätze zur Auswahl und so gucken wir über die Köpfe der anderen hinweg zu, wie unser Flugzeug angerollt kommt und die Passagiere rausgeworfen werden, als plötzlich der Feueralarm losgeht. Die eigentlich passende Panik bleibt bei den Bald-Fluggästen aus, bis auf ein kleines Mädchen, dass sich erschrickt und wie angewurzelt stehenbleibt. Zufälligerweise ist es das selbe Mädchen, das gerade mit einem beherzten Griff an die Türklinke nach draußen den Feueralarm, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits langsam aber sicher in unser aller Gehirn bohrt, ausgelöst hat. Ihr Vater steht galant auf nimmt sie an der Hand und sagt "Oh no, stop" während er sie wieder zu ihrem Platzt führt. Es kommt eine Flughafenangestellte Marke "ich hasse meinen Job" von außen vorbei, öffnet kurz die Tür, steckt mit angewiderter Miene ihren Kopf durch den Spalt geht wieder von hinnen. Sänk Ju for träweling wis Iesie dschätt, joar Säiftie is importänt tu as. Nach einer Ewigkeit, in der unsere Gehirne langsam durch beide Ohren herausfließen, kommt dann auch ein sehr entspannter weiterer Mitarbeiter, dessen Abteilung das wenigstens zu sein scheint, und kümmert sich liebevoll (Schlüssel in Schloss und die liebe Seele hatte Ruh). Alle Gäste applaudieren und der Mitarbeiter, nun in besserer Stimmung, bedankt sich mit einem Knicks. Im Abgang sagt das kleine Mädchen dann noch ganz demütig zu ihm "Tschuldigung..ich war's" ein kollektiv "Awww" geht durch den Raum.
Kurz darauf sind dann alle Passagiere von vorher aus dem Flugzeug raus und das Hauen und Stechen um die Plätze kann losgehn! Ist recht langweilig, jeder hat Platzkarten, schade aber auch. Ich sitze neben Liz (Fenster) und Nina (Gang) wo ich ab und an mal den Vermittler für die wirklich unverständliche Anweisungen in Schottisch spiele "Nah, ejchfufhfbejdcbjsjjcb jacket!" - "Mhhh was?" - "Sie meint, wir sollen die Jacken da nicht rein tun."
Die Safetyshow ist langweilig, easyjet scheint nur noch Stewardessen aus der Kategorie "Boah Ey Nee Jetze!" einzustellen, aber hey, die sind ja auch nur Menschen.
Das Takeoff ist wie immer der Hammer und als ich in den Sitz gedrückt werde grinse ich Liz blöde an "Wenn ich jetzt sterbe, sterbe ich glücklich!","Mhm, wenn ich jetzt sterbe bin ich sauer.", sagt sie trocken und dreht sich wieder zum Fenster. Peh, dann halt nicht.
Ab und zu macht das Flugzeug dann noch unheimlich beunruhigende Geräusche, aber als Liz mich mit Reh-vor-Auto Augen anguckt versichere ich ihr, dass sich jedes Flugzeug immer an dieser Stelle so anhört. Nebenbei mache ich mir sehr souverän beinahe in die Hose.
Die Fluglotsen (die ich konsequent böse angucke, ich mein, die Safetyshow ist ihr Job, den können sie doch wenigstens gut machen...) laufen 3 oder 4 mal mit dem Trolley durch den Gang und bieten ihre überteuerten Waren feil. Ein Brötchen mit lecker Ziegenkäse für nur 7,90€ es fällt mir schwer, bei diesem Angebot nicht zuzuschlagen, aber ich mag ja keinen Ziegenkäse, puh, Glück gehabt.
Bei der Landung fliegen wir diverse Manöver die mich eher an Kampfjets als an Landebahnanflug erinnern, aaaber gut, er ist ja der Pilot, ich red ihm da nicht rein. Sicher auf englisch-ähm schottischem Boden angekommen werden wir ohne Zwischenfälle durch die Passkontrolle und die Gepäckannahme gelotst, nach wie schnöde einfach ist die Welt. Wir steigen in eine Bus (mittlerweile haben wir bereits 3 mal nach angepriesenem WiFi gegeifert, aber nie welches bekommen) und Schleifen unsere Koffer in den oberen Teil des Doppeldeckers um mit diesem bis zur Waverly Station zu fahren. Auch der Bus wird mit "Free WiFi in Board", ein Beschiss vom Feinsten hier mit dem Netz, wieder kommen wir nicht rein und sind so gezwungen die architektonischen Wunder dieser Stadt zu betrachten. Ärgerlich, sehr ärgerlich aber nicht zu ändern. Nein, aber Spaß bei Seite, die Stadt ist faszinierend und zwar nicht nur fast. Je weiter man in die Innenstadt kommt, desto größer und eindrucksvoller werden die Gebäude, und ich habe Mühe den Anblick in Worte zu fassen, das muss man sich bei Gelegenheit einfach mal antun!
Nach der kurzen Busfahrt steht noch ein Stück Fußmarsch von der Brücke (lyncht mich, ich habe 0 Ahnung wie das hier alles heißt!) bis zu unserem Hostel an und die Faszination nimmt kein Ende. Liz gibt mal wieder den Anstoß für den heutigen Titel. 
Wir inspizieren kurz unser Hostel und unser Zimmer, welches einsame Spitze, im wahrsten Sinne des Wortes (5. Etage) ist, und machen uns dann für den Rest des Abends auf den Weg in die Stadt, nicht für Kultur, nicht für Nightlife, nein, für Essen! Denn wir haben Hunger! Und Durst, man was haben wir einen Durst, das glaubt man nicht, seit dem Sicherheitscheck heute um 13:00 Uhr gab es für uns nämlich schon nichts mehr zu essen. Also macht sich das Rudel junger Löwinnen auf den Beutezug. Die Wasserstelle ist schnell gefunden, wir kaufen uns aus einem Angebot (2 for 2£) jeder 2 Flaschen Wasser/Cola je nach dem und sind damit fürs erste zufrieden. Doch die Futtersuche gestaltet sich schwieriger: es darf nicht zu viel kosten, am liebsten was Warmes, aber bloß kein Mäcces, schon was richtiges! Man sieht, es gab Entscheidungsschwierigkeiten und so liefen wir erstmal 1/2 Stunde durch die Stadt, ohne unserem Ziel merklich näher zu sein. Wir entschieden uns dann, wie so oft aus Verzweiflung, für ein kleines Bistro das, wie viele andere  hier,  Pizza, Döner (hier frei 'Donner') und Co anbietet. Es sieht etwas schäbig aus und ich erwarte im Stillen eine Lebensmittelvergiftung am ersten Abend, doch es schmeckt überraschend gut, die Pizzen der Mädels und meine Kartoffelecken sind wirklich lecker und besser, als wir sie wohlmöglich woanderes bekommen hätten. Die Bedienung ist aufgeweckt und kommt uns mit "You want the Bill?" Nach unserem minutenlangen Gestreite, wer denn nun fragen soll entgegen. 
Anschließend gehen wir wieder zurück ins Hostel und setzen uns erstmal eine Weile auf den Flur. Nicht, weil es dort sonderlich schön, bequem oder gut beleuchtet ist, sondern weil wir nur dort Empfang für unser inhäusiges WLAN haben. So sitzen wir da, Liz und Froemy sind ins Treppenhaus gegangen (3 Balken!!!) 3 internetsuchtende Jugendliche und versuchen das meiste aus unseren Devicen zu holen. Dann entscheiden wir, das heißt eher ich, Mona ist festgeeist und Jule sagt nix, uns dafür, noch ein bisschen Gesellschaft zu pflegen und runter in die Bar zu gehen um Karten zu spielen. Nach einer ziemlich lahmen Ründe Uno spielen wir eine Partie 'Arschloch' und 'Schummellieschen' bis uns vor Lachen die Tränen kommen und die andern Gäste dankbar unseren Abgang betrachten, auch wenn der allgemeine Lautstärkepegel wegen des regen Betriebs dort nicht gerade niedrig ist. Bevor wir wieder hochgehen suchen wir die 'Guests Kitchen' auf und sind erfreut festzustellen, dass wir über eine Mikrowelle, Herde, Kühlschränke und Toaster verfügen, das Low-Budget-Essen für die nächsten Tage ist gesichert!
Dann gehen wir aber wirklich hoch und ich Dusche mich noch in einer sehr eigenen Konstruktion, ein Raum, in dem ein Duschkopf angebracht ist, ohne Vorhang und nichts. Jetzt ist es 22:38 und Liz, der ich eigentlich eine Autorenlesung des Blogs versprochen hatte sowie Jule ratzen schon friedlich vor sich hin, während Froemy und Nina eine Rauchen und Mona auf dem Flur ins Gespräch vertieft sind. 
Morgen ist eine Führung im Edinburghcastle, was großartig aussieht, geplant und dann ein freier Nachmittag, ich bin gespannt. Shin viel erlebt, noch viel zu sehn und jetzt gehe ich zu Mona auf den Flur um dieses Schriftstück hochzuladen.

Mein Matra heute: Doch doch, das ist englisch, die machen doch nur Spaß.

Für Chenoa:
Liebe Chenoa, heute bin ich nach Schottland geflogen. Ich habe schon ganz viele schöne Dinge gesehen. Liz schläft mit in einem Hochbett, ich schlafe sogar oben! Hab einen schönen Abend!








Kofferklappern, Magenflattern

Hier kommt die letzte Meldung aus dem guten alten Deutschland bevor wir uns 5 ganze Tage ins Ungewisse, einerseits landestechnisch und andererseits menschenmäßig, begeben um feuerspeiende Prinzessinnen zu töten und jungfräuliche Drachen zu befreien. Achtung, hier kommt sie:
OHAAA BOAH EY MIST VERDAMMTE, BIN ICK UFFJEREEESCHT!
Falls sich jetzt jemand über diesen plötzlichen Emotionsausbruch wundert und sich auf einen sarkastisch getränkten Artikel über mein Unvermögen zu packen und unsere allgemeine Unlust (ja gut, die mag immer noch da sein, aber darum geht's ja nicht!) gefreut hatte, den muss ich enttäuschen, den gibt's bei der Abreise.
Diese Reise scheint es sich zum Ziel gesetzt zu haben, eindach komplett reisenuntypisch zu verlaufen, wo man halt grade mal dabei ist, kann man das ja auch gleich so lassen. So ging der Montag vorm Flug doch alles in allem sehr ruhig von Statten, nicht ohne dass sich Liz nochmal kräftig über den Hansel im Tatoostudio beschwert hätte (ganz andere Geschichte.), aber was ist ein Tag ohne einen guten Ausraster? Na eben.
Abends, als dann alles weitere erledigt war (Kind im Bett, CSI geguckt, ein kleines Panikabendbrot für mich...) ging es für meine Mama (DANKE nochmal :-* ) auch schon ans Bügeln der Shirts, und ich begann ganz in meiner üblichen Manier wie ein kopfloses Huhn durch die Wohnung zu springen und "Socken...Socken? Socken!" zu rufen, bevor ich diese dann auch fand und einpacken konnte. Nach dem ersten Packmanöver ging der Koffern völlig ohne Probleme zu."Wisst ihr Kinners, da kann ich ja dann auch gleich Zuhause bleiben, wenn sich nicht mal der Koffer wehrt.", hab ich mir da gedacht und siehe da, am nächsten Morgen war dann noch so viel dazugekommen, dass ich jetzt bezweifle, dass ich ihn überhaupt jemals zubekomme. Geht doch!
Jetzt ist es genau 8 Uhr, für die anderen in unserer Schule geht jetzt der Tag so richtig los, und ich bin mit allem (bis auf das Kofferzumachen, da warte ich auf den starken Held Jony) fertig. Weil ich mittlerweile sogar ziemlich aufgeregt bin auf den ersten Flug ohne die Familie kann ich leider auch noch nicht wirklich frühstücken, aber ich habe endlich mal Zeit für diesen Blog. Auch nicht schlecht.
Viel erzählt und nix gesagt, damit bin ich auch schon wieder am Ende meines Schreibwahns, zumindest für jetzt, und ich hoffe, das hier bleibt nicht mein letzter Post, weil ich da kein Internet habe, das wäre furchtbar! Nächste Meldung dann also von dort, hoffentlich mit Fotos und lustigen Stories vom Flughafen und Zimmerbeziehen.

Mein Matra heute: Du wirst am Flughafen weder piepsen noch weinen.
Noch 4 Stunden und 17 Minuten.

für Chenoa:
Liebe Chenoa, ich wünsche Dir eine schöne Woche! Lass dich nicht ärgern. Ich denke an dich! 

Samstag, 15. Februar 2014

Neues Kapitel

oder auch 

Grenzen überschreiten, die noch keinen interessieren

Freunde der Sonne, es ist wieder soweit, Janica geht auf Reisen und nimmt Euch mit, so zumindest die Theorie. aller Anfang ist schwer, so heißt es, aber dieser hier ist es nicht. Er ist schlichtweg nicht existent. Eine Gruppe von gestressten Zukunftsvisionären, gelangweilten Pauschalreisenbuchern und Menschen, die in diese wahnsinnig wortgewandte Beschreibung einfach nicht hineinpassen würden, warten -erwarten ist einfach noch zu viel gesagt- auf eine Reise auf die Insel, die gerade bereits ohne unser Zutun unterzugehen scheint, aber ich fange besser weiter vorne an:
11. Klasse. Zack, Bumm, HaHa! Da haben Sie sich jetzt aber erschreckt, nicht? Jaja, so schnell kann's gehen, da kommen doch Erinnerungen hoch. Gut oder schlecht, sei dahingestellt, aber trotz des bekannten Klanges hat sich in der Assoziationskette zum Begriff "11. Klasse" in den letzten Jahren ja einiges getan. Wo bei Einigen der seichte Übergang, die Selbstfindung, das sanfte Einfinden und der Schauspielunterricht stattfand, sitzen bei uns jetzt Leistungskurse, Klausurenstress und viiiiel Verwirrung, aber eben auch die...na, wer hat's erraten? Jawolla, die Kursfahrt! In der Vergangenheit, ,und damit meine ich in den unbefleckten Jahren der 8.-10. Klasse, war diese, zumindest in meinem Freundeskreis, schon öfter mal Thema gewesen "Wir fahr'n doch dann zusammen, oder?", "Ja sicher, die Englandfahrt soll doch immer geil sein!" und natürlich "Gott, das wird die beste Zeit unserer Schulzeit!".
Joa, so oder so ähnlich sah das dann auch glücklicherweise gar nicht aus, als wir den Fahrtenplan vorgestellt bekamen, wäre ja auch zu einfach gewesen. Zur Auswahl standen anfangs 5 Fahrten, von denen 2 bereits im Vorfeld für die meisten der Stufe wegfielen: die Spanischkurs-Fahrt nach Salamaca in... Spanien, wer hätt's gedacht? (Hola amigos, vamos a la playa! Soviel dazu...),  die Französisch-Fahrt nach Paris, die nur der Leistungskurs Französisch unternehmen darf (und die durch Beziehungen zu einem französischen Politiker zu Stande gekommen sind, na schönen Dank auch!), die Skifahrt, die als Sportkurs in die Abiturnote als vollwertig eingebracht werden kann (schade, dass ich nicht mal unfallfrei laufen kann), die Wienfahrt vom Musikkurs (trotz meiner musisch belasteten Vergangenheit, gestehe ich, Musik komplett abgewählt zu haben), und meine eigentliche Option, die Fahrt der Biologiekurse (ja, ich geb's zu, das ist einer meiner Leistungskurse) in das, bestimmt wunderschöne, Kuhkaff Gatersleben am Harz, auf der man 5 Tage lang im Labor steht und arbeitet, klang für mich jetzt nicht wie der schlimmste Zeitvertreib. 
So hatte ich meine Wahl also vorerst getroffen, wenn ich auch unzufrieden war. Einerseits mit der fehleneden Englisch-Fahrt, ich meine, bei 4 Englischleistungskursen (und da haben wir LK Nummer 2 geoutet) sollte man das doch wohl erwarten, aber man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben, und andererseits mit der Tatsache, dass auf eine Biologiefahrt keiner meiner 3 Mädels wirklich freiwillig mitgefahren wäre, Liz hat Bio komplett den Rücken gekehrt und schlägt sich lieber mit Chemie rum, Nisi geht es ähnlich, sie sitzt in Physik fest, und Jule schien die Fahrt zumindest als Notlösung in Betracht zu ziehen. Offensichtlich war auch ein großer Teil der Anderen aus der Stufe komplett unzufrieden, und so kam wie es kommen musste, es wurden Lehrer bequatscht, beschuldigt, angefleht, bestochen (weder mir noch meinen Freunden kann irgendetwas davon zugeschrieben werden!) und 2 weitere Fahrten kamen nach langem Ringen zu Stande: eine, eigentlich obligatorische, in jedem Jahr dagewesene, Romfahrt ins besondere vom Geschichtssektor, für die sich ein Viertel unserer Gruppe (genauer: Nisi) entschieden hat, und eine Englisch-Fahrt, auf der Jule, Liz und ich unser nächstes Abenteuer antreten, nach Edinburgh, Hauptstadt von Schottland.
Hauptstadt von Schottland....Schottland...Schottland...Dudelsäcke, Haggis, Wiskey, Kilts und frittiertes Essen (dazu später hoffentlich mehr), so viel mehr fällt einem dazu jetzt auch nicht ein, oder?
"Nein, das stimmt so natürlich nicht!", werden jetzt einige rufen, und sie haben wahrscheinlich recht. Wunderschöne Landschaften, atemberaubende Architektur und faszinierend andersartige Kultur erwartet uns in dem Land, das zufällig mit meinem eigentlichen Heimatland auf einer Insel liegt. Ja zugegeben, da bin ich rassistisch, ich mag England sehr, was ausnahmslos jeder Leser meiner vorherigen Erfahrungsberichte bemerkt haben sollte, und ich bin skeptisch gegenüber Schottland, aber wie der offene, tolerante Bürger der ich bin, bin ich hiermit bereit mich eines Besseren belehren zu lassen, und ganz sicher auch Schottland kennen und lieben zu lernen, zumindest nehme ich mir das ganz fest vor. Seit gestern. Wo wir bei dem nicht existierenden Anfang wären:
Ich bin mir nicht 100%ig sicher, woran es überhaupt liegt, aber nahezu alle mit denen ich mich über die letzten Wochen unterhalten habe und auch ich selbst konnten sich nicht wirklich für die Kursfahrten begeistern. Nicht, dass wir uns nicht freuen, mal eine Woche Spaß statt Schule zu haben, und ein anderes Land zu sehen, aber eine richtige Vorfreude-Stimmung kam dennoch nicht auf. Ich habe mich bis heute Abend, 3 Tage vor Abfahrt, sogar darum gedrückt mich so wirklich mit den Gegebenheiten dort zu beschäftigen, wohingegen ich vor anderen Reisen die Route mit allen Sehenswürdigkeiten bereits Tage nach der Planung auswendig konnte...naja, was nicht ist, sollte auf jeden Fall noch werden, ich jedenfalls werde mich dafür begeistern, und wenn es das letzte ist, was ich tue.
Wie gesagt kann ich über Schottland nicht viel sagen, was sich nicht auch im Internet finden lässt und hoffe, meine Berichte ein wenig aufzupeppen, wenn wir erstmal da sind. Hier aber trotzdem nochmal die Fakten, um einen kleinen Ausblick auf die nächste Woche zu bekommen:
Wir fliegen, da wir nur so wenig Leute sind (14? 16? ich weiß es nicht.), nun doch statt Busreise mit dem Flieger über'n Kanal und das von Dienstag bis Samstag, also ganze 5 Tage. Dort angekommen bleiben wir in einem Hostel in direkter Laufnähe des Edinburgh Castle und dem generellen Stadtzentrum (looks kinda awesome!) mit Halbpension, Gemeinschaftsküche (hoffentlich folgt ein Erfahrungsbericht dazu, müssen ja schließlich was essen!) und einem eigenen Bad in einem 6-Bettzimmer, langweilig kann es also schonmal nicht werden!
Am kommenden Dienstag treffen wir uns zur gnädigen Zeit 12:30 Uhr in Schönefeld, von dort aus geht nämlich unser Flieger mit EasyJet um 14:05 Uhr in die Luft, also, wir starten, nicht wir werden in die Luft gesprengt, die Einverständniserklärung dazu habe ich nie unterschrieben!
 Da wir so gegen 15:00 Uhr Ortszeit (man man, also diese Zeitverschiebung müsste echt nicht sein, gut, dass es nrúr eine Stunde ist!) ankommen, ist für diesen Tag dann auch nichts weiter geplant, also werden wir uns wohl ein wenig die Umgebung ansehen und uns um akute Abendverpflegung kümmern. 
Mittwoch ist dann unser erstes "schottisches Frühstück" angesagt, wenn ich recht gelesen habe ist das wie englisches Frühstück, nur in Schottland und auf Wunsch mit Haggis, we'll see. Danach soll es ins zu erlaufende Schloss gehen, entweder ist das sehr groß, oder wir haben eine sehr lange Führung oder wir sind sehr früh fertig, um noch ein bisschen nach gusto shoppen zu gehen, denn das ist der einzige Programmpunkt an diesem Tag.
Donnerstag wagen wir uns mit einem gemieteten Bus raus auch Edinburgh und starten eine Tagesausflug nach Glasgow, wo wir ein wenig herumgeführt werden sollen, und die uralte, tolle Architektur unter die Nase gehalten bekommen. Sollte man ja mal gesehen haben, denk ich, weiß ich nicht, hab ich ja noch nicht gesehen. Es geht in die Cathedrale of St. Mungo (jedem eingefleischten Harry Potter Fan fällt natürlich der Name ins Auge, der in den Büchern auf dem magischen Krankenhaus prangt, und tatsächlich werde wir uns im Laufe der Reise einige Harry-Potter-relevante Orte ansehen, Juhu!!!) und anschließend ins Kelvingrove Museum, wie gesagt, ich würde gerne mehr dazu sagen können, aber da muss sich vorerst jeder Leser selbst bei Wikipedia bedienen, sorry! 
Der Freitag klingt programmtechnisch bis jetzt am vielversprechensten, denn wir besuchen an unserem letzten vollen Tag das Museum of Scotland (Zitat Reisebroschüre:"Von Dinosaurierknochen [ich] bis hin zu Designerstühlen [Liz], von Mumien über Motoren-auf jeder Etage erwartet Sie eine kreative Welt unterschiedlichster Funde.", klingt gut, nech?) und begeben uns abends dann zur HAunted Graveyard Tour, bei der wir über einen sonst geschlossenen Teil des Friedhofs geführt werden und, ich darf zitieren, :"Hier spukt Poltergeist Mackenzie, und er ist nicht nett." (na also meine lieben Lehrer, da müssen wir aber noch mächtig an der adressatenorientierten Formulierung arbeiten, oder?!) was sich als sehr spannend herausstellen sollte, und wenn die Tour keinen Spaß macht, muss Liz (sorry, hab dich lieb!) hinhalten, da werden dann hoffentlich auch ein paar nette Bilder bei rausspringen.
Am Samstag heißt es Abschiednehmen, wir werden vormittags sicher noch ein wenig Zeit haben, um die Stadt nochmal zu durchwandern, aber dann geht es auch husch husch zum Flughafen, denn um 16:00 Uhr (?) geht unser Flieger schon wieder zurück, schade schade, ich denke, die Zeit wird uns wie immer zu kurz erscheinen, also müssen wir das beste daraus machen! Was wir tun werden, weil wir wir sind, und ich ja sonst gar nichts spannendes zu berichten hätte, dann könnt ich mir die Journalistenkarriere ja gleich an den Hut stecken, und das will sicher keiner von den Beteiligten auf seine Kappe nehmen müssen ;-)
Da ich nicht so genau weiß, wie unsere Internettechnische Situation dort sein wird, kann ich nicht versprechen täglich upzudaten, und ich befürchte, ich kann nicht mal versprechen, täglich zu schreiben, ich nehme es mir aber ganz ganz fest vor!
Damit bleiben mir zwar immer noch 1000 Dinge zu sagen, aber ich merke, dass sich das hier schon wieder mächtig in die Länge gezogen hat, ohne großen Inhalt zu enthalten, deshalb umso mehr Respekt denen, die sich bis hier unten durchgekämpft haben!
Alles weitere wird berichtet und ich freue mich mächtig auf eine schöne letzte richtig schulische Fahrt mit vielen schönen und schrägen Momenten!

Mein Mantra heute: 
Gott, lass die Insel nicht untergehn, ich will so einen frittierten Schokoriegel essen!

Noch 3 Tage, 11 Stunden und 10 Minuten bis zum Zusammentreffen auf dem Flughafen

Freitag, 5. Oktober 2012

Nachmittag zur freien Verfügung!


Zur Komplettierung folgt jetzt hier der letzte wirkliche Tag in Christchurch, denn wir befinden uns beim Mittwoch. Traurigerweise hat unser Aufenthalt hier bereits morgen, also am Donnerstag, ein Ende. Durch die zwei Tage in Anspruch nehmende Busfahrt ist dies zwar noch nicht das Ende der Reise, doch dass wir die Schule mit Ian (unserem Lehrer) verlassen müssen, bedrückt mich schon.
Zurück zu Mittwoch:
Heute gibt es statt Schule eine Wanderung durch Christchurch, was aber keines Falls heißt, dass wir in irgendeiner Weise ausschlafen können. So stehen wir wie gewohnt auf um 7:00 Uhr auf der Matte und frühstücken. Der Toast ist etwas hell und kalt, außerdem wurde der Orangensaft abgeschafft und durch einen suspekt mit Farbstoffen versetztes Multivitamingetränk ersetzt, welchen Liz sich eingießt, ich aber erstmal verschmähe. Hotelstatus mittlerweile: -1 Stern. Als Liz mir dann berichtet, dass er übel schmeckt lasse ich die Absicht ihn zu probieren sausen, der erste Erfolg des Tages: ich habe mich nicht mit Saft vergiftet und ergänze den Hotelbericht auf -2 Sterne.
Wir machen uns fertig und verlassen das Haus, wobei wir draußen von trautem Nieselregen empfangen werden. Dafür, dass Ian sagt, das Wetter in England kann man nicht voraussagen, hat er mit seiner Ankündigung von schlechtem Wetter in der zweiten Woche erstaunlich genau den Punkt getroffen. Ich verbuche das als Glückstreffer und wir kämpfen uns weiter durch unsere angefeuchtete Umgebung. Wir kommen rechtzeitig an der Haltestelle an und steigen diesmal nur leicht betröpfelt ein. Die Fahrt läuft wie immer, der einzige Unterschied ist das Ziel, denn heute geht es, wie schon erwähnt nicht zur Schule, sondern zu einem Parkplatz in Christchurch, an dem wir bereits am letzten Montag zur Erkundung Christchurchs abgesetzt wurden. Der Nieselregen hat sich inzwischen zu größerem berufen gefühlt und beweist uns jetzt sein Können als totaler Plandurchkreuzer, was er zugegebenermaßen wirklich klasse macht. Wir sitzen also eine geschlagene halbe Stunde im Bus während die Guides und die Lehrer zwischen den drei Bussen hin und her rennen, wohl um sich zu beraten, so genau kann ich das allerdings nicht sagen, denn da wir nur Informationsempfänger und keine Entscheider sind, erachtet es keiner für nötig uns zu sagen, was da vor geht oder ob es einen Plan gibt, was ich übrigens zu diesem Zeitpunkt stark bezweifle. Nach dieser halben Stunde Wartezeit ist es dann endlich geschafft, der Regen hat soweit aufgehört und wir dürfen uns aus den Bussen bewegen. Jetzt bin ich mir nicht mal mehr sicher, ob man überhaupt an einem Ausweichplan gearbeitet hat, oder ob man einfach auf gut Glück und Petrus' Gnade gesetzt hat, für welche der zwei Methoden sich auch immer entschieden wurde, es hat funktioniert, und ich stelle angenehm überrascht fest, dass wir heute trotz Schulfreiheit mit Ian unterwegs sind. Wir werden mit der Gruppe von Eugine (ein Mann, der mir bis dahin völlig unbekannt war) fusioniert und stapfen, hinter Ian her, über die schwammige Wiese. Klar, er kann's ja machen mit seinen Lederschuhen, denke ich mir und schüttle leise den Kopf.
Ich würde euch an dieser Stelle gerne eine ausgefeilte Route zur Verfügung stellen, aber durch meine begrenzten IT-Fähigkeiten ist es ein bisschen umständlicher. Hier folgen also zwei Routen:Route A und Route B, ich werde nun jede Sehenswürdigkeit mit zugehörigem Buchstaben versehen und wenn Route A alle ist, geht es mit Route B weiter. Der Parkplatz ist Ausgangspunkt A in Route A.
Wir machen an einem Weg (B), der uns auf die Straße führt Halt und Ian ergreift das Wort. Er erzählt uns, dass wir jetzt durch Christchurch laufen werden, dass wir schön aufpassen sollen, und dass wir ihm abermals für den nicht mehr vorhandenen Regen danken sollen. Als wir gehorsam nicken marschiert er weiter auf die Straße hinauf und an der Twynham-Grundschule (C) vorbei. Die heißt so, weil der Ort, den wir heute Christchurch nennen gar nicht von Anfang an Christchurch hieß, sein ursprünglicher Name lautete Twynham. Was eigentlich auch noch nicht der ursprüngliche Name ist, aber durch den Wandel der Sprache wurde nach kurzer Zeit aus Tweoxneam (zwischen zwei Flüssen also dem River Avon und dem River Stour) Twynham, eine gute Entscheidung, den ersten Namen konnte ja schließlich kein Mensch aussprechen.
Wo war ich? Ach ja, die Grundschule. Wir laufen also an selbiger vorbei, diesmal ohne einen Blick auf die spielenden Kinder werfen zu können und weiter bis zur Churchstreet (D), welche linker Hand auf die Highstreet führt. Wir kehren uns auch nach links und laufen bis zum "Ye Olde George Inn" (E) ('Ye' = altes Wort für 'the', 'olde' = alte Schreibweise für 'old') und betreten eine enge Gasse. Links neben uns ragt nun das Gasthaus auf, welches zu alten Zeiten einmal als Zwischenlager für Gefängnisinsassen benutzt wurde, die in den nächstgelegenen Ort gebracht werden sollten, der Regen hat wieder zugelegt und durch das nasse Moos an den Wänden wirkt alles irgendwie noch älter und geheimnisvoller. Ian hat es nicht so mit geheimnisvollem, dafür aber mit altem und so führt er uns weiter an den kleinen Nebenfluss des Avons (Avon = keltisch für Fluss) an dessen Ufer (F) wir an einem alten Strafvollstreckungsinstrument angehalten werden. Es ist einer der letzten noch vorhandenen englischen 'Ducking Stool's, zu Deutsch Tauchstuhl, und diente im mittelalterlichen Christchurch, also eigentlich Twynham, aber das wird mir dann doch zu kleinlich, der Bestrafung von Klatschweibern. Dort wurden ausschließlich Frauen in den Fluss getaucht und ich vermute stark, dass die Männer das seelisch einfach nicht verkraftet hätten. Frau Berger, die sich inzwischen zu uns gesellt hat, wird eine Kostprobe angeboten, aber sie lehnt dankend ab, schließlich sei der Stuhl ja völlig nass vom Regen.
Wir gehen eine andere Straße hinauf, an der New Forest Perfumery (dazu später mehr) vorbei einen sandigen Weg entlang, bis wir an einen Grashügel kommen. Wir erklimmen die Steinstufen, die sicher auch noch original sind und finden uns dann zwischen zwei Steinwänden (G) wieder. Ian erzählt uns, dass das mal der Schlossturm war, nicht dass er direkt am Schloss angebracht war, das liegt nämlich ein Stück von hier weg, doch er diente zur ultimativen Verteidigung und Kontrolle der Stadt. Von dem eigens errichteten Hügel konnte man alles gut überblicken und hatte immer ungefähr 20 Soldaten vor Ort, falls etwas dramatisches vorfiel, was selten der Fall war, aber hey, die waren vorbereitet! Wir werden auf die Eisenerz-Steine im Mauerwerk aufmerksam gemacht, die der Grund für die Gründung dieser Stadt an dieser Stelle waren, denn im Eisenalter baute man seine Städte am liebsten in der Nähe von Eisenerzvorkommen...klingt logisch, nech?
Die Treppe wieder herunter gelangt kommen wir auf dem Weg zum Schloss noch an einem mittelalterlichem Kino vorbei: Ein Pfahl! 'Man, das ist ja irre!' schießt es mir durch den Kopf und ich kann mich vor Aufregung kaum noch halten. Ian verdirbt mir aber bald den Spaß, als er erklärt, dass hier die allseits beliebten Tanzbären angekettet und von Hunden gejagt wurden, das nimmt dem ganzen die Spannung, ich hätte etwas Überraschenderes erwartet, aber naja, die Mittel waren damals halt begrenzt.
Es geht weiter zum Schloss, was aus ganzen vier Wänden besteht, also schonmal 100% mehr als der Turm, und als Wohnraum für die Herrscher genutzt wurde. Ein architektonisches Meisterwerk für diese Zeit, meint Ian, eine Verbesserung zum Fauxpas mit dem Pfahl denke ich. Es ist aber schon beeindruckend, dass das alles noch so steht und besonders die Überreste der Wendeltreppe sind erstaunlich. Interessanter Fakt am Rande: die Wendeltreppen in Schlössern und Burgen, so wie heute in den meisten Fällen, sind im Uhrzeigersinn gedreht. Warum? Das liegt daran, dass die Schwertkämpfer damals Rechtshänder waren, also ihr Schwert mit der rechten Hand führten, so konnte der Angreifen, welcher in den günstigen Fällen von unten kam, schlecht um die Säule in der Mitte schlagen und der Vorteil lag beim Verteidiger. Einige schlaue Könige allerdings hatten die zündende Idee und bildeten nun auch ihre Linkshänder zu Schwertkämpfern aus. So herrschte wieder Chancengleichheit. Soviel dazu, und weiter geht es mit der Tour:
Wir befinden uns nun am Punkt A auf Route B. Ja, wechseln sie ruhig den Tab, ich warte mit dem Erzählen auf sie.
Wieder da? Gut. Wir machen uns auf den Weg, diesmal direkt am Avon entlang hinunter zu Siedlung der Reichen und Schönen mit Yachthafen im Garten. Während diesem Stück Weg erzählt uns Ian über den Lachs, für den Christchurch angeblich bekannt sein soll und dass die Hotels hier einen solchen Fisch für  £ 100 das Stück kaufen. Als wir am Block (B) ankommen, sieht es erstmal nach nicht viel aus, und die Autos in den Einfahrten sind von Porsche bis VW Lupo bunt gemischt, doch als wir ums Kartell gehen und die Boote sehen, weiß ich, wieso diese Häuser so teuer sind. Wir überqueren die Schleusenbrücke (C) und gehen zum vorletzten Anlaufpunkt: einem Platz direkt am Ufer (D), wo River Stour und River Avon aufeinander treffen. Dort angekommen, werden uns die unzähligen Schwäne gezeigt, welche offiziell alle Eigentum der Queen sind. Er sagt, früher wäre so ein Schwan wohl ein richtiger Festschmaus gewesen und ich überlege ob Christchurch wohl auch für seine Schwäne berühmt ist. Auf der Themse, so erfahren wir, gibt es jedes Jahr eine traditionelle Zählung in der Männer in roten Roben gekleidet den Fluss hinabschippern und jeden einzelnen Schwan zählen. Wie gesagt, es ist traditionell, deshalb spielt es keinerlei Rolle, ob das völlig sinnlos ist oder nicht. Auf dem Platz treffen wir frontal auf Nisi und Jule, die sich gerade von ihrer Gruppe lösen, und sie versprechen am Postoffice, zu dem sie müssen um für Jules Karten Briefmarken zu kaufen, auf uns zu warten.
Als uns Ian nach den Erzählungen über die aggressiven weißen Wasservögel verkündet, dass wir nun noch zur Kirche gehen, bin ich zwar voller Vorfreude auf die großartige Architektur, die uns dort hoffentlich erwarten wird, aber auch verdutzt. Da macht uns der gemeine (hier übrigens wie gewöhnlich und nicht wie fies gebraucht) Brite mal wieder einen Strich durch die Rechnung, denn ich bin mir nicht sicher, ob Nisi und Jule, die ja diesen Punkt nicht auf ihrer Route hatten, denn tatsächlich so lange auf uns warten werden. Wir werden es erleben. Wir spazieren, zumindest Ian spaziert, wir laufen halt hinterher, den Weg bis zur Priory Kirche (E), der längsten Kirche Englands, und werden gnadenvoll eingelassen, denn der allgegenwärtige Nieselregen hat sich wieder einmal verstärkt. Wir schauen uns die Steinplatten im Kirchenboden an, unter denen einige Tote liegen und hören die drei Wunder dieser Kirche:
1. Die Materialsflucht:
Als man begann die Kirche zu bauen und die ersten Materialien, wie Steinladungen oder Pfeiler, anlieferte wurden diese jeden Abend einige Kilometer weiter verschleppt, an den heutigen Standpunkt der Kirche. Da man ja als Kirchenbauer zu dieser Zeit zumindest ein wenig religiös war, stempelte man das als göttliches Zeichen ab, die Kirche dort zu errichten.
2. Der unbezahlbare Zimmermann:
Nun, wo man den Standpunkt für die Kirche von Gott als abgesegnet bezeichnen konnte und alle Materialien ohne weitere Zwischenfälle dorthin transportiert worden waren, musste man das ja noch irgendwie zusammenbasteln, also bestellte man sich, neben anderen Handwerkern auch eine Handvoll Zimmermännern, welche jeden Abend nach getaner Arbeit großzügig entlohnt wurden. Nur einer nicht. Denn einer der Zimmermänner half tatkräftig mit, Tag für Tag, verschwand aber bevor er bezahlt werden konnte auf nimmer Wiedersehen. Man nahm an, an Jesus geraten zu sein, der kurzzeitig seinen Posten in Jerusalem verließ, um bei Bau der längsten Kirche Englands zu helfen. Ich würde sagen, da streiten sich die Geister.
3. Der Pfahl:
Zimmermänner hatte man ja jetzt und doch klappte nicht alles wie gewünscht. Einer der Querbalken, welcher für die Deckenkonstruktion benötigt wurde, war zu kurz geraten und so legte man am Abend dieser Erkenntnis die Arbeit missmutig nieder, nicht sicher, wie es jetzt weitergehen sollte. Als jedoch am nächsten Morgen die Mannschaft wieder zusammengekommen war, hatte sich dieses Problem quasi in Wohlgefallen aufgelöst. Der Balken schien scheinbar gewachsen zu sein, denn nun waren die fehlenden Zentimeter überbrückt, was man promt als Gottes Tat verbuchte. Kann ich verstehen, wenn ich mühsam Teil um Teil auf den richtigen Platz hole und dann, weil ich diese Pfuscherei nicht mit ansehen kann, meinen eigenen Sohn mit zum Arbeiten schicke, würde ich es auch uncool finden, wenn ein son Nappel mit der Säge dafür sorgt, dass mein Projekt scheitert. Allerdings hatte man es wohl ein wenig zu gut gemeint, und so kann man bis heute das herausragende Stück des Pfahls an der Kirchenmauer sehen.

Wir gingen einmal ringsherum und Ian führte uns stolz vor, mit Maria (ein Mädchen aus unserem Kurs) als Braut unter'm Arm, wie er damals in dieser Kirche geheiratet hatte.
Wir werden entlassen und Ian erinnert uns an die Busabfahrzeit 12:00 Uhr, falls man noch mitfahren wolle. Wir wollen und setzten uns zügig in Bewegung auf der Suche nach Nisi und Jule, denn wir haben ja noch was vor in der begrenzten Zeit bis um 12 Uhr. Wir müssen nicht lange suchen und werden an vereinbartem Postoffice fündig, gut, wenn man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann, auch wenn sie in diesem Moment gucken, als wären sie lieber nicht mehr unsere Freunde. Unter großem "Wo wart ihr denn?" machen wir uns dann schließlich auf den Weg, halten in einem Souvenirshop an und machen Jule mit einer Eulentasse bekannt, ich glaube bei den beiden ist es was Ernstes. Wir erzählen Nisi und Jule von dem Tearoom und betteln um einen Besuch dort, als sie zustimmen hüpfen wir freudig die Straße hinunter zum 'Ye Olde George Inn' und gehen den selben Pfad, den uns Ian früher an diesem Tag entlang geführt hatte. Wir kommen an und ignorieren die Tatsachen, dass wir gerade die doppelte Strecke zurückgelegt haben, schließlich sind wir Gewohnheitstiere und noch dazu keine wandelnden Landkarten.
Der Tearoom ist wunderhübsch und ich plane auf ein Neues den Umzug von unserer Familie, diesmal hierher. Hier mal der Link dazu. Es ist cosy und die Decke ist so niedrig, dass uns praktisch keine andere Möglichkeit bleibt, als uns hinzusetzen. Man hört deutsche Unterhaltungen von vorne, wo sich die gesamte Lehrerfront platziert hat und vom Tisch direkt hinter uns, an dem Rahel, Melanie und Luisa sitzen, ich versuche das auszublenden und es klappt auch ganz gut, besonders, als uns die Bedienung fragt, ob wir uns dazu hinab lassen wollen, uns von ihr bedienen zu lassen. Also, sie sagt das nicht mit genau diesen Worten, aber Sie wissen ja, was ich meine. Wir lassen uns die Karten geben, Liz entscheidet sich spontan für einen Cream Tea, Nisi nimmt ein Baconbaguette und einen Tee, Jule schweift aus und nimmt ein ganzes Glas Milch und ich kann nicht anders und bestelle ein Stück Kuchen aus der Kuchenvitrine. Dazu muss ich sagen, es ist eigentlich weder Kuchen noch eine Kuchenvitrine, es ist eher eine Torte und eine Tortenvitrine und ich schwelge in Gedanken in unserem letzten Urlaub und meiner Begegnung mit der besten Torte meines Lebens, abgesehen vom 'Kathrin's', aber das gehört hier nicht her. Wir bekommen unser Essen und ich bin mehr als zufriedengestellt. Zwei Schokoladenteigböden vereint durch Schokobuttercreme, das alles versetzt mit klitzekleinen Fudgestückchen und überzogen mit einer weiteren Schicht Creme. Fudge, nur um keine Fragen offen zu lassen, ist eine typische englische Süßigkeit und ist in etwa zu vergleichen mit Toffee, nur noch viel schlimmer. Ich bereue es, kein Trinken bestellt zu haben, aber als gut ausgestatteter Touri habe ich ja meine Wasserflasche immer am Start. Dann kommt Liz Cream Tea, ein Essen, was mich immer wieder verblüfft, aber besonders diesmal.
Cream Tea:
...ist eine englische Spezialität und beinhaltet zwei Scones (eine art süßes Brötchen, wahlweise mit Rosienen), Clotted Cream (ein Zwischending zwischen Butter und Schlagsahne und wahnsinnig schwierig herzustellen), Jam (Marmelade, meist erdbeeriger Natur) und natürlich einer Tasse Tee.
So wird's gegessen:
Erstmal nimmt man sich einen Scone und schneidet ihn fein säuberlich in der Mitte auf, wie ein Brötchen also, doch dann wird es knifflig. Je nach Grafschaft isst man nämlich Clotted Cream und Jam andersherum, in Devon und Cornwall zum Beispiel bestreicht man den Scone erst mit Cream und dann mit Marmelade, in Dorset, wo wir uns befinden ist es umgekehrt. Ganz gleich jedoch, wie herum man das jetzt macht, bestreicht man immer nur soviel von dem Scone, wie man auf einmal in den Mund bekommt. Man nimmt also ein Messerspitze Cream, verstreicht sie auf einer Ecke Scone und streicht darauf eine Messerspitze Jam und beißt ab. Den Tee trinkt man gewöhnlich mit Milch, kann es aber auch lassen.

Jetzt ist also jeder von Ihnen ausgerüstet mit den Grundlagen des englischen Teegebäcks. Bitteschön.
Bei Liz' Scones gab es allerdings ein Problem. Es war einer und er war riesig! Normalerweise ist ein Scone etwas kleiner als meine Faust, ihrer hingegen hatte ungefähr die Größe einer großen Orange, was das ganze mit dem Aufschneiden schwierig gestaltete. Wir als Gymnasiasten lassen uns von so einer Lappalie jedoch nicht aufhalten und so schneidet sie das Rosienenmonster einfach in drei Teile. Es folgt langes Schweigen, in dem wir alle das Essen genießen und-Ach, wem mache ich was vor, wir kosten alle gegenseitig und tauschen uns dann über die Wanderung und die vergangenen Tage aus, natürlich nicht ohne die verschiedensten Klatschnachrichten auszuwerten und ich inhaliere diesen Moment, in der festen Absicht ihn immer im Herzen zu tragen. Nachdem wir dann alle brav aufgegessen haben, und ich den Rest des Scones den Liz nicht mehr schafft, vernichtet habe, müssen wir uns langsam auf den Weg zum Bus machen, weil wir befürchten, dass Manni sonst ohne uns fährt. Wir bezahlen seperately an der Theke und als Nisi mich fragt, wie man denn in England "Stimmt so!" sagt, durchforste ich kurz mein Hirn nach einer passenden Wendung. "Keep the change.", flüstere ich Nisi ins Ohr und als sie ihr Essen bezahlt strahlt sie die Kellnerin an und setzt eben erworbenes Wissen ein. Die Kellnerin lächelt und nickt, dreht sich zur Kasse und gibt den zu zahlenden Betrag ein. Als sie sich wieder umdreht hält sie Nisi's Wechselgeld in der Hand Nisi freut sich nicht mehr so sehr, setzt aber beherzt zu einem zweiten Versuch an:" Keep the change!","Ohh, keep the change!" ruft die Kellnerin und legt das Kleingeld, welches sie immernoch in der Hand hält, in eine kleine Glasschale mit der Aufschrift 'Tips'. Nisi wirft mir einen Blick zu der etwas in der Richtung "da hast du mich ja toll dastehen lassen" ausdrücken soll, ich grinse sie nur an, schließlich hat sie mich nach "Stimmt so!" gefragt und nicht "Wie gibt man denn hier Trinkgeld?".
Wieder im Bus angelangt, der sehr viel leerer ist als sonst, weil sich wohl nur ein kleiner Teil dafür entschieden hat, noch irgendwo weiter weg hin zu fahren, halte ich mir den Bauch, einer der 500 Bissen muss schlecht gewesen sein!
Viele aus unserem Bus wollen noch nach Bournemouth, was ich angesichts des Wetter irgendwie nicht nachvollziehen kann, aber es ist ja jedem seine Sache, also fahren wir an die Station 12 und lassen alle Bournemouthler raus, sie können mit dem Linienbus in die Stadt fahren. Als nächstes ist unsere Station dran, Station 10, denn Jule, Nisi, Liz und ich haben uns überlegt noch ein letztes Mal zu Tesco zu gehen, einmal um uns für die Fahrt einzudecken und zum anderen, weil wir nicht wissen, ob wir so bald noch mal in so einen großen Tesco kommen. Manni scheint das Anliegen der hier Aussteigenden erkannt zu haben und fährt direkt an die Bushaltestelle vor dem Supermarkt, obwohl die eigentlich zu keinem Zeitpunkt auf unserer Route lag. Wir danken ihm und steigen mit zwei weiteren Mädchen aus. Kurze Zeit später befinden wir uns im Laden und ich greife nach einer kleinen Packung Sushi, denn ich kenne englisches Supermarktsushi, es ist nicht der Himmel auf Erden, aber definitiv das, was ich jetzt will! Glücklicherweise sind sie hier so klug und bereiten das abgepackte Sushi ohne rohen Fisch zu (sprich Räucherlachs und so Zeug) und ich muss mir auch in Hinsicht auf Salmonellen keine Gedanken machen. Nisi schnappt sich nach kurzen Bedenken auch eine Packung und wir schlendern weiter. Ich habe das Gefühl, als einzige von uns vier Mädels nicht zu wissen, was ich hier sonst noch kaufen will, denn Nisi sucht mit mir den Tee und macht sich dann mit Liz gemeinsam auf den Weg zum Porridge. Wir geraten in eine Abteilung für Weinachstartikel und ich muss einfach zuschlagen, nicht für mich natürlich, aber wenn ich jetzt verrate für wen es ist, macht das keinen Spaß mehr. Wenig später stehen wir an den Selbstbezahlerkassen sehr zu meinem Missfallen, denn die haben wir, im Gegensatz zu englischen Verkäufern, auch in Deutschland. Man kann halt nicht alles haben.
Der Regen hat soweit aufgehört, dass wir uns draußen auf eine Steinbank setzen können und nachdem Nisi und ich das Sushi vertilgt haben, albern wir noch ein bisschen mit der Kamera rum und entwickeln einen hier nicht erwähnenswerten, aber sehr erheiternden Song.
So schön dieser Vormittag war, entzweien wir uns dann aber doch recht zeitnah, wir müssen nämlich noch Taschen packen und außerdem wird der Stein langsam unangenehm. Wir laufen wieder durch den Wald und verabschieden uns dann am Roundabout.
Liz und ich werten den Tag nun nochmal seperat aus und setzen uns an eine Bushaltestelle, um kkurz zu pausieren, als mir ein schrecklicher Gedanke kommt. "Du Liz, sag mal, wie spät ham' wir's eigentlich jetzt?","Virtel Zwei ungefähr, wieso?", sie schaut mich fragend an, doch bereits als ich zu sprechen beginne heben sich ihre Augenbrauen, sie versteht, worauf ich hinaus will:"Na die sind noch nicht zu Hause."
Bum! So, und jetzt?! Von außen wirkt das vielleicht komisch, aber wir wissen es besser. Das heißt nämlich gut drei Stunden Zeitvertreib ohne eine wirkliche Idee oder die Möglichkeit unsere Sachen abzuladen.
Nachdem wir eine Weile Kriegsrat gehalten haben entscheiden wir uns für die einfachste Lösung: Uns in die Einfahrt setzen und auf die Suttons zu warten, so wie immer. Gesagt, getan. Wir sitzen auf dem Steinboden, Liz spielt auf ihrem iPhone, ich lasse Musik auf meinem iPod laufen, wir sind ver-i-t. Und eigentlich könnten wir es die drei Stunden so aushalten, doch die Situation schein Petrus noch nicht interessamt genug zu sein, denn es beginnt zu nieseln. Liz spannt den Schirm auf. "Willst mit runter?", fragt sie. Ich schüttle den Kopf, es ist nur ein bisschen Nieselregen, ich bin ja nicht aus Zucker. Mein iPod ist aber zumindest aus zuckerähnlichem Material und ich packe ihn sicherheitshalber ein, um ihn vor dem stärker werdendem Regen zu schützen. Ja, ich gebe zu, nach kurzer Zeit halte ich es nicht mehr aus, und Liz lässt mich unter ihren Schirm kriechen. So sitzen wir da, zwei Kreaturen, aneinander geschmiegt, kein Internet, keine Aussicht auf Besserung und das Schlimmste: keine Toilette! Der Regen prasselt nun so stark auf die Straße, dass ich mich frage, ob es nicht vielleicht sogar hagelt und auch der Schirm scheint irgendwo nicht zu 100% dicht zu sein, es tropf auf mein Knie. Erwähnte ich, dass in der Portfieldroad eine Grundschule ist? Jetzt wissen Sie es! Und da wir uns gerade in einer Nebenstraße davon befinden, parken allmählich die Eltern der Kinder hier, um sie abzuholen, alle bewaffnet mit Schirmen steigen sie aus ihren geheizten Autos und gehen an uns vorbei, als wären wir irgendwelche Obdachlosen! Wir sitzen in einer Einfahrt, Rucksäcke zwischen unseren Knien, unter einem Schirm, mit klappernden Zähnen und alles, was wir bekommen sind kurze Blicke mit anschließendem Naserümpfen! Nicht einmal ein Lächeln, oder wenigstens ein neutraler Ausdruck, sie tun alle so, als wären wir am Regen Schuld! Liz zieht den Schirm so weit herunter, dass er direkt in meinem Blickfeld hängt:"Starr da nicht so hin!", sagt sie. Die starren uns doch an, denke ich , halte aber meinen Mund, schließlich sitze ich unter ihrem Schirm. Als der Regen langsam schwächer wird und schließlich ganz aufhört, atme ich auf, es wurde wirklich unbequem und Aufstehen scheint eine richtige Erlösung also stelle ich mich in die Sonne, die nun über das Hausdach scheint. Heuchlerin! Murmele ich ihr entgegen, erst lässt sie uns so hängen und dann strahlt sie mir so frech ins Gesicht. Wenn ich könnte, würde ich sie böse angucken, aber ich habe Angst zu erblinden, wenn ich das tue. Ich setze mich wieder und als ich meinen Schal und meine Mütze aufsetze, will Liz einen Deal schließen. "Wenn ich die Mütze kriege, darfst du wieder unter meinen Schirm." Es regnet nicht, also lehne ich ab, in solchen Zeiten ist sich jeder selbst der nächste, doch als dann der nächste Wolkenbruch beginnt, ziehe ich den Schirm zu mir heran. "Du kriegst sie, wenn ich drunter bin." ist mein Statement und Liz stimmt zu. Wir sitzen unter dem Schirm und mittlerweile habe ich das Gefühl, das hier ist der Normalzustand als sich Liz noch einmal zu Wort meldet:"Nachmittag zur freien Verfügung, hum?", ich höre eine Spur von Sarkasmus, aber das habe ich mir sicher nur eingebildet.
Der Regen legt sich und nach einer Stunde, die wir nun schon so verbracht haben, stellen wir fest, dass etwas unternommen werden muss! Wir frieren, müssen beide mal ganz dringend wohin und beginnen langsam uns zu hassen. Also gehen wir die Möglichkeiten durch. Nachdem ich die Idee mit dem Schlüsseldienst bereits in meinem Kopf verworfen habe, schlage ich vor, den hiesigen KFC aufzusuchen um dort die nächsten zwei Stunden einigermaßen menschenwürdig zu verbringen und weil es keine Einsprüche oder anderen Vorschläge gibt, machen wir uns auf den Weg zum Schnellrestaurant. Die Straße ist lang, nass und voller Enttäuschungen denn wir kommen an mehreren kleinen Pizzaliefersevice-Einrichtungen vorbei, in keinem ist eine Toilette, und das macht irgendwie alles keinen Spaß mehr doch wir kämpfen tapfer weiter, bis wir es dann endlich in den kleinen, leeren KFC schaffen. Er ist nicht gemütlich, halt ein typisches Fast-Food-Restaurant, und die Toilette ist auch nur mittelmäßig sauber, aber definitiv besser als alles, was vor diesen Türen auf uns wartet, also bestellen wir uns, nach der Befriedigung der Bedürfnisse eines jeden Menschen, jeweils einmal Pommes und ich tue mir den Gefallen und bestelle noch einen Maiskolben dazu. Anschließend setzen wir uns an den Tisch, der am weitesten von den Tresen entfernt ist, nur als vorbeugende Maßnahme, und beginnen im Schneckentempo unser Essen zu vernichten.
Wir sind fertig, doch die Zeit scheint sich noch nicht dazu entschlossen zu haben, unserem Leiden ein Ende zu setzen, doch wir sind ja nicht auf den Kopf gefallen und Liz holt sich einfach noch einen Milchshake. Er hat eine eigenwillige Konsistenz und noch während wir diese be- und auswerten wandert der wichtige Zeiger auf die 5, unser Zeichen. Der Regen hat sich wohl größtenteils verzogen, denn als wir den Weg entlanggehen ist er fast trocken und bei unserer Ankunft ist die Einfahrt bereits vollständig getrocknet, was wir gleich mal nutzen und uns neben Kimberly und Charlotte zu setzen, old habbits halt. Nach nur einer Runde Quiz-Spiel auf meinem Handy ist Daren dann auch schon zur Stelle, heute in einem weißen Kleintransporter, und schließt uns auf. Während wir uns durch den engen Eingangsbereich drängeln überlege ich noch, ob er vielleicht die Hände in Schmuggelgeschäften hat, werde aber jäh unterbrochen, als Charlotte uns bittet, dass wir doch heute mal fragen sollen, wann es Essen gibt, schließlich würden sie das sonst immer machen. Machen sie? Wieso weiß ich denn nichts davon? Doch zu meiner Beruhigung sieht auch Liz ein wenig überrascht aus und wir gehen, sie voran ins Wohnzimmer und sie fragt, wann es denn Essen gäbe. Um einen Protestschrei meiner besten Freundin an dieser Stelle zu vermeiden, ganz so einfach war das natürlich nicht, denn ich weigerte mich partout, Daren etwas zu fragen, und wir stritten eine Weile stumm, wer denn nun den Mund aufmachen sollte. Sie gab nach.
Daren hebt den Kopf, sein Blick klärt sich kurz und er gibt Auskunft bevor er sich wieder liebevoll seinem Pc zuwendet. 30 Minuten soll es noch dauern, doch ich bin skeptisch. Er ist mit uns alleine hier und er sah nicht so aus, als würde er vorhaben, in den nächsten 20 Minuten aufzustehen, aber hey, Jesus hat ja auch Wasser in Wein verwandelt. Wir klopfen an der Nachbarstür und wollen den beiden grade Bescheid geben, als sie uns die Antwort schon entgegenschmeißen:"30 Minuten.", sagen sie und ich schaue fragend von einer zur anderen, bis sich Charlotte (wohl die Redensführerin) erbarmt und mich aufklärt:"Es gibt nach der Frage immer 'in 30 Minuten' Essen, weil er dann anfängt, wenn wir ihn danach fragen, es ist also nicht direkt 'ne Frage, sondern eine unterschwellige Aufforderung." Jetzt wir mir auch klar, wieso sie nach dem Essen fragten und uns nie Bescheid gesagt haben, ich nicke und verlasse ihren Türrahmen wieder.
Es schallmait der "Dinner is ready!"-Schrei der selten gesichteten Art Gastus Vaterus von unten zu uns hinauf und wir bewegen uns dem gleich mal entgegen.
Zu meiner großen Überraschung (Liz hatte die Packungen schon vorhin gesehen) gibt es heute Pizza, was ich als Abschlussessen eine gute Wahl finde, da kann man wenig falsch machen. Es wird gerecht geteilt und als alle fertig sind, stehen wir alle gemeinsam auf, räumen ab und gehen hoch.
Liz, tief ins Lesen vertieft, scheint sich bereits außerhalb dieses Raumes zu befinden, als aus dem Bad laute Stimmen tönen:"Öhh Oh Mein Gott, Charlie, komm mal!", das war Kimberly, die sich aus der Stimmlage zu schließen so halb zwischen Freude und Angst zu befinden scheint, dann wieder eine Stimme:"Öhh Oh Mein Gott, wie ranzig is das denn?! Öhh voll eklig man, was tust du sowas auch da hin!", nun hat sich "Charlie" zu Wort gemeldet, sie scheint sich im selben Stadium wie ihre Zimmernachbarin zu befinden und ich stelle mir zwei Fragen a) Ist 'Öhh Oh Mein Gott' jetzt so eine Art Begrüßungsformel, und wenn ja, wann bekomme ich das Infoblatt dazu? und b) Hat die da Drogen liegen lassen oder sind die beiden bereits auf einem Trip?
Es kommt noch ein Statement von wegen "Öhh die Natur leeeebt!", meine Drogenfrage hat sich immer noch nicht geklärt, dafür aber die Bedenken um ihren Geisteszustand erhärtet.
Sie verlassen das Bad und kurz darauf das Haus und ich wende mich wieder meinem momentanen Blogpost zu.
Das Thema kommt mir erst wieder in den Sinn, als ich mich im Bad zu schaffen mache und mein Blick auf eine großes Schneckenhaus, wohl von einer Meeresschnecke fällt. Nicht, das das ein Grund zur Unruhe ist, aber man sollte doch meinen, dass, wenn man eine Muschel sammelt und sie mit nach Hause schleppt, diese dann frei von jeglichem Leben sein sollte, oder? War bei der hier nicht so. Aus einem Loch im Gehäuse hing nämlich ein Wurm. Ja, er war tot, und ich hoffe inständig das arme Tierchen ist nicht allzu grausam ums Leben gekommen, aber dahingehören tut das nicht! Er ist ganz platt, jetzt da er dort so ausgetrocknet liegt, und es hat schon etwas barbarisches, seine Pose: Ausgezogen, das Glück zu suchen wird er in seinem Quartier von einem Riesen verschleppt und in eine kahle Eiswüste gesetzt. Mit letzter Kraft schleppt er sich dann vor die Tür, mit der festen Absicht einen Ausweg zu finden, um noch einmal seine Kinder in die Arme schließen zu können und haucht dann nur wenige Schritte weiter, das Heck noch im Schutz des Hauses, seine Lebensgeister aus.
Aber eklig find ich's trotzdem. Als ich das Bad verlasse, trete ich mit aufgerissenen Augen ins Zimmer:"Liz, Liz! Hast du dir schonmal-","-WAS?!", ich liebe es sie so zu erschrecken, und nachdem ich sie beruhigt habe, mit einem 'es ist doch schon tot', was sie irgendwie nur semi zu beruhigen scheint, kommt sie mit mir ins Bad um sich die Wurmleiche mit mir gemeinsam anzusehen. Sie reißt die Augen auf und geht wieder, so viel also dazu.
Wir packen nun schon die Koffer, sie mit einem 'Ja, ich komm endlich nach Hause"-Blick, ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge, langsam nur geht es voran, aber häuslich eingerichtet hatte ich mich hier ja sowieso nie, deshalb ist es nur meiner Trägheit geschuldet, und nicht der Menge an verstreutem Zeug oder sonst was. Letztendlich ist es dann aber doch geschafft und ich höre wie die zwei Wurmmörder wieder kommen. Sie planen eine Bestattung im Badmülleimer und ich summe leise den Trauermarsch.
Liz und ich beenden unsere abendlichen Tätigkeiten und ich finde, es fehlt das Gebiss im Wasserglas auf dem Nachttisch, als ich das letzte Mal diesen Lichtschalter betätige.

Die Grüße an alle Leser sende ich natürlich auch diesmal, auch wenn ich mittlerweile schon seit einer Woche wieder bei meinen Liebsten bin.
Specialgruß: Liz, Nisi, Jule! Danke, für all die herrlichen Momente, die wir im Bus, im Haus, in der Schule, in der Einfahrt und auch überall anders hatten! Vielen Dank auch an alle anderen, die dabei waren und diese Fahrt zu einem so unvergesslichen Erlebnis gemacht haben!