Freitag, 5. Oktober 2012

Nachmittag zur freien Verfügung!


Zur Komplettierung folgt jetzt hier der letzte wirkliche Tag in Christchurch, denn wir befinden uns beim Mittwoch. Traurigerweise hat unser Aufenthalt hier bereits morgen, also am Donnerstag, ein Ende. Durch die zwei Tage in Anspruch nehmende Busfahrt ist dies zwar noch nicht das Ende der Reise, doch dass wir die Schule mit Ian (unserem Lehrer) verlassen müssen, bedrückt mich schon.
Zurück zu Mittwoch:
Heute gibt es statt Schule eine Wanderung durch Christchurch, was aber keines Falls heißt, dass wir in irgendeiner Weise ausschlafen können. So stehen wir wie gewohnt auf um 7:00 Uhr auf der Matte und frühstücken. Der Toast ist etwas hell und kalt, außerdem wurde der Orangensaft abgeschafft und durch einen suspekt mit Farbstoffen versetztes Multivitamingetränk ersetzt, welchen Liz sich eingießt, ich aber erstmal verschmähe. Hotelstatus mittlerweile: -1 Stern. Als Liz mir dann berichtet, dass er übel schmeckt lasse ich die Absicht ihn zu probieren sausen, der erste Erfolg des Tages: ich habe mich nicht mit Saft vergiftet und ergänze den Hotelbericht auf -2 Sterne.
Wir machen uns fertig und verlassen das Haus, wobei wir draußen von trautem Nieselregen empfangen werden. Dafür, dass Ian sagt, das Wetter in England kann man nicht voraussagen, hat er mit seiner Ankündigung von schlechtem Wetter in der zweiten Woche erstaunlich genau den Punkt getroffen. Ich verbuche das als Glückstreffer und wir kämpfen uns weiter durch unsere angefeuchtete Umgebung. Wir kommen rechtzeitig an der Haltestelle an und steigen diesmal nur leicht betröpfelt ein. Die Fahrt läuft wie immer, der einzige Unterschied ist das Ziel, denn heute geht es, wie schon erwähnt nicht zur Schule, sondern zu einem Parkplatz in Christchurch, an dem wir bereits am letzten Montag zur Erkundung Christchurchs abgesetzt wurden. Der Nieselregen hat sich inzwischen zu größerem berufen gefühlt und beweist uns jetzt sein Können als totaler Plandurchkreuzer, was er zugegebenermaßen wirklich klasse macht. Wir sitzen also eine geschlagene halbe Stunde im Bus während die Guides und die Lehrer zwischen den drei Bussen hin und her rennen, wohl um sich zu beraten, so genau kann ich das allerdings nicht sagen, denn da wir nur Informationsempfänger und keine Entscheider sind, erachtet es keiner für nötig uns zu sagen, was da vor geht oder ob es einen Plan gibt, was ich übrigens zu diesem Zeitpunkt stark bezweifle. Nach dieser halben Stunde Wartezeit ist es dann endlich geschafft, der Regen hat soweit aufgehört und wir dürfen uns aus den Bussen bewegen. Jetzt bin ich mir nicht mal mehr sicher, ob man überhaupt an einem Ausweichplan gearbeitet hat, oder ob man einfach auf gut Glück und Petrus' Gnade gesetzt hat, für welche der zwei Methoden sich auch immer entschieden wurde, es hat funktioniert, und ich stelle angenehm überrascht fest, dass wir heute trotz Schulfreiheit mit Ian unterwegs sind. Wir werden mit der Gruppe von Eugine (ein Mann, der mir bis dahin völlig unbekannt war) fusioniert und stapfen, hinter Ian her, über die schwammige Wiese. Klar, er kann's ja machen mit seinen Lederschuhen, denke ich mir und schüttle leise den Kopf.
Ich würde euch an dieser Stelle gerne eine ausgefeilte Route zur Verfügung stellen, aber durch meine begrenzten IT-Fähigkeiten ist es ein bisschen umständlicher. Hier folgen also zwei Routen:Route A und Route B, ich werde nun jede Sehenswürdigkeit mit zugehörigem Buchstaben versehen und wenn Route A alle ist, geht es mit Route B weiter. Der Parkplatz ist Ausgangspunkt A in Route A.
Wir machen an einem Weg (B), der uns auf die Straße führt Halt und Ian ergreift das Wort. Er erzählt uns, dass wir jetzt durch Christchurch laufen werden, dass wir schön aufpassen sollen, und dass wir ihm abermals für den nicht mehr vorhandenen Regen danken sollen. Als wir gehorsam nicken marschiert er weiter auf die Straße hinauf und an der Twynham-Grundschule (C) vorbei. Die heißt so, weil der Ort, den wir heute Christchurch nennen gar nicht von Anfang an Christchurch hieß, sein ursprünglicher Name lautete Twynham. Was eigentlich auch noch nicht der ursprüngliche Name ist, aber durch den Wandel der Sprache wurde nach kurzer Zeit aus Tweoxneam (zwischen zwei Flüssen also dem River Avon und dem River Stour) Twynham, eine gute Entscheidung, den ersten Namen konnte ja schließlich kein Mensch aussprechen.
Wo war ich? Ach ja, die Grundschule. Wir laufen also an selbiger vorbei, diesmal ohne einen Blick auf die spielenden Kinder werfen zu können und weiter bis zur Churchstreet (D), welche linker Hand auf die Highstreet führt. Wir kehren uns auch nach links und laufen bis zum "Ye Olde George Inn" (E) ('Ye' = altes Wort für 'the', 'olde' = alte Schreibweise für 'old') und betreten eine enge Gasse. Links neben uns ragt nun das Gasthaus auf, welches zu alten Zeiten einmal als Zwischenlager für Gefängnisinsassen benutzt wurde, die in den nächstgelegenen Ort gebracht werden sollten, der Regen hat wieder zugelegt und durch das nasse Moos an den Wänden wirkt alles irgendwie noch älter und geheimnisvoller. Ian hat es nicht so mit geheimnisvollem, dafür aber mit altem und so führt er uns weiter an den kleinen Nebenfluss des Avons (Avon = keltisch für Fluss) an dessen Ufer (F) wir an einem alten Strafvollstreckungsinstrument angehalten werden. Es ist einer der letzten noch vorhandenen englischen 'Ducking Stool's, zu Deutsch Tauchstuhl, und diente im mittelalterlichen Christchurch, also eigentlich Twynham, aber das wird mir dann doch zu kleinlich, der Bestrafung von Klatschweibern. Dort wurden ausschließlich Frauen in den Fluss getaucht und ich vermute stark, dass die Männer das seelisch einfach nicht verkraftet hätten. Frau Berger, die sich inzwischen zu uns gesellt hat, wird eine Kostprobe angeboten, aber sie lehnt dankend ab, schließlich sei der Stuhl ja völlig nass vom Regen.
Wir gehen eine andere Straße hinauf, an der New Forest Perfumery (dazu später mehr) vorbei einen sandigen Weg entlang, bis wir an einen Grashügel kommen. Wir erklimmen die Steinstufen, die sicher auch noch original sind und finden uns dann zwischen zwei Steinwänden (G) wieder. Ian erzählt uns, dass das mal der Schlossturm war, nicht dass er direkt am Schloss angebracht war, das liegt nämlich ein Stück von hier weg, doch er diente zur ultimativen Verteidigung und Kontrolle der Stadt. Von dem eigens errichteten Hügel konnte man alles gut überblicken und hatte immer ungefähr 20 Soldaten vor Ort, falls etwas dramatisches vorfiel, was selten der Fall war, aber hey, die waren vorbereitet! Wir werden auf die Eisenerz-Steine im Mauerwerk aufmerksam gemacht, die der Grund für die Gründung dieser Stadt an dieser Stelle waren, denn im Eisenalter baute man seine Städte am liebsten in der Nähe von Eisenerzvorkommen...klingt logisch, nech?
Die Treppe wieder herunter gelangt kommen wir auf dem Weg zum Schloss noch an einem mittelalterlichem Kino vorbei: Ein Pfahl! 'Man, das ist ja irre!' schießt es mir durch den Kopf und ich kann mich vor Aufregung kaum noch halten. Ian verdirbt mir aber bald den Spaß, als er erklärt, dass hier die allseits beliebten Tanzbären angekettet und von Hunden gejagt wurden, das nimmt dem ganzen die Spannung, ich hätte etwas Überraschenderes erwartet, aber naja, die Mittel waren damals halt begrenzt.
Es geht weiter zum Schloss, was aus ganzen vier Wänden besteht, also schonmal 100% mehr als der Turm, und als Wohnraum für die Herrscher genutzt wurde. Ein architektonisches Meisterwerk für diese Zeit, meint Ian, eine Verbesserung zum Fauxpas mit dem Pfahl denke ich. Es ist aber schon beeindruckend, dass das alles noch so steht und besonders die Überreste der Wendeltreppe sind erstaunlich. Interessanter Fakt am Rande: die Wendeltreppen in Schlössern und Burgen, so wie heute in den meisten Fällen, sind im Uhrzeigersinn gedreht. Warum? Das liegt daran, dass die Schwertkämpfer damals Rechtshänder waren, also ihr Schwert mit der rechten Hand führten, so konnte der Angreifen, welcher in den günstigen Fällen von unten kam, schlecht um die Säule in der Mitte schlagen und der Vorteil lag beim Verteidiger. Einige schlaue Könige allerdings hatten die zündende Idee und bildeten nun auch ihre Linkshänder zu Schwertkämpfern aus. So herrschte wieder Chancengleichheit. Soviel dazu, und weiter geht es mit der Tour:
Wir befinden uns nun am Punkt A auf Route B. Ja, wechseln sie ruhig den Tab, ich warte mit dem Erzählen auf sie.
Wieder da? Gut. Wir machen uns auf den Weg, diesmal direkt am Avon entlang hinunter zu Siedlung der Reichen und Schönen mit Yachthafen im Garten. Während diesem Stück Weg erzählt uns Ian über den Lachs, für den Christchurch angeblich bekannt sein soll und dass die Hotels hier einen solchen Fisch für  £ 100 das Stück kaufen. Als wir am Block (B) ankommen, sieht es erstmal nach nicht viel aus, und die Autos in den Einfahrten sind von Porsche bis VW Lupo bunt gemischt, doch als wir ums Kartell gehen und die Boote sehen, weiß ich, wieso diese Häuser so teuer sind. Wir überqueren die Schleusenbrücke (C) und gehen zum vorletzten Anlaufpunkt: einem Platz direkt am Ufer (D), wo River Stour und River Avon aufeinander treffen. Dort angekommen, werden uns die unzähligen Schwäne gezeigt, welche offiziell alle Eigentum der Queen sind. Er sagt, früher wäre so ein Schwan wohl ein richtiger Festschmaus gewesen und ich überlege ob Christchurch wohl auch für seine Schwäne berühmt ist. Auf der Themse, so erfahren wir, gibt es jedes Jahr eine traditionelle Zählung in der Männer in roten Roben gekleidet den Fluss hinabschippern und jeden einzelnen Schwan zählen. Wie gesagt, es ist traditionell, deshalb spielt es keinerlei Rolle, ob das völlig sinnlos ist oder nicht. Auf dem Platz treffen wir frontal auf Nisi und Jule, die sich gerade von ihrer Gruppe lösen, und sie versprechen am Postoffice, zu dem sie müssen um für Jules Karten Briefmarken zu kaufen, auf uns zu warten.
Als uns Ian nach den Erzählungen über die aggressiven weißen Wasservögel verkündet, dass wir nun noch zur Kirche gehen, bin ich zwar voller Vorfreude auf die großartige Architektur, die uns dort hoffentlich erwarten wird, aber auch verdutzt. Da macht uns der gemeine (hier übrigens wie gewöhnlich und nicht wie fies gebraucht) Brite mal wieder einen Strich durch die Rechnung, denn ich bin mir nicht sicher, ob Nisi und Jule, die ja diesen Punkt nicht auf ihrer Route hatten, denn tatsächlich so lange auf uns warten werden. Wir werden es erleben. Wir spazieren, zumindest Ian spaziert, wir laufen halt hinterher, den Weg bis zur Priory Kirche (E), der längsten Kirche Englands, und werden gnadenvoll eingelassen, denn der allgegenwärtige Nieselregen hat sich wieder einmal verstärkt. Wir schauen uns die Steinplatten im Kirchenboden an, unter denen einige Tote liegen und hören die drei Wunder dieser Kirche:
1. Die Materialsflucht:
Als man begann die Kirche zu bauen und die ersten Materialien, wie Steinladungen oder Pfeiler, anlieferte wurden diese jeden Abend einige Kilometer weiter verschleppt, an den heutigen Standpunkt der Kirche. Da man ja als Kirchenbauer zu dieser Zeit zumindest ein wenig religiös war, stempelte man das als göttliches Zeichen ab, die Kirche dort zu errichten.
2. Der unbezahlbare Zimmermann:
Nun, wo man den Standpunkt für die Kirche von Gott als abgesegnet bezeichnen konnte und alle Materialien ohne weitere Zwischenfälle dorthin transportiert worden waren, musste man das ja noch irgendwie zusammenbasteln, also bestellte man sich, neben anderen Handwerkern auch eine Handvoll Zimmermännern, welche jeden Abend nach getaner Arbeit großzügig entlohnt wurden. Nur einer nicht. Denn einer der Zimmermänner half tatkräftig mit, Tag für Tag, verschwand aber bevor er bezahlt werden konnte auf nimmer Wiedersehen. Man nahm an, an Jesus geraten zu sein, der kurzzeitig seinen Posten in Jerusalem verließ, um bei Bau der längsten Kirche Englands zu helfen. Ich würde sagen, da streiten sich die Geister.
3. Der Pfahl:
Zimmermänner hatte man ja jetzt und doch klappte nicht alles wie gewünscht. Einer der Querbalken, welcher für die Deckenkonstruktion benötigt wurde, war zu kurz geraten und so legte man am Abend dieser Erkenntnis die Arbeit missmutig nieder, nicht sicher, wie es jetzt weitergehen sollte. Als jedoch am nächsten Morgen die Mannschaft wieder zusammengekommen war, hatte sich dieses Problem quasi in Wohlgefallen aufgelöst. Der Balken schien scheinbar gewachsen zu sein, denn nun waren die fehlenden Zentimeter überbrückt, was man promt als Gottes Tat verbuchte. Kann ich verstehen, wenn ich mühsam Teil um Teil auf den richtigen Platz hole und dann, weil ich diese Pfuscherei nicht mit ansehen kann, meinen eigenen Sohn mit zum Arbeiten schicke, würde ich es auch uncool finden, wenn ein son Nappel mit der Säge dafür sorgt, dass mein Projekt scheitert. Allerdings hatte man es wohl ein wenig zu gut gemeint, und so kann man bis heute das herausragende Stück des Pfahls an der Kirchenmauer sehen.

Wir gingen einmal ringsherum und Ian führte uns stolz vor, mit Maria (ein Mädchen aus unserem Kurs) als Braut unter'm Arm, wie er damals in dieser Kirche geheiratet hatte.
Wir werden entlassen und Ian erinnert uns an die Busabfahrzeit 12:00 Uhr, falls man noch mitfahren wolle. Wir wollen und setzten uns zügig in Bewegung auf der Suche nach Nisi und Jule, denn wir haben ja noch was vor in der begrenzten Zeit bis um 12 Uhr. Wir müssen nicht lange suchen und werden an vereinbartem Postoffice fündig, gut, wenn man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann, auch wenn sie in diesem Moment gucken, als wären sie lieber nicht mehr unsere Freunde. Unter großem "Wo wart ihr denn?" machen wir uns dann schließlich auf den Weg, halten in einem Souvenirshop an und machen Jule mit einer Eulentasse bekannt, ich glaube bei den beiden ist es was Ernstes. Wir erzählen Nisi und Jule von dem Tearoom und betteln um einen Besuch dort, als sie zustimmen hüpfen wir freudig die Straße hinunter zum 'Ye Olde George Inn' und gehen den selben Pfad, den uns Ian früher an diesem Tag entlang geführt hatte. Wir kommen an und ignorieren die Tatsachen, dass wir gerade die doppelte Strecke zurückgelegt haben, schließlich sind wir Gewohnheitstiere und noch dazu keine wandelnden Landkarten.
Der Tearoom ist wunderhübsch und ich plane auf ein Neues den Umzug von unserer Familie, diesmal hierher. Hier mal der Link dazu. Es ist cosy und die Decke ist so niedrig, dass uns praktisch keine andere Möglichkeit bleibt, als uns hinzusetzen. Man hört deutsche Unterhaltungen von vorne, wo sich die gesamte Lehrerfront platziert hat und vom Tisch direkt hinter uns, an dem Rahel, Melanie und Luisa sitzen, ich versuche das auszublenden und es klappt auch ganz gut, besonders, als uns die Bedienung fragt, ob wir uns dazu hinab lassen wollen, uns von ihr bedienen zu lassen. Also, sie sagt das nicht mit genau diesen Worten, aber Sie wissen ja, was ich meine. Wir lassen uns die Karten geben, Liz entscheidet sich spontan für einen Cream Tea, Nisi nimmt ein Baconbaguette und einen Tee, Jule schweift aus und nimmt ein ganzes Glas Milch und ich kann nicht anders und bestelle ein Stück Kuchen aus der Kuchenvitrine. Dazu muss ich sagen, es ist eigentlich weder Kuchen noch eine Kuchenvitrine, es ist eher eine Torte und eine Tortenvitrine und ich schwelge in Gedanken in unserem letzten Urlaub und meiner Begegnung mit der besten Torte meines Lebens, abgesehen vom 'Kathrin's', aber das gehört hier nicht her. Wir bekommen unser Essen und ich bin mehr als zufriedengestellt. Zwei Schokoladenteigböden vereint durch Schokobuttercreme, das alles versetzt mit klitzekleinen Fudgestückchen und überzogen mit einer weiteren Schicht Creme. Fudge, nur um keine Fragen offen zu lassen, ist eine typische englische Süßigkeit und ist in etwa zu vergleichen mit Toffee, nur noch viel schlimmer. Ich bereue es, kein Trinken bestellt zu haben, aber als gut ausgestatteter Touri habe ich ja meine Wasserflasche immer am Start. Dann kommt Liz Cream Tea, ein Essen, was mich immer wieder verblüfft, aber besonders diesmal.
Cream Tea:
...ist eine englische Spezialität und beinhaltet zwei Scones (eine art süßes Brötchen, wahlweise mit Rosienen), Clotted Cream (ein Zwischending zwischen Butter und Schlagsahne und wahnsinnig schwierig herzustellen), Jam (Marmelade, meist erdbeeriger Natur) und natürlich einer Tasse Tee.
So wird's gegessen:
Erstmal nimmt man sich einen Scone und schneidet ihn fein säuberlich in der Mitte auf, wie ein Brötchen also, doch dann wird es knifflig. Je nach Grafschaft isst man nämlich Clotted Cream und Jam andersherum, in Devon und Cornwall zum Beispiel bestreicht man den Scone erst mit Cream und dann mit Marmelade, in Dorset, wo wir uns befinden ist es umgekehrt. Ganz gleich jedoch, wie herum man das jetzt macht, bestreicht man immer nur soviel von dem Scone, wie man auf einmal in den Mund bekommt. Man nimmt also ein Messerspitze Cream, verstreicht sie auf einer Ecke Scone und streicht darauf eine Messerspitze Jam und beißt ab. Den Tee trinkt man gewöhnlich mit Milch, kann es aber auch lassen.

Jetzt ist also jeder von Ihnen ausgerüstet mit den Grundlagen des englischen Teegebäcks. Bitteschön.
Bei Liz' Scones gab es allerdings ein Problem. Es war einer und er war riesig! Normalerweise ist ein Scone etwas kleiner als meine Faust, ihrer hingegen hatte ungefähr die Größe einer großen Orange, was das ganze mit dem Aufschneiden schwierig gestaltete. Wir als Gymnasiasten lassen uns von so einer Lappalie jedoch nicht aufhalten und so schneidet sie das Rosienenmonster einfach in drei Teile. Es folgt langes Schweigen, in dem wir alle das Essen genießen und-Ach, wem mache ich was vor, wir kosten alle gegenseitig und tauschen uns dann über die Wanderung und die vergangenen Tage aus, natürlich nicht ohne die verschiedensten Klatschnachrichten auszuwerten und ich inhaliere diesen Moment, in der festen Absicht ihn immer im Herzen zu tragen. Nachdem wir dann alle brav aufgegessen haben, und ich den Rest des Scones den Liz nicht mehr schafft, vernichtet habe, müssen wir uns langsam auf den Weg zum Bus machen, weil wir befürchten, dass Manni sonst ohne uns fährt. Wir bezahlen seperately an der Theke und als Nisi mich fragt, wie man denn in England "Stimmt so!" sagt, durchforste ich kurz mein Hirn nach einer passenden Wendung. "Keep the change.", flüstere ich Nisi ins Ohr und als sie ihr Essen bezahlt strahlt sie die Kellnerin an und setzt eben erworbenes Wissen ein. Die Kellnerin lächelt und nickt, dreht sich zur Kasse und gibt den zu zahlenden Betrag ein. Als sie sich wieder umdreht hält sie Nisi's Wechselgeld in der Hand Nisi freut sich nicht mehr so sehr, setzt aber beherzt zu einem zweiten Versuch an:" Keep the change!","Ohh, keep the change!" ruft die Kellnerin und legt das Kleingeld, welches sie immernoch in der Hand hält, in eine kleine Glasschale mit der Aufschrift 'Tips'. Nisi wirft mir einen Blick zu der etwas in der Richtung "da hast du mich ja toll dastehen lassen" ausdrücken soll, ich grinse sie nur an, schließlich hat sie mich nach "Stimmt so!" gefragt und nicht "Wie gibt man denn hier Trinkgeld?".
Wieder im Bus angelangt, der sehr viel leerer ist als sonst, weil sich wohl nur ein kleiner Teil dafür entschieden hat, noch irgendwo weiter weg hin zu fahren, halte ich mir den Bauch, einer der 500 Bissen muss schlecht gewesen sein!
Viele aus unserem Bus wollen noch nach Bournemouth, was ich angesichts des Wetter irgendwie nicht nachvollziehen kann, aber es ist ja jedem seine Sache, also fahren wir an die Station 12 und lassen alle Bournemouthler raus, sie können mit dem Linienbus in die Stadt fahren. Als nächstes ist unsere Station dran, Station 10, denn Jule, Nisi, Liz und ich haben uns überlegt noch ein letztes Mal zu Tesco zu gehen, einmal um uns für die Fahrt einzudecken und zum anderen, weil wir nicht wissen, ob wir so bald noch mal in so einen großen Tesco kommen. Manni scheint das Anliegen der hier Aussteigenden erkannt zu haben und fährt direkt an die Bushaltestelle vor dem Supermarkt, obwohl die eigentlich zu keinem Zeitpunkt auf unserer Route lag. Wir danken ihm und steigen mit zwei weiteren Mädchen aus. Kurze Zeit später befinden wir uns im Laden und ich greife nach einer kleinen Packung Sushi, denn ich kenne englisches Supermarktsushi, es ist nicht der Himmel auf Erden, aber definitiv das, was ich jetzt will! Glücklicherweise sind sie hier so klug und bereiten das abgepackte Sushi ohne rohen Fisch zu (sprich Räucherlachs und so Zeug) und ich muss mir auch in Hinsicht auf Salmonellen keine Gedanken machen. Nisi schnappt sich nach kurzen Bedenken auch eine Packung und wir schlendern weiter. Ich habe das Gefühl, als einzige von uns vier Mädels nicht zu wissen, was ich hier sonst noch kaufen will, denn Nisi sucht mit mir den Tee und macht sich dann mit Liz gemeinsam auf den Weg zum Porridge. Wir geraten in eine Abteilung für Weinachstartikel und ich muss einfach zuschlagen, nicht für mich natürlich, aber wenn ich jetzt verrate für wen es ist, macht das keinen Spaß mehr. Wenig später stehen wir an den Selbstbezahlerkassen sehr zu meinem Missfallen, denn die haben wir, im Gegensatz zu englischen Verkäufern, auch in Deutschland. Man kann halt nicht alles haben.
Der Regen hat soweit aufgehört, dass wir uns draußen auf eine Steinbank setzen können und nachdem Nisi und ich das Sushi vertilgt haben, albern wir noch ein bisschen mit der Kamera rum und entwickeln einen hier nicht erwähnenswerten, aber sehr erheiternden Song.
So schön dieser Vormittag war, entzweien wir uns dann aber doch recht zeitnah, wir müssen nämlich noch Taschen packen und außerdem wird der Stein langsam unangenehm. Wir laufen wieder durch den Wald und verabschieden uns dann am Roundabout.
Liz und ich werten den Tag nun nochmal seperat aus und setzen uns an eine Bushaltestelle, um kkurz zu pausieren, als mir ein schrecklicher Gedanke kommt. "Du Liz, sag mal, wie spät ham' wir's eigentlich jetzt?","Virtel Zwei ungefähr, wieso?", sie schaut mich fragend an, doch bereits als ich zu sprechen beginne heben sich ihre Augenbrauen, sie versteht, worauf ich hinaus will:"Na die sind noch nicht zu Hause."
Bum! So, und jetzt?! Von außen wirkt das vielleicht komisch, aber wir wissen es besser. Das heißt nämlich gut drei Stunden Zeitvertreib ohne eine wirkliche Idee oder die Möglichkeit unsere Sachen abzuladen.
Nachdem wir eine Weile Kriegsrat gehalten haben entscheiden wir uns für die einfachste Lösung: Uns in die Einfahrt setzen und auf die Suttons zu warten, so wie immer. Gesagt, getan. Wir sitzen auf dem Steinboden, Liz spielt auf ihrem iPhone, ich lasse Musik auf meinem iPod laufen, wir sind ver-i-t. Und eigentlich könnten wir es die drei Stunden so aushalten, doch die Situation schein Petrus noch nicht interessamt genug zu sein, denn es beginnt zu nieseln. Liz spannt den Schirm auf. "Willst mit runter?", fragt sie. Ich schüttle den Kopf, es ist nur ein bisschen Nieselregen, ich bin ja nicht aus Zucker. Mein iPod ist aber zumindest aus zuckerähnlichem Material und ich packe ihn sicherheitshalber ein, um ihn vor dem stärker werdendem Regen zu schützen. Ja, ich gebe zu, nach kurzer Zeit halte ich es nicht mehr aus, und Liz lässt mich unter ihren Schirm kriechen. So sitzen wir da, zwei Kreaturen, aneinander geschmiegt, kein Internet, keine Aussicht auf Besserung und das Schlimmste: keine Toilette! Der Regen prasselt nun so stark auf die Straße, dass ich mich frage, ob es nicht vielleicht sogar hagelt und auch der Schirm scheint irgendwo nicht zu 100% dicht zu sein, es tropf auf mein Knie. Erwähnte ich, dass in der Portfieldroad eine Grundschule ist? Jetzt wissen Sie es! Und da wir uns gerade in einer Nebenstraße davon befinden, parken allmählich die Eltern der Kinder hier, um sie abzuholen, alle bewaffnet mit Schirmen steigen sie aus ihren geheizten Autos und gehen an uns vorbei, als wären wir irgendwelche Obdachlosen! Wir sitzen in einer Einfahrt, Rucksäcke zwischen unseren Knien, unter einem Schirm, mit klappernden Zähnen und alles, was wir bekommen sind kurze Blicke mit anschließendem Naserümpfen! Nicht einmal ein Lächeln, oder wenigstens ein neutraler Ausdruck, sie tun alle so, als wären wir am Regen Schuld! Liz zieht den Schirm so weit herunter, dass er direkt in meinem Blickfeld hängt:"Starr da nicht so hin!", sagt sie. Die starren uns doch an, denke ich , halte aber meinen Mund, schließlich sitze ich unter ihrem Schirm. Als der Regen langsam schwächer wird und schließlich ganz aufhört, atme ich auf, es wurde wirklich unbequem und Aufstehen scheint eine richtige Erlösung also stelle ich mich in die Sonne, die nun über das Hausdach scheint. Heuchlerin! Murmele ich ihr entgegen, erst lässt sie uns so hängen und dann strahlt sie mir so frech ins Gesicht. Wenn ich könnte, würde ich sie böse angucken, aber ich habe Angst zu erblinden, wenn ich das tue. Ich setze mich wieder und als ich meinen Schal und meine Mütze aufsetze, will Liz einen Deal schließen. "Wenn ich die Mütze kriege, darfst du wieder unter meinen Schirm." Es regnet nicht, also lehne ich ab, in solchen Zeiten ist sich jeder selbst der nächste, doch als dann der nächste Wolkenbruch beginnt, ziehe ich den Schirm zu mir heran. "Du kriegst sie, wenn ich drunter bin." ist mein Statement und Liz stimmt zu. Wir sitzen unter dem Schirm und mittlerweile habe ich das Gefühl, das hier ist der Normalzustand als sich Liz noch einmal zu Wort meldet:"Nachmittag zur freien Verfügung, hum?", ich höre eine Spur von Sarkasmus, aber das habe ich mir sicher nur eingebildet.
Der Regen legt sich und nach einer Stunde, die wir nun schon so verbracht haben, stellen wir fest, dass etwas unternommen werden muss! Wir frieren, müssen beide mal ganz dringend wohin und beginnen langsam uns zu hassen. Also gehen wir die Möglichkeiten durch. Nachdem ich die Idee mit dem Schlüsseldienst bereits in meinem Kopf verworfen habe, schlage ich vor, den hiesigen KFC aufzusuchen um dort die nächsten zwei Stunden einigermaßen menschenwürdig zu verbringen und weil es keine Einsprüche oder anderen Vorschläge gibt, machen wir uns auf den Weg zum Schnellrestaurant. Die Straße ist lang, nass und voller Enttäuschungen denn wir kommen an mehreren kleinen Pizzaliefersevice-Einrichtungen vorbei, in keinem ist eine Toilette, und das macht irgendwie alles keinen Spaß mehr doch wir kämpfen tapfer weiter, bis wir es dann endlich in den kleinen, leeren KFC schaffen. Er ist nicht gemütlich, halt ein typisches Fast-Food-Restaurant, und die Toilette ist auch nur mittelmäßig sauber, aber definitiv besser als alles, was vor diesen Türen auf uns wartet, also bestellen wir uns, nach der Befriedigung der Bedürfnisse eines jeden Menschen, jeweils einmal Pommes und ich tue mir den Gefallen und bestelle noch einen Maiskolben dazu. Anschließend setzen wir uns an den Tisch, der am weitesten von den Tresen entfernt ist, nur als vorbeugende Maßnahme, und beginnen im Schneckentempo unser Essen zu vernichten.
Wir sind fertig, doch die Zeit scheint sich noch nicht dazu entschlossen zu haben, unserem Leiden ein Ende zu setzen, doch wir sind ja nicht auf den Kopf gefallen und Liz holt sich einfach noch einen Milchshake. Er hat eine eigenwillige Konsistenz und noch während wir diese be- und auswerten wandert der wichtige Zeiger auf die 5, unser Zeichen. Der Regen hat sich wohl größtenteils verzogen, denn als wir den Weg entlanggehen ist er fast trocken und bei unserer Ankunft ist die Einfahrt bereits vollständig getrocknet, was wir gleich mal nutzen und uns neben Kimberly und Charlotte zu setzen, old habbits halt. Nach nur einer Runde Quiz-Spiel auf meinem Handy ist Daren dann auch schon zur Stelle, heute in einem weißen Kleintransporter, und schließt uns auf. Während wir uns durch den engen Eingangsbereich drängeln überlege ich noch, ob er vielleicht die Hände in Schmuggelgeschäften hat, werde aber jäh unterbrochen, als Charlotte uns bittet, dass wir doch heute mal fragen sollen, wann es Essen gibt, schließlich würden sie das sonst immer machen. Machen sie? Wieso weiß ich denn nichts davon? Doch zu meiner Beruhigung sieht auch Liz ein wenig überrascht aus und wir gehen, sie voran ins Wohnzimmer und sie fragt, wann es denn Essen gäbe. Um einen Protestschrei meiner besten Freundin an dieser Stelle zu vermeiden, ganz so einfach war das natürlich nicht, denn ich weigerte mich partout, Daren etwas zu fragen, und wir stritten eine Weile stumm, wer denn nun den Mund aufmachen sollte. Sie gab nach.
Daren hebt den Kopf, sein Blick klärt sich kurz und er gibt Auskunft bevor er sich wieder liebevoll seinem Pc zuwendet. 30 Minuten soll es noch dauern, doch ich bin skeptisch. Er ist mit uns alleine hier und er sah nicht so aus, als würde er vorhaben, in den nächsten 20 Minuten aufzustehen, aber hey, Jesus hat ja auch Wasser in Wein verwandelt. Wir klopfen an der Nachbarstür und wollen den beiden grade Bescheid geben, als sie uns die Antwort schon entgegenschmeißen:"30 Minuten.", sagen sie und ich schaue fragend von einer zur anderen, bis sich Charlotte (wohl die Redensführerin) erbarmt und mich aufklärt:"Es gibt nach der Frage immer 'in 30 Minuten' Essen, weil er dann anfängt, wenn wir ihn danach fragen, es ist also nicht direkt 'ne Frage, sondern eine unterschwellige Aufforderung." Jetzt wir mir auch klar, wieso sie nach dem Essen fragten und uns nie Bescheid gesagt haben, ich nicke und verlasse ihren Türrahmen wieder.
Es schallmait der "Dinner is ready!"-Schrei der selten gesichteten Art Gastus Vaterus von unten zu uns hinauf und wir bewegen uns dem gleich mal entgegen.
Zu meiner großen Überraschung (Liz hatte die Packungen schon vorhin gesehen) gibt es heute Pizza, was ich als Abschlussessen eine gute Wahl finde, da kann man wenig falsch machen. Es wird gerecht geteilt und als alle fertig sind, stehen wir alle gemeinsam auf, räumen ab und gehen hoch.
Liz, tief ins Lesen vertieft, scheint sich bereits außerhalb dieses Raumes zu befinden, als aus dem Bad laute Stimmen tönen:"Öhh Oh Mein Gott, Charlie, komm mal!", das war Kimberly, die sich aus der Stimmlage zu schließen so halb zwischen Freude und Angst zu befinden scheint, dann wieder eine Stimme:"Öhh Oh Mein Gott, wie ranzig is das denn?! Öhh voll eklig man, was tust du sowas auch da hin!", nun hat sich "Charlie" zu Wort gemeldet, sie scheint sich im selben Stadium wie ihre Zimmernachbarin zu befinden und ich stelle mir zwei Fragen a) Ist 'Öhh Oh Mein Gott' jetzt so eine Art Begrüßungsformel, und wenn ja, wann bekomme ich das Infoblatt dazu? und b) Hat die da Drogen liegen lassen oder sind die beiden bereits auf einem Trip?
Es kommt noch ein Statement von wegen "Öhh die Natur leeeebt!", meine Drogenfrage hat sich immer noch nicht geklärt, dafür aber die Bedenken um ihren Geisteszustand erhärtet.
Sie verlassen das Bad und kurz darauf das Haus und ich wende mich wieder meinem momentanen Blogpost zu.
Das Thema kommt mir erst wieder in den Sinn, als ich mich im Bad zu schaffen mache und mein Blick auf eine großes Schneckenhaus, wohl von einer Meeresschnecke fällt. Nicht, das das ein Grund zur Unruhe ist, aber man sollte doch meinen, dass, wenn man eine Muschel sammelt und sie mit nach Hause schleppt, diese dann frei von jeglichem Leben sein sollte, oder? War bei der hier nicht so. Aus einem Loch im Gehäuse hing nämlich ein Wurm. Ja, er war tot, und ich hoffe inständig das arme Tierchen ist nicht allzu grausam ums Leben gekommen, aber dahingehören tut das nicht! Er ist ganz platt, jetzt da er dort so ausgetrocknet liegt, und es hat schon etwas barbarisches, seine Pose: Ausgezogen, das Glück zu suchen wird er in seinem Quartier von einem Riesen verschleppt und in eine kahle Eiswüste gesetzt. Mit letzter Kraft schleppt er sich dann vor die Tür, mit der festen Absicht einen Ausweg zu finden, um noch einmal seine Kinder in die Arme schließen zu können und haucht dann nur wenige Schritte weiter, das Heck noch im Schutz des Hauses, seine Lebensgeister aus.
Aber eklig find ich's trotzdem. Als ich das Bad verlasse, trete ich mit aufgerissenen Augen ins Zimmer:"Liz, Liz! Hast du dir schonmal-","-WAS?!", ich liebe es sie so zu erschrecken, und nachdem ich sie beruhigt habe, mit einem 'es ist doch schon tot', was sie irgendwie nur semi zu beruhigen scheint, kommt sie mit mir ins Bad um sich die Wurmleiche mit mir gemeinsam anzusehen. Sie reißt die Augen auf und geht wieder, so viel also dazu.
Wir packen nun schon die Koffer, sie mit einem 'Ja, ich komm endlich nach Hause"-Blick, ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge, langsam nur geht es voran, aber häuslich eingerichtet hatte ich mich hier ja sowieso nie, deshalb ist es nur meiner Trägheit geschuldet, und nicht der Menge an verstreutem Zeug oder sonst was. Letztendlich ist es dann aber doch geschafft und ich höre wie die zwei Wurmmörder wieder kommen. Sie planen eine Bestattung im Badmülleimer und ich summe leise den Trauermarsch.
Liz und ich beenden unsere abendlichen Tätigkeiten und ich finde, es fehlt das Gebiss im Wasserglas auf dem Nachttisch, als ich das letzte Mal diesen Lichtschalter betätige.

Die Grüße an alle Leser sende ich natürlich auch diesmal, auch wenn ich mittlerweile schon seit einer Woche wieder bei meinen Liebsten bin.
Specialgruß: Liz, Nisi, Jule! Danke, für all die herrlichen Momente, die wir im Bus, im Haus, in der Schule, in der Einfahrt und auch überall anders hatten! Vielen Dank auch an alle anderen, die dabei waren und diese Fahrt zu einem so unvergesslichen Erlebnis gemacht haben!

Donnerstag, 27. September 2012

Shitrope

Ich schreibe jetzt zwar über den Dienstag, aber mittlerweile ist es 22:00 Uhr am Mittwoch und so entschuldige ich mich schon jetzt für alle Fehler oder Lücken in der Erzählung. Eins aber noch vorweg: es scheint die Kotzerei in unserer Mannschaft um zu gehen, denn nachdem Jule so vorbildhaft damit angefangen hatte, war auch Nisi gestern (also am Montag) in den Genuss gekommen, sie hatten sich aber scheinbar beide erholt, denn schon am Morgen darauf sitzen beide wieder im Bus.
Es ist also Dienstag. Und zwar früh an einem verregneten Morgen, was den Tag nicht gerade besser beginnen lässt.
Es folgt die morgendliche Routine und ich bin fast schon ein bisschen enttäuscht, dass heute nichts spannendes passiert. Leider ist auch den Rest des Tages nichts spannendes passiert.
Heute steht der Besuch der HMS (diese Abkürzung steht übrigens für his/her majestys ship) Victory an, und dort geht es dann auch gleich morgens hin. Erst dürfen wir uns 10 Minuten das Museum zur Navy und zur Schifffahrt im Allgemeinen anschauen, wobei wir ein Knotenspiel, eine Parkbank, wieder ohne Park, und eine ganze Etage voller echten Galionsfiguren entdecken und dran vorbei wandern. Als wir uns dann alle wieder eingefunden haben, stapfen wie im trauten Nieselregen zum riesigen Schlachtschiff im nahe gelegenen Hafen. Es ist ein eindrucksvoller Ozeanriese, orange und schwarz bemalt und 5 Decks hoch, was wir aber erstmal nur von außen betrachten dürfen, da der erste Teil unserer Gruppe bereits auf dem Schiff ist und von einem Guide eine Tourführung erhält. Wir bekommen zwei deutsche Infoheftchen in die Gruppe geworfen, die dann jeder der will mal in die Hand gedrückt bekommt und dann dürfen wir endlich rein.
Es war sehr schön von außen, keine Frage, aber von innen ist es die Hölle! Für große, und auch normal gewachsene Menschen, ist es durch die niedrigen Decken eine Tortur, es ist dunkel und es mieft nach modrigem Holz und Jahre altem Zeug. Die meisten Decks sehen gleich aus, doch einige Highlights wie die Capitänskabine sind echt hübsch anzusehen. Ich weiß nicht, ob dem wirklich so ist, aber ich bin fast zu 100% überzeugt, dass die in Fluch der Karibik irgendwie mit dem Platz da drin getrixt haben. Naja, wie dem auch sei. Am Ende der Wanderung übers Schiff erwerbe ich ein Mitbringsel für jeden aus der Familie und als wir aus der Tür treten muss ich diese direkt in Sicherheit bringen, es schüttet nämlich wie aus Eimern.
Im Museum vom Anfang befindet sich ein kleiner Saal, in dem man sich einen Film über die Schlacht bei Trafalgar anschauen kann, wofür Jojo und ich uns einfach entscheiden um dem Regen aus dem Weg zu gehen. Weil wir so unheimlich beliebt sind, gesellen sich auch Liz und Jule zu uns und nach kurzer Wartezeit vor dem Saal darf unsere Gruppe von 10 Mann dann auch da rein. Zu dieser Gruppe gehören 75% der Lehrer sprich Frau Waldt, Frau Berger, Frau Lamm und leider auch Frau Schenk. 'Warum leider?' werden sie sich jetzt vielleicht fragen. Ich sage leider, weil sie die Angewohnheit hat, mit und auf englisch zu sprechen, sobald Engländer anwesend sind, ich glaube, damit will sie zeigen, dass sie es voll drauf hat, schließlich ist sie ja Englischlehrerin, da sollten so Dinge wie "Silence!" und "Over Here please!" ja drin sein. Das eigentlich schlimme daran ist aber ihre Aussprache. Ungefähr so schlimm wie Mannis, nur noch peinlicher, weil sie nicht englisch mit und sprechen müsste, und weil ich die Tatsache, dass sie das 'th' wie ein s ausspricht für eine Englischlehrerin ein bisschen schwach finde. So sitzen wir also, blamiert vor der Frau an den Tresen, auf den zwei Bänken und sehen uns den Film an. Anschließend geht es dann in zwei weitere Räume, mit Wachsfiguren und einem 3D-Modell des Schlachtplans, in denen uns auch nochmal durch Lautsprecher Auskunft gegeben wird.
Dann sind wir durch, was ich eigentlich schade finde, weil mir das echt gefallen hat, und haben immernoch eine gute halbe Stunde bis der Bus abfährt. Gerade als wir schon befürchten, wir müssten kulturell interessiert durch die Stadt laufen, wirft sich ein weiterer Souvenirshop vor unsere Füße und wir können nicht anders, als sein Flehen zu erhören. Wir kaufen dort dann auch tatsächlich etwas und sitzen dann geldtechnisch erleichtert wieder im Bus, der uns zur Schule bringt. Jop, ganz genau, heute ist der Plan nämlich umgedreht und so haben wir jetzt noch bis um 17:00 Schule. Wir kommen in Ians Raum, kein Ian in Sicht. Zum Stundenbeginn taucht er dann aber glücklicherweise auf und wir fangen wie gewohnt an. Er ist empört über die Tatsache, dass wir das Schiff langweilig fanden und beginnt daraufhin gleich, uns viel über das Schiff zu erzählen, was den Ausflug ungefähr 100 Mal spannender gemacht hätte. Als er von den Toilettengängen erzählt, insbesondere von dem Seil, dass als Papierersatz verwendet wurde, entsteht die heutige Überschrift. Gerade als er den Satz "Und dieses Seil für...naja, ihr wisst schon Shit, nennt man-", unterbricht ihn Liz mit "Shitrope!" es wird gelacht und wir werden aufgeklärt, dass es leider nicht Shitrope sondern Towrug heißt und uns wird auch erzählt, wieso man heute sagt, dass man die Katze aus dem Sack lässt und vieles, vieles mehr (bitte googlen oder bei Interessen einfach in einem Kommi die Geschichten anfragen, die er uns erzählt hat, dann gibts dazu nen extra Post).
Außerdem lernen wir das Lied 'London's burning' und die zwei letzten Zungenbrecher unserer Reise. Das Highlight der Schule ist aber mit Sicherheit die Ballondebatte. Die Grundidee ist folgende: man bildet Teams (in unserem Fall 5) und jedes Team stellt eine berühmte Persönlichkeit vor. Diese Persönlichkeiten sitzen nun alle in einem löchrigen Heißluftballon (bitte fragen die mich nicht, wie Obama, Sophie Scholl und das Baby von George Clooney in einen Heißluftballon kommen!) und am Ende jeder Ründe wird durch alle Mitspieler eine Person aus dem Ballon gewählt. Das Ziel einer jeden Gruppe ist es, Argumente für seinen Charakter als einzigen Überlebenden zu präsentieren und die anderen dann zu überzeugen, und das alles auf englisch.
Wir wählen Barak Obama, und als die erste Gruppe voller Stolz ihre Persönlichkeit Barak Obama vorstellt müssen wir auf Plan B umsteigen: Herr Vettin, unseren Physiklehrer. Wen wundert es, dass wir in der ersten Ründe aus dem Ballon geworfen werden?Mich jedenfalls nicht wirklich.
Als Jojo, Liz und ich dann in der 2. Pause draußen stehen und Ians Auto bewundern, sind wir nicht unauffällig genug und er kommt zu uns. Verstehen sie mich nicht falsch, ich mag ihn, aber 20 Minuten lang ein Gespräch über Autos zu führen...nah ich weiß nicht. Es entpuppt sich aber als ganz witzig, besonders als er uns dann anbietet, und doch mal rein zu setzten. Die Pause geht also sehr schnell vorbei und wir Voten ein letzten Mal. Obama gewinnt, und wir ärgern uns schwarz. Haha!
Dann geht es nach Hause und uns wird zur Abwechslung mal direkt die Tür aufgemacht. Nach 15 Minuten in unserem Zimmer gibt es dann Essen, etwas, worauf ich mich schon die ganze Zeit freue. Es gibt englische Würstchen mit Kartoffeln (aus der Tüte, aber ohne Minze :D), Karotten und Brokkoli. Klasse, ich mag vegitarisches Essen ja sehr und so tausche ich meine Ih-ba-ba-Würstchen gegen Kiberlys Brokkoli, denn sie scheint zwar genauso mekelig wie ich, aber einfach anders gepolt zu sein.
Dann gehen wir wieder hoch und machen uns einen shönen Abend. Halt so wie immer.
Jetzt liegt Liz in meinem Schoß und schläft seelig, ich weiß nicht, wie sie dort hinkommt.

Liebe Grüße an euch Zuhause! Bald hat Berlin mich wieder, so auch seine Einwohner :D
Specialgruß: Du! Danke fürs Lesen und wenn's mal passt einfach mal einen netten Kommentar dalassen! Danke dir, random Leser!

Dienstag, 25. September 2012

Gegenregen

Der Montag beginnt ähnlich wie in Deutschland, nur schlimmer.
Wir werden liebevoll von Kimberly und Charlotte geweckt, Liz scheint aber schon länger wach zu sein als ich, denn ich schnappe schon etwas auf von "dachten ihr müsstet später kommen", und "hätten euch sonst früher geweckt", auf. Auch die Uhrzeit wird erwähnt: 7:38 Uhr. Jetzt, meine lieben Leser, bin ich richtig wach! Es ist 7:38, wir mussten bereits um 7:35 an der Haltestelle sein. Mein kluger Holmes-Verstand schlussfolgert, dass es nur eine plausible Erklärung für diesen Umstand gibt: WIR HABEN VERSCHLAFEN! Plötzlich tauchen Bilder von uns in meinen Kopf auf, wie wir uns angrinsen, als Liz den Wecker ausmacht und eine Stimme in meinem Kopf kommentiert diese Szene mit "Ihr hattet noch 5 Minuten".
Ich ärgere mich über mich selbst, aber besonders über die Tatsache, dass es unseren Gasteltern nicht aufgefallen wäre und ist, bin aber mittlerweile bereits in Klamotten und auf dem Weg in die Küche, um das Lunchpaket zu holen. Ich packe es nicht in den Rucksack und schließe meine Jacke nur provisorisch, dann rennen Liz und ich aus der Tür. Wir werden vom Guss unseres Lebens empfangen und rennen bereits auf den ersten 100 Metern mit nassen Hosen an diversen tiefen Pfützen vorbei. Liz meint, es riecht nach Meer, ich sage ihr, dass sie sich nicht wundern soll, schließlich entstehe ja gerade ein neues.
Wir kommen keuchend vor dem Bus zum Stehen, gnadenvoller Weise hat Manni auf uns gewartet und wir sind nur 7 Minuten zu spät. Unsere Lehrerinnen und Manni scheinen nicht aufgebracht, wir lassen ihnen aber auch keine Zeit, sauer zu werden, denn wir entschuldigen uns überschwänglich und stapfen dann mit leisen Geräuschen zu unseren Plätzen. Ich flüstere Bruno zu:"Wir hatten Gegenregen."
Jule und Nisi steigen ein und beschweren sich, dass sie 20 Minuten warten mussten. Wir gestehen die Schuld an 7 davon ein, werden böse angeschaut und dann unterhalten wir uns cheerfully über dies und das.
Wir haben keinen Guide und müssen uns deshalb mit Manni zufrieden geben, was uns allen gehörig auf den Geist geht. Er ist laut, und wird nicht dafür bezahlt uns Dinge über diverse Kirchen zu erzählen, außerdem ist seine englische Aussprache so schlecht, dass mein Gehirn bei jedem Städtenamen schockgefrostet wird.
Als wir dann nach 1.5 Stunden gnadenvoll nach draußen entlassen werden, befinden wir uns an der Küste von Portland. Wir haben 10 Minuten an einem windigen Abhang, wovon 5 für die Pinkelpause meiner drei Mädels draufgeht. Als wir dann endlich aus dem windgeschützten Häuschen treten, werden wir fast weggeblasen. Es ist so windig, dass man sich teilweise in den Wind legen kann und wir erklimmen eine Anhöhe, die zum Rand der Klippe führt. Ein stetiger Sprühregen der Monsterwellen lässt meine Lippen salzig schmecken und das Leben ist schön, auch wenn ich momentan nichts höre, wegen des Windes. Wir machen einige peinliche Gruppen-Hopsefotos, und dann müssen wir auch schon wieder in den Bus.
Ich sehe, gelinde gesagt, richtig scheiße aus, aus zwei Gründen: erstens hatte ich heute morgen keine Zeit mir irgendwann die Haare zu kämmen und zweitens hat der Wind mir gerade jeglichen Anflug von Ordnung aus den Haaren gepustet und so sitze ich jetzt Mop-like auf meinem Sitz. Als Fritzi (ein Mädchen zwei Reihen schräg vor uns) mir dann eine Bürste anbietet, nehme ich sie dankbar an und kämpfe mich den Rest der Fahrt durch den Urwald auf meinem Kopf.
Der nächste Halt ist an einer weiteren Klippe, diesmal aber ohne Orkan, es entsteht ein Gruppenfoto mit den olympischen Ringen und dann geht es zacki zacki auch schon weiter. Schließlich ist das hier keine Sightseeingtour! Wir steigen noch einmal am größten Naturdeich in ganz England aus, er besteht aus großen Kieselsteinen und endet direkt im Wasser, doch so nah dürfen natürlich nicht ran. Wir singen eine Ründe 'I believe I can fly' gegen den Wind und schon scheucht uns Tom (der Guide des anderen Busses) wieder in den unseren. Unser nächstes Ziel heißt Winchester und ist die erste heutige Stadt, die wir uns ansehen werden. Nach einiger Fahrt kommen wir dann doch dort an, und ich bin ein bisschen enttäuscht. Uns wurde gesagt, hier wäre der beste Ort in den ganzen 2 Wochen um gute Fish and Chips zu essen, da hatte ich doch einen hübschen englischen Ort am Meer mit kleinen Cottages und freundlichen Menschen vor Augen. Bekommen tun wir einen ein bisschen verkommenen, leergefegten Ort, durch den der Wind pfeift. Man muss allerdings zur Verteidigung sagen, dass es bereits Mitte September, also ganz bestimmt keine Touristensaison, mehr ist.
Wir steigen also aus dem Bus und sammeln uns zwecks Führung zum Fish and Chips Laden vor einem der anderen Busse. Die, die keine Lust auf britisches fast Food haben, gehen ihrer Wege, und als uns gesagt wird, dass wir ganze 2 Stunden in diesem Ort haben, beschließen wir, mit dem eigentlichen Essen auch noch zu warten, bis unsere Schule den Laden wieder geräumt hat, wie folgen aber trotzdem der Gruppe, einfach um zu sehen, wo wir dann später hin müssen. Als Tom vor einem nobel aussehendem Laden namens "Fish'n'Fritz" zum stehen kommt, dreht unser Quartett wieder um, wir haben es ja jetzt gesehen, und wir machen uns auf den Weg zu Fußgängerzone, welche eine Querstraße von hier ist. Wir setzen uns in ein Café, Liz bestellt sich eine heiße Schokolade (der Drang scheint sich von gestern angestaut zu haben) und Nisi kauft sich einen cuppa und ein Baconsandwich. Ich erwähnte ja bereits Nisis Esstempo, weshalb ich denke, sie können sich nur zu gut vorstellen, dass wir eine geschlagene Stunde dort sitzen, bevor sie dann den letzten Bissen genüsslich verzehrt hat. Es ist ein gemütliches kleines Café mit großer Fensterfront und all Day Breakfast, was mir sowieso schon sympathisch erschien, aber eine Stunde hätte es echt nicht sein müssen. Ein gutes hat ihre genießerische Art allerdings, denn so sitzen wir immerhin die Hälfte der Zeit im windstillen und können uns gepflegt unterhalten.
Es stellt sich heraus, dass ich die einzige bin, die hier Fish and Chips essen will, Nisi ist voll, beziehungsweise hat gerade etwas gegessen, denn bei ihr bin ich mir nicht sicher, ob sie überhaupt jemals wirklich satt sein kann, Liz liegt der Schreck vom ersten Mal Fish and Chips essen und Jule ist übel von der Busfahrt. Also gehen wir fix mein Essen kaufen, natürlich als Takeaway, und finden uns erneut auf der Fußgängerzone an einem niedlichen Souvenirshop wieder. Ich finde etwas für meine Mami und und Liz einen weiteren Anhänger für ihre Kette, wobei ich während all dieser Zeit den Laden in den Duft von frittiertem Fisch hülle.
Die Fußgängerzone hat ausgedehnt doch die Zeit scheint sich dafür verdoppelt zu haben, und wir sind plötzlich ganz normale Teenager mit zu viel Freizeit.
Wir laufen einfach wieder an den Strand, fest entschlossen, dort auf den Bus zu warten, doch dank des Windes wird der kleine Rest meines Essens sandig und unsere Augen auch. Wir rücken in den Windschatten einer Strandbude und sitzen dort, völlig unbequem aber damit beschäftigt nicht eingesandet zu werden, eine ganze Weile herum.
Als es dann noch 15 Minuten bis zur Departure sind, trotten wir langsam an die Stelle zurück an die Manni uns damals absetzte. Jaja, damals vor 2 Stunden, als wir noch jung und unbedarft waren...
Als er dann endlich kommt, bin ich genauso froh wieder da drin zu sein, wie vorhin da raus zu sein. Wir fahren als noch ein Stück und Jule ist jetzt leider so schlecht, dass sie zur Wanderung an der Steilküste nicht mitkommt, sondern im Bus bleibt. Es ist ein mühsamer Abstieg ins Tal hinein, aber die Aussicht entschädigt für nahezu alles. Wir haben natürlich viel Spaß und lachen, aber als wir dann letztendlich im Tal ankommen, merken wir, wie ein solcher Abstiegswinkel auf die Knie geht und müssen und erstmal wie alte Damen auf den nächstbesten Stein fallen lassen. Wir sind halt auch nicht mehr die jüngsten!
Umso erleichterter sind wir dann, als wir den Bus sehen, weil er gekommen ist, um uns abzuholen. Kein Hochwandern mehr...Schade eigentlich.
Jule hat sich wohl übergeben, und ich bin froh, dass ich davon durch ihre Erzählungen erfahre und nicht live dabei war. Ich hab sie lieb, aber das sieht man trotzdem nicht gerne. Wir bedauern sie also alle einmal kräftig und dann geht es wieder ab nach Hause.
Cut auf die Szene danach. Wir laufen glücklich unsere Straße entlang, denn heute gibt es für und keine Schule mehr. Es steht kein Auto in der Auffahrt und so setzen wir uns wie gewohnt in selbige und harren der Suttons die da kommen. Es vergehen 10 Minuten und wir beginnen mit ich sehe was, was du nicht siehst. Es vergehen 20 Minuten und Kimberly und Charlotte kommen. Es vergehen 30 Minuten und mittlerweile bin ich gespannt, ob sie überhaupt noch am Leben sind. Es vergehen 40 Minuten und mittlerweile bin ich mir sicher, falls sie noch am Leben sind, werde ich das ändern. Gerade als ich mir einen besonders ablenkenden Gedanken gesucht habe, biegt er in die Einfahrt ein und steigt aus dem Wagen. "Hi." sagt er und schließt uns die Tür auf. Nur ein Hi?! Kein 'Oh mein Gott, es tut mir ja so leid', ein 'musstet ihr lange warten?' oder wenigstens ein 'Na dann kommt mal mit rein.' Nur ein verfluchtes Hi! Ich starre seinen Rücken an, auf dass er dort schwere Verbrennungen erleidet.
Es gibt Fisch überbacken mit Kartoffelbrei und dazu Erbsen, was ich mit großen Augen begucke, denn wir hatten ja kein Frühstück. Als Kimberly dann auch noch das Gesicht verzieht und uns ihren Fisch anbietet, strahlen Liz und ich förmlich. Ihre Portion wird also schwesterlich geteilt und dann essen wir in Seelenruhe alles auf.
Daren bekommt von mir heute kein 'good Night!' denn Ich wünsche ihm einfach nicht, dass er eine gute Nacht hat. Ich Wünsche ihm Bettwanzen, und bevor ich ihm das sage, schweige ich lieber ganz.
Nun liegen wir hier und Liz pennt lautstark neben mir, während ich die letzten Zeilen schreibe.

Liebe Grüße an alle Daheimgebliebenen! Ich hoffe Berlin steht noch einigermaßen.
Specialgruß: Chenoa! Ich Drücke dich ganz doll und hoffe, dein zweiter Wackelzahn ist auch schon bei der Zahnfee im Regal! Ich hab dich lieb und vermisse dich, deine Janni *Umarmung*

Hot Chocolate

Als wir aus unserem tiefen, traumlosen Schlaf erwachen ist es 11:45 Uhr, aber bis zum Frühstück/Brunch um 12:30 Uhr haben wir noch ein bisschen Zeit.
Da heute unser freier Tag ist, haben wir uns gestern mit Jule,Nisi, Bruno und Jonas verabredet um bei Tesco shoppen zu gehen, deshalb machen wir uns zur Abwechslung mal vor dem Frühstück fertig.
Wir werden mit 15 Minuten Verspätung gerufen, was mich unter normalen Umständen nicht stören würde, aber wer kann hier bitte von normal reden?
Wir kommen in die Küche und ich blicke auf ein wunderhübsch angerichtetes englisches Frühstück. Es ist die einfache Ausführung mit gebackenen Bohnen (weiße Bohnen in Tomatensauce), Spiegelei, englischen Würstchen, Bacon und Toast. Einer der Toasts hat sich geopfert und sich wagemutig unter die Bohnen geworfen. Er wird in Würde am Tellerrand bestattet. Das Spiegelei überlasse ich Liz, denn es ist noch halb lebendig, natürlich nur im Tausch mit dem nicht gewollten Bacon und Toast Nummer 2 ist durch die Eipampe leider auch ungenießbar. Die Würstchen sind bekanntermaßen brechreizerregend, Liz findet sie allerdings in Ordnung. Das Highlight ist der Bacon, er ist richtig lecker und als ich die 4 Scheiben, die ich dank des Tausches nun habe, gegessen habe, kann ich sowieso nichts anderes mehr essen. Ich werde von Geshirrgeräuschen neben mir aus der Futtertrance aufgeschreckt. Liz bringt es doch tatsächlich fertig, nach zwei Spiegeleiern, zwei Würstchen und einem Toast noch eine komplette Schüssel Lion Cereals zu essen. An dieser Stelle nochmal mein hoher Respekt gegenüber dieses Magens.
Wir stehen auf und machen uns fix zum Rausgehen fertig, denn wir haben eigentlich keine Zeit mehr. Ich bin froh, eine gute Regenjacke zu besitzen, denn als wir aus der Tür treten, werden wir vom englischen Wetter empfangen. Ich setze resigniert meine Kaputze auf und wir stapfen los. Ernsthaft? Denke ich mir, ein freier Tag von 11 und es regnet junge Hunde vom Himmel! Naja, diese Reise scheint mir viele erzählenswürdige Erlebnisse bescheren zu wollen und bis jetzt hat sie mich nicht enttäuscht.
Jule ruft Liz an und nach kurzer Lagebeschreibung treffen wir die vier anderen dann. Sie sind durchgeweicht und wir beschließen auf dem schnellsten Weg zu Tesco zu schwimmen..ähh zu gehen.
Es ist trotzdem ein ganz schöner Fußmarsch und als wir am Megastore (ich würde ihn eher Hyperstore nennen) ankommen, hat der Regen ein wenig nachgelassen.
Ich kenne ja einige Supermärkte in England und ich bilde mir ein, einen ganz guten Überblick über diese Problematik zu haben, doch dass, was uns dort erwartet ist einfach gigantisch! Es ist ein Supermarkt größer als der Real im Ringcenter und das zweietagig! Wir befinden uns im Erdgeschoss und beschließen aus Zeitgründen die zweite Etage auszulassen. Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass es hier nicht unüblich ist, dass Supermärkte hier auch Sonntags geöffnet haben, so ist dieser Tesco jeden Sonntag bis um 4:00 pm zugänglich. Wir kommen an Haushaltsgeräten, Küchenutensilien, Spielwaren, Kosmetikartikeln, Medikamenten, Souvenirs und natürlich den normalen Alltagsdingen wie Molkereiprodukte, Obst, Gemüse, Fleisch, Süßwaren, Tee und Kaffee und vielem mehr vorbei. Ich kaufe zwei Tafeln Schokolade, eine zum gleich vernichten und eine zum Mitbringen, und eine Flasche mit kritschesüßer Apfelschorle, die ich erstmal mit Wasser verdünnen muss. Als wir nach einer 3/4 Stunde dann alles gesehen und gekauft haben, suchen wir wegen des anhaltenden Regens das markteigene Café auf. Dort kaufen Jule und Jonas sich einen ungenießbaren Erbeerschaum und Nisi kauft sich einen Brownie und ein einzelnes Babybell aus dem "Selbst-Aussuch-Kindermenü-Ständer".
Wir setzen uns und erzählen uns gegenseitig die herrlichsten Anekdoten, wobei immer mal das englische Essen rumgereicht wird, einfach weil es so eklig ist.
Um 4:00 Uhr spricht uns dann ein Angestellter an und entschuldigt sich für die Tatsache, dass wir Schafsköpfe nicht gemerkt haben, dass der Laden gerade zu macht. Wir nehmen diese aufrichtige Entschuldigung an und hoffen, er hat fürs nächste Mal was draus gelernt.
Es regnet nicht mehr ganz so stark und wir machen uns durch einen kleinen Wald auf den Weg zu Nisi und Jule nach Hause. Vor der Tür verabschieden wir uns dann von Bruno und Jonas und gehen in das gemütlich aussehende Haus. Wir werden von Sue, ihrer etwas älteren Gast...omi begrüßt und sie nimmt uns die durchweichten Jacken ab. Als wir in das Zimmer der beiden gehen habe ich schon ungefähr 4 Pläne geschmiedet, wie wir einfach dort mit einziehen können. Nach einer ganzen Weile sind wir dann Ideenlos und gehen runter, eigentlich ohne wirklichen Plan. Wir kommen an der Küche vorbei und Sue bietet uns was zu trinken an und sagt uns, dass wir uns schonmal ins Wohnzimmer platzieren sollen. Sie bringt die Gläser und ich bin nahezu gerührt. Wieso wir nicht?! Wieso? Als sie Liz und mir dann auch noch ein Stück selbstgemachten Kuchen vor die Nase stellt, bin ich wirklich niedergeschlagen.
Um 6 gibt es dort Essen und da wir nicht mit eingeplant sind, setzen wir uns einfach so mit an den Tisch. Wir führen ein Gespräch mit Sue, und sie regt sich gebührend über das Verhalten unserer Gasteltern auf. Wir reden über dies und das, und da Nisi eine wahnsinnig langsame Esserin ist, haben wir viel Zeit für ein ausgedehntes Gespräch. Es gibt Nachtisch und wir bekommen beide eine halbe kleinenFruchttorte. Ich liebe diese Frau! Ich habe sie in diesem Moment adoptiert und ziehe in Gedanken bereits ein, als Nisi dann doch mit dem Essen fertig wird und wir uns ins Wohnzimmer setzen. Nach einer Weile ist es dann um 19:00 Uhr und Liz beschließt, es sei jetzt Zeit zu gehen, keine blöde Idee, schließlich ist es ein weiter Weg und wir wollen noch im Hellen ankommen.
Wir machen uns also im strömenden Regen auf den Weg, kehren aber am Kreisverkehr direkt wieder um, weil ich mein Handy ganz spontan auf Nisis Nachttisch liegen hab lassen. Wir werden noch einmal von Sue bedauert, ich glaube wegen des Regens, und gehen wieder unserer Wege.
Als wir ankommen sind wir nass bis auf die Knochen, zumindest an den Beinen, wir haben ja beide eine Regenjacke.
Wir kommen also an und werden mit einem "Hi!" begrüßt. Wir stiefeln dann nass nach oben und hängen unsere Jacken einfach an die Türklinke. Kimberlys und Charlottes Essen ist schon fertig, wir müssen allerdings noch warten, denn er hat wohl noch nicht angefangen zu kochen, weil er ja nicht wusste, wann wir wieder kommen.
Nach einer halben Stunde Warterei dürfen wir dann auch essen und werden von einem Minipie und Kartoffelecken begrüßt. Der Pie besteht aus einer Blätterteighülle und einer Füllung die dem braunen Pendant zu Frikassee am ehesten gleicht. Liz darf meins essen.
Als wir dann fertig damit sind, verkrümeln wir uns wieder in unser Zimmer. Nach einer langen Weile Ehepaar-Dasein verkündet mir Liz, dass sie jetzt "richtig Bock auf heiße Schokolade" hätte. "Schön!", sage ich"dann lass uns fragen gehn." Kein Protest. Nur ein undeutliches Murmeln von wegen "will nicht aufstehen....", aber nach 5 Minuten stehen wir dann doch unten am Fuß der Treppe und fragen Karen, die mittlerweile samt Schwester da ist, ob sie hot Chocolate oder so für uns hätte. Schokolade scheint aus zu sein, aber sie bietet uns großzügig einen Tee an. Sicherheitshalber fragen wir- okee, ich werde hier grad mit vorgehaltener Nagelfeile gezwungen, richtigzustellen, dass es Nisis Idee war in London mit dem Taxi zu fahren und nicht Liz'- nach der Art Tee und kriegen als Antwort ein "englischer Tee" zugeworfen. Achso, klar. Danke Karen, ich hatte schon Sorge er wäre aus Bangladesh. Natürlich wäre es jetzt nur noch peinlicher einfach wieder zu gehen und so nehmen wir das Angebot an. Wir folgen ihr in die Küche und Liz wirft mir hinter ihrem Rücken einen doofe-Idee-Blick zu, ich ziehe zur Antwort eine Fratze. Kurze Zeit später kommt auch Karen Schwester und fragt uns, ob uns der Aufenthalt so far denn gefallen hat. Ich setze zu einem beherzten Kopfschütteln an, besinne mich dann aber eines besseren und preise gemeinsam mit Liz die Schule und die Ausflüge an. Karen wird dann glücklicherweise mit dem Tee fertig und wir schleichen uns hoch. "Ich hasse Tee.", ist die trockene Bemerkung, die ich fallen lasse, kurz nachdem wir durch die Tür sind. Er ist leicht bitter im Nachgeschmack und hat die Eigenschaft, die ich bei Tee besonders hasse: er schmeckt nach Wasser mit Blättern drin. Ich kippe ein bisschen von dem Apfelschorlensirup hinein und freue mich eine elegantere Lösung als den Abfluss gefunden zu haben.
Noch mehrfach an diesem Abend verfluche ich unsere Gastfamilie und die Tasse Tee auf dem Nachttisch und langsam gleiten wir in einen tiefen Schlaf.

Alles Liebe an Zuhause! Ich wünschte ich hätte euch alle hier!
Specialgruß: Mami! Ich hoffe es geht gut Zuhause und sie haben sich noch nicht ganz kaputt gespielt! Freu dich auf meine Mitbringsel! Ich vermisse dich ganz ganz doll und hab dich lieb <3

Montag, 24. September 2012

Dem Iems Bond sein Zuhause

Nach langer, anstrengender Busfahrt lasse ich mich endlich auf mein Bett fallen, bevor ich die gesammelten Einkäufe sortiere. Aber vielleicht sollte ich besser von vorne anfangen:
Heute ist Samstag, also keine Schule für uns, doch das heißt nicht, dass wir auf der faulen Haut liegen können. Ganz im Gegenteil! Heute steht für uns der wohl bis jetzt schwerste Ausflug an: London! Und wie gestern angedeutet heißt es deshalb bereits um 6:15 Uhr "Breakfast is ready!", und wir beginnen langsam uns zu ernähren. Karen ist noch nicht ganz fertig mit dem Toast, deshalb haben wir eine kurze Unterhaltung mit ihr, mein Glauben an Gerechtigkeit nimmt zu. Als ich mir dann einen Toast hinein gequält habe, schnappen wir uns unsere Lunchsachen (heute in Tüten und nicht genießbar) und gingen uns fertig machen. Wir verlassen das Haus, wieder ohne Mitbewohner, und laufen zügig zur Bushaltestelle. Wir kommen um 6:59 an. Wir sind total stolz auf uns, aber der Bus kommt erst ungefähr 5 Minuten später, das macht uns traurig. Wozu haben wir uns dann so beeilt? Naja, wenigstens sind wir pünktlich.
Wir steigen ein und setzen uns, in der festen Absicht, so schnell wie möglich wieder einzuschlafen in unsere Sitze. Schon als Jule und Nisi den Bus betreten, bin ich mir sicher, dass das nichts wird. Innerlich sind wir halt doch schon putzmunter und so reden wir aufgeregt über dies und das.
Ab und zu dämmern Liz oder ich mal für ein, zwei Minuten weg, aber wie gesagt, schlafen ist erstmal keine Option mehr.
Als wir nach gut 2 Stunden eine Ansage mit den Worten "You can see the first houses of London to your left.", hören, stupse ich Liz aus ihren Dämmerzustand und wir blicken aufgeregt nach links. Werden aber fürs erste enttäuscht. Es ist nichts spektakuläres, denn wir befinden uns schließlich am äußersten Zipfel Londos. Noch spüre ich zwar keinen Flair, aber ich versichere mir selbst im Stillen, dass das noch kommt.
Ich habe recht! Denn als wir uns in langsangsamem Stop-and-Go an einem Stadion vorbei in die Stadt kämpfen, entspanne ich mich innerlich und werde äußerlich zu jenem bekannten Bündel aus Energie.
Nach und nach bekommen wir alles wichtige zu sehen, indem wir mit dem Bus daran vorbeifahren und bekommen immer spannende Infos durch unseren Guide Steve. Wir fahren auch an "dem Iems Bond sein Zuhause" vorbei, was uns natürlich nicht von Steve sondern von Manni mit schönem friesischem Dialekt erzählt wird.
Nachdem wir dann ungefähr zwei Stunden lang die verschiedensten Sehenswürdigkeiten plus diverse andere Dinge (Telefonzellen, Polizisten, Touristen ect.) angehechelt haben und versucht haben, sie durch die Fensterscheiben zu fotografieren, werden wir dann endlich nahe des Marble Arche in die Freiheit entlassen. Wir haben 4 Stunden Zeit und sollen um 16:45 am vereinbarten Treffpunkt sein. Bevor wir jedoch wirklich frei sind, geht praktisch unsere gesamte Gruppe auf die Toilette im erstbesten McDonalds (nagut, ertappt. Ich mache doch Schleichwerbung). Der Laden ist riesig, mit zwei Etagen, aber die Toiletten sind verhältnismäßig sehr kompakt. Vier Kabinen stehen zur Verfügung und dementsprechend lang ist auch die Schlange, die sich dort bildet. Wir sind aber ziemlich weit vorne und dürfen uns bald aus dem Gedränge entfernen. Wir kämpfen uns nach oben und treten in die londoner Luft. Nebenan ist eine Wechselstube und Jule und Nisi wechseln gleich noch ein paar Euro in die hier bevorzugte Währung.
Wir befinden uns bereits auf der Oxfortstreet und beschließen, lieber keine Experimente zu machen und einfach der eingezeichneten Route auf unserem Plan zu folgen. Wir kommen nicht wirklich weit, denn schon auf den ersten Metern fällt uns ein Primark vor die Füße. Nein, nicht irgendein Primark, sondern DER Primark. Der größte Primark in Europa. Und das merkt man auch, denn als wir in den Laden treten, beschließen wir als erstes Treffzeit und Ort, falls wir uns verlieren sollten, was wir dann auch tun. Nisi kommt uns abhanden und ist auch nicht mehr auffindbar, bis wir zu den Kassen gehen. Liz kauft sich eine Strickjacke, Jule einen Eulenpulli und ich ein Shirt mit Krümelmonster drauf. Die Gruppe findet sich an der Kasse wieder und wir gehen in einen gegenüberliegenden Next. Ich sage bewusst "einen Next", denn selbige schießen in London buchstäblich wie Pilze aus dem Boden.
Aber es ist nichts dabei und so verlassen wir Next ohne eine neue Tüte. Dafür fragen wir aber den Bodyguard an der Tür ob er nicht wisse, wo es zu Hardrock. Café ginge. Nach dem Vorschlag zu Starbucks zu gehen, weil er wüsste, wo das ist, weist er die Oxfort Street hinunter und sagt, es sei irgendwo da.
Was macht man als Touri am liebsten? Souveniers kaufen! Also war unser nächsteszu Ziel ein Tineffladen, egal welcher Art. Fehler Nummer 1. Angezogen von dem Schild "75% off" betreten wir einen von drei benachbarten Souveniershops, finden nichts wirklich hübsches und betreten den nächsten. Dort zeigt Liz Interesse an einem der Shirts mit der typischen "I Love London" Aufschrift. Fehler Nummer 2. Wie zu erwarten ist bereits ein Verkäufer, mit Mirgrationshintergrund, zur Stelle und bietet ihr die wildesten Sonderangebote, für so hübsche Mädchen wie wie uns, an. Wir finden ein weiteres Shirt, was unser Bauchgefühl in Richtung Ausgang bestätigt. Es trägt die Aufschrift "Hitler On Tour", darunter prangt ein Bild von ihm in typischer Pose und eine Deutschlandkarte mit den Städten der Kzs. Ja, das war schon ein bisschen creepy, aber wir hatten ja bereits schlimmere Dinge. Liz und Jule entscheiden sich aber trotzdem rauszugehen, Nisi und ich bleiben noch. Fehler Nummer 3. Ich finde ein Mitbringsel für Casi und als wir an der Kasse stehen, beauftrage Nisi auf meinen Rucksack zu achten, nur falls jemand von den Angestellten auf die Idee kommen sollte, mal darin nachzuschauen. Neben dem Verkauf von Souvenirs bieten sie scheinbar auch noch den Displaytausch von Handys an, tja, die sind halt nicht nur multikulturell. Wir gehen so schnell wir können aus dem Laden raus und werfen im Vorbeigehen Mitschülern den Rat zu, da bloß nicht rein zu gehen, sie ignorieren uns. Das werden sie noch bereuen, denke ich mir und sage ihnen das zur Abwechslung auch mal. Nach ein paar Metern ohne Stopps kommen wir an einen Laden, den ich dort definitiv nicht erwartet hätte: einen Disneystore! Ich bin im Himmel und fange gleich mal an, nach einem Mitbringsel für meine kleine Schwester zu suchen. Die anderen sind ein bisschen fehl am Platz, aber Liz gewöhnt sich sehr schnell und hat auch viel Spaß an König der Löwen und Co. Im Untergeschoss werde ich fündig und kaufe, psst nicht verraten, ein Malbuch vom neuen Rapunzelfilm mit Stickern, das kommt sicher gut an.
Ich besorge noch eine zweite Tüte für Jule und dann gehen wir. Auf dem Weg nach draußen haben wir die glorreiche Idee den Bodyguard nach dem Weg zum Hardrock Café zu fragen, auf das wir es abgesehen haben.
Er verweißt uns auf die Oxfort street, sagt, wir sollen einfach weiter gradeaus gehen.
Also los! Denken wir uns und folgen weiter dem gelben Steinweg...ups, falscher Film.
Ich erwähnte vorhin bereits unsere Lunchtüte, sie erinnern sich? Nach näherer Inspektion stellten wir folgende Bestandsliste auf:
•Käse-Zwiebel-Sandwich (ungenießbar)
•Presskäse im Pressfleischmantel (ebenfalls ugb)
•Brotsticks mit Käsedipp (suspekt riechend)
•Jogurt (durchaus essbar)
•Apfel (klein aber oho)
•zwei Müsliriegel (beide sehr gut)
Ich weiß nicht, was sie sich dabei gedacht haben, sie haben normalerweise so gutes Essen gemacht. Doch mit dieser Wegverpflegung war ein weiterer McDonalds unumgänglich. Wir kaufen dort also drei Chickenburger für Jule, Liz und mich und einen Cheeseburger für Nisi. Die Chickenburger sind nicht wie zu Hause mit Chillisoße sondern mit Majo, sind aber trotzdem lecker und wir begehen uns weiter die Oxfort Street runter. Wir kommen an einigen Läden vorbei doch nichts zieht wirklich unsere Aufmerksamkeit auf sich, und schon bald sind wir am Oxfort Circle, also dem Ende der Oxfort Street, und biegen, brav nach Plan, in die Regentstreet ein.
Jule und ich grinsen uns an. Hier, in dieser Straße, befindet sich eine unserer Hauptziele: Hamleys. Das ist ein riesiger Spielzeugladen über 7 Etagen, mit allem was das Kinderherz begehrt und darüber hinaus. Da vorher kein Laden uns aufhält ist das auch gleich unser nächster Anlaufpunkt und als wir an den Türen stehen sind meine Augen bereits größer als Untertassen. Es ist schwer zu beschreiben, wie es dadrin aussah. Ich denke ein guter Vergleich ist Fred und Georges Scherzartikelladen in einem der späteren Harry Potter Filme. Überall flogen Dinge durch die Luft, es war voll und alle Gesichter strahlten. Es waren viele Angestellte unterwegs, die Sachen vorstellten und es lief aus jeder Ecke eine andere Musik. Liz und Nisi möchten den Laden nicht, aber ich muss ehrlich sagen, das ist mir in diesem Moment gar nicht aufgefallen. Denn der eigentliche Grund warum wir hier rein gegangen waren, waren nicht die Steuerbaren Ufos oder die magischen Maltafeln, sondern eine im Internet angepriesene Abteilung mit Harry Potter Fanartikeln. Wegen der Größe des Geschäftes hängt an der Treppe ins Untergeschoss eine Tafel mit den Themen der einzelnen Etagen, aber wir sind uns nicht sicher, welche davon es sein könnte. Wir gehen als von unten nach oben, wobei wir ab und zu mit Airzookas abgeschossen werden. Im 4. Stock finden wir sie dann, eine Ecke mit Vitrinen. Sie sieht dunkel und geheimnisvoll aus, und Jule und ich sind fast am heulen. Dort gibt es wirklich alles! Eine Karte des Rumtreibers, die Horkrukse, Besen, eine überwältigende Auswahl an Zauberstäben von diversen Charakteren, die Anstecker der Häuser und nicht zu vergessen das legendäre Schwert von Gordrick Griffindor! Wir sabbern alles eine Runde an, bevor wir den andern beiden, die bei weitem nicht so begeistert sind wie wir, vorschlagen, schon in die Starwars Abteilung zu gehen. Jule, die den innigen Wunsch spürt, einen Zauberstab zu kaufen, steht am Regal mit den Ausstellungsstücken und nach einigem Hin und Her entscheidet sie sich für den Zauberstab von Ginny Weasley und kauft ihn für unverschämte £24. Es scheint viel Zeit vergangen zu sein, denn als wir aus dem Laden treten ist es bereits dunkel. Nein, das war ein Scherz.
Aber als wir losgehen um Nisi und Liz zu finden, werden wir in keiner der Etagen fündig, treffen sie dafür aber vor dem Laden mit hängenden Mundwinkeln. Jetzt wird mir bewusst, dass mir aufgefallen ist, das sie den Laden nicht mochten.
Wir gehen weiter. Langsam werden wir allerdings misstrauisch, was den Weg zum Café angeht und fragen einen Mann mit dem Shirt einer Busgesellschaft danach. Er sagt, wir müssten um die Ecke und den Weg wieder zurück, zeigt uns den Weg auf der Karte und drückt sie uns lieberweise direkt in die Hand. Es ist ungefähr die Strecke die wir bereits zurückgelegt haben, und wir entscheiden uns für einen Frusteinkauf bei Zara. Jule und ich übernehmen die männliche Rolle beim Shopping und setzen uns auf die Treppen. Uns wird das Zeug übergeholfen und schon sind die andern zwei verschwunden. Nach der Idee mit dem Taxi von Liz bin ich mir sicher, dass sie da unbedingt hin wollen, also beschließe ich, meinen inneren Schweinehund zu überwinden und fange an mit Jule eine Route auf dem U-Bahn Netz zu planen. Sie beschränkt sich auf drei Stationen, was mir für etwas was verboten ist trotzdem zu viel ist. Wir schlagen es den beiden aber vor, unter der Bedingung, dass das dann der letzte Laden ist in den wir gehen, weil wir nicht wissen wie lange das dauert und wir nicht zu spät kommen dürfen. Sie stimmen begeistert zu und wir machen uns auf den Weg zum Picadilly Circus, wo unsere erste U-Bahn Station ist. Als wir unten im Bahnhof sind, fragen wir an der Information, welche Tickets wir kaufen müssen, und kaufen diese dann an den Automaten. Beim Schranken durchqueren klemmt Liz noch schnell ihre Tasche ein, einfach um es so typisch wie möglich zu gestalten und zu allem Überfluss werden wir am Ende der wahnsinnig langen Rolltreppen von einem Straßensänger und der Nummer "Streets of London" begrüßt. Ich muss leise den Kopf schütteln, wieso sieht mein Leben grade aus wie ein schlechter Hollywood Film? Ich weiß es nicht!
Jedenfalls steigen wir in die Bahn, Nisi und ich grinsend, Liz überfordert und Jule einfach mit der Absicht sich nicht den Kopf zu stoßen, denn die U-Bahnen hier sind wesentlich kleiner. Zwei Stationen später steigen wir auch schon wieder aus, und hetzen die Rolltreppen hoch. Wir lassen uns am Bahnhofsausgang den Weg weisen und laufen in Richtung Café. Ich schüttele noch einmal meinen Kopf. Wieso um Himmels Willen sind die so scharf auf dieses Café?
Als wir ankommen verstehe ich immer noch nicht warum. Das Café an und für sich kann man nur mit Reservierung betreten und vor dem Andenkenshop ist eine Schlange. Wir stellen und an und geben uns 20 Minuten als Limit. Wir schaffen es in 5, doch der Grund für die Schlange erschließt sich mir nicht ganz, denn der Laden ist trotzdem überfüllt. Es gibt keine Postkarten, dafür aber Drumsticks, Shirts und anderes Zeug. Ich gebe mich mit einer braunen Papiertüte zufrieden, die diesmal Jule für mich besorgt. Ich finde es ist Heuchelei sich ein Andenken von etwas mitzunehmen, was ich nicht gesehen habe, und ein Andenken von diesem Shop habe ich ja jetzt. Juhu. Die andern drei kaufen sich aber ein Oberteil, also natürlich jeder eins, und wir verlassen das Geschäft wieder. Ich bin stolz auf uns, denn wir haben insgesamt nur 20 Minuten gebraucht und sind bereits wieder auf dem Weg zu U-Bahn. Wir suchen uns unsere Verbindung noch einmal heraus, da die Karte fehlerhaft ist und steigen in die Bahn. Wir müssen einmal umsteigen und fallen dann um 16:35 aus der Bahn. Super! Noch 10 Minuten, denke ich mir, und weil ich heute meinen gesprächigen Tag habe, Sage ich auch das. Wir hetzen also aus der nicht enden wollenden Station und rennen auf den Weg, erstmal in die erstbeste Richtung. Wir fragen einen Mann mit stark amerikanischen Akzent und er weis uns die, zum Glück richtige, Richtung. Wir gehen im Stechschritt den Weg entlang und langsam gewinne ich meinen Orientierungssinn zurück. Wir biegen in die Straße ein und laufen die letzten Meter ein wenig entspannter. Als wir eintreffen werden wir nicht wie erwartet wie Helden gefeiert, das finde ich ein bisschen desillusionierend aber hey, was soll's. Wir setzen uns auf eine kleine Bordsteinkante und vernichten das halbwegs genießbare Essen. Der Bus kommt und wir schleppen uns alle bepackt mit irgendwelchen Tüten hinein und setzen uns.
Nach einer Weile Fahrt wir die Gitarre ausgepackt und wir beginnen wie auf der Hinfahrt dies und das zu singen, erst nur unsere Ecke doch bald schon gesellen sich mehr dazu und es ist richtig gemütlich. Als sich Manni durchs Mikro meldet und uns sagt, dass wir keine Pause machen können, weil wir an keiner Raststätte mehr vorbeikommen, weil wir die Route ändern müssen, weil die Autobahn gesperrt war, weil es dort einen tödlichen Motorradunfall gab, ist die Stimmung gemischt. Das Singen wird wieder aufgenommen und es geht sogar soweit, dass sich die Lehrer und Manni Songs wünschen. Teilweise artet das ganze dann aber doch aus, weil Tom und Anton, zwei ganz lustige, ab und zu anfangen lauthals, und auch noch schief, irgendwelche Partyschlager zu gröhlen. Dank der Umleitung fahren wir diesmal ganze 3 Stunden und kommen völlig fertig um 20:30 Zuhause an. Wir bekommen auf Nachfrage Pizza angeboten, die wir dankbar annehmen und verkrümeln uns dann ins Bett.

Grüße an meine Familie und natürlich auch an alle Leser die nicht direkt mit mir verwandt oder verschwägert sind.
Specialgruß: Casi und Sandra! Danke für die zahlreichen Kommis. Ist die Postkarte schon angekommen?

Samstag, 22. September 2012

The Fast And The Furious

Die erste Woche ist nun also fast rum. Ab morgen um 18:00 Uhr sitze ich nämlich ganze 7 Tage mit Liz und den anderen hier fest. Und das gefällt mir eigentlich ganz gut. Es ist ja nun so, dass wir einfach keine andere Möglichkeit haben, als uns mit der Situation abzufinden, aber grade durch diese ständige Anwesenheit der Schulkameraden kommt es nur zu häufig zu Reibereien.
Es ist Freitag und wir schlafen seelenruhig, natürlich immer mit kurzen Unterbrechungen vom Wecker.
Plötzlich allerdings schlägt mein Unterbewusstsein Alarm und eine magische Kraft treibt mich ans Ende des Bettes, wo mein iPod an der Steckdose hängt. Meine Augen öffnen sich und ich sehe auf die kleine Anzeige die wohl die Urzeit ist. 7:09 Uhr. Ich fühle, wie sich der Ladebalken in meinem Gehirn langsam füllt und bei 100% einen schrillen Ton abgibt. "Liz, 7:09 Uhr.", sage ich, meine eigene Gelassenheit überrascht mich mindestens genauso sehr wie die Tatsache, dass der Fleck auf dem Lisa sich grade befand jetzt bereits leer ist. Ich folge ihr grinsend hinunter in die Küche.
Diesmal ist zwar der Toast anwesend, aber unsere Mitbewohner haben es immer noch nicht geschafft, also essen wir alleine wie immer. Als wir fertig sind nehme ich mir meine Lunchbox und wir hetzen hoch. Liz schminkt sich im Eiltempo (also Slomo für jeden normalen Menschen) und als wir nochmal auf die Uhr sehen, ist es 7:20. Genug Zeit also um noch ins Bad zu huschen. Minuten später verlassen wir das Haus, und mittlerweile habe ich den Überblick über die anderen beiden verloren.
Wir kommen pünktlicher als gestern und erreichen, zwar mit rennen aber auch mit Eleganz, zeitgleich mit dem Bus die Station. Manni und Frau Berger begrüßen uns und wir lassen uns in die Sitze fallen.
Ich erzähle im Bus, ausschweifend wie immer, von meinen gestrigen Heldentaten als wir jäh unterbrochen werden. Frau Waldt meldet sich durch das Busmikrofon und beginnt mit einem "damit keine Gerüchte aufkommen...". Sie erzählt dass Paul S., ein Junge aus der a-Klasse, gestern Abend von einem Auto am Kopf verletzt wurde und nun im Krankenhaus ist. Es geht ihm den Umständen entsprechend und er war wohl die ganze Zeit über bei vollem Bewusstsein, hätte jedoch eine Platzwunde und ein ziemlich zerbeultes Gesicht. Mehr gibt es nicht. Nicht, ob das alles war, wann er wiederkommt, oder irgendwelche anderen Informationen die für uns von Bedeutung sein könnten. Ich bin regelrecht schockiert und sage erstmal nichts. Ich meine, ich kenne ihn nicht, weiß, und darauf bin ich nicht stolz, nicht einmal wie er aussieht, aber ich bin betroffen. Das hat sicherlich echt wehgetan! Und die ganz Busfahrt bin ich in Gedanken am Unfallort und begutachte die Szenerie.
Als wir dann an der Schule ankommen, steigen wir alle aus, die die bereits davon wussten erleichtert, die die es nicht wussten beunruhigt und machen uns auf ins Schulgebäude.
Wir sitzen nun schon 20 Minuten hier als Ian reinkommt und uns kurz erklärt, dass er ein Meeting mit den anderen Lehrern wegen Paul hatte und Anton zu Jeanette gehen soll, weil er als Zeuge mal gebraucht wird.
Der Schultag läuft gut, wir ordnen wichtige Ort wichtigen Personen oder Tätigkeiten zu, Baker Street und Sherlock Holmes, Ascot und Reitsport, sowas eben und Ian erzählt uns über seine Erlebnisse in Ostberlin ein Jahr nach dem Bau der Mauer. Außerdem reden wir über Gegenstände im Haushalt, nein liebe Leser, diesmal kein Föhn und auch keine Stühle, aber Tapeten, welche übrigens in England erfunden worden sind (Erfindung nummero 4).
In der zweiten Pause zeige ich den anderen das Blog von gestern und sie sind begeistert, ich denke, an dieser Stelle dürfen sich alle Beteiligten nochmal auf die Schulter klopfen.
Nachdem wir dann die letzte Anekdote gehört haben und uns bis Dienstag von Ian verabschieden (müssen) geht es zu Bus. Wieder sitzen wir fast allein im Vehicle und ich frage Manni nach der Fahrzeit. 45 Minuten. Genug für ein Nickerchen, sage ich mir und drehe mich, mit Liz' Füßen auf dem Schoß, auf die Seite.
Ich habe den New Forest durch den wir gefahren sind verschlafen, werde aber durch liebevolles Rütteln der Rückenlehne geweckt und blinzele in Jules freches Grinsen.
"Da simma!" tönt es aus der Menge, und es stimmt. Wir stehen auf dem Parkplatz des Automobilmuseums in Bealieu. Wo wir auch erstmal runtergescheucht werden, weil wir ja ins Museum wollen.
Das Museum gleicht einem Themenpark und bietet, neben der Halle mit ausgestellten Fahrzeugen, eine Schwebebahn einmal ums Gelände, einen hübschen Obstgarten, das Haus der Grafen Montagu, der diese Sammlung zur Verfügung stellte, und das Highlight einen Gang mit Filmautos. Wir als alles überwältigende Flut von mehr als 100 Leuten stellen uns erstmal an die fast leere Schwebebahn, brauchen aber 3 Durchgänge um alle unterzubringen. Als dann alle ihren Spaß hatten, machen wir uns auf den Weg zum Palace House, also dem Haus des Grafen. Auch dort gibt es wieder drei Gruppen und als unser Quartett mit drin ist, wird uns eröffnet, dass wir dicht beim Lehrer bleiben müssen, also können wir die Kultur vergessen. Ich schaue mir alles so genau wie möglich an, bevor ich versuche, die Gruppe einzuholen. Es ist nicht prunkvoll und moderner als die meisten Landsitze, die ich bisher gesehen habe, und ich kann mir gut vorstellen, dort zu wohnen...mit den richtigen Angstellten natürlich.
Als auch dieser Programmpunkt abgehakt ist, dürfen wir uns gute 2 1/2 Stunden frei auf dem Geläde bewegen und suchen für Liz und Nisi eine Toilette auf. Jule und ich warten auf die zwei, die sich dann anschließend auch noch Eis und Kakao holen. Ich komme mir mehr vor wie auf einem Familienausflug, was aber nicht schlimm ist.
Schlussendlich kommen wir an der Ausstellunghalle der Autos an, in der Liz ein Foto von jedem Modell macht und Jule und ich einfach einbisschen zügiger die Fahrzeuge erkunden. In der James Bond Abteilung treffen wir wieder aufeinander und gehen gemeinsam zu den Motorrädern. Auch hier entstehen viele Fotos und wir fahren mit einer Art Karussell/Bimmelbahn, für die Erfahrenen, so eine Bahn wie im Disneyland im Geisterhaus, wo man sich zu zweit in so einen Sitz setzt und...naja, jedenfalls wird uns dort die Entwicklung des Autos gezeigt. Und Liz kann einfach nicht anders als mit einem Autosimulator zu fahren (siehe Video, hoffentlich).
Wir haben noch Zeit übrig und entscheiden uns für eine weitere Runde mit der Schwebebahn. Auf dem Weg dorthin werden wir "magisch" von der Titelmelodie von Harry Potter in den Gang mit den Filmautos gezogen und Staunen nicht schlecht, als wir vor dem himmelblauen Ford Anglia aus dem zweiten Harry Potter Film stehen. Der echte Wagen aus dem Film! Nach einigen Fotos werfen Jule und ich verstohlene Blicke über die Schulter, und als der letzte außer uns den Gang verlässt haben wir beide die Hand auf dem Auto! Angefasst! Meins! Dort, wo möglicherweise Rupert Grint oder Daniel Redcliff bereits ihre Hand hatten! Dort stehen auch der Delorian aus Back to the Future und der grüne Mr. Beans Wagen. Auch den Delorian habe ich angefasst! Jawoll, mit meinen eigenen kleinen Händen. Da war sogar der Fluxkompensator drin. Und das war keine Attrappe, sondern eine echte Filmrequisite!
Wir fahren aber auch nochmal mit der Schwebebahn und dann ist es auch schon Zeit für die Heimfahrt. Weder Liz noch ich schlafen, aber wir haben trotzdem viel Spaß und die 45 Minuten gehen schnell vorbei.
Wir steigen aus und laufen, ohne eine Spur von den beiden anderen, nach Hause. Daren öffnet uns, und ich wundere mich, wo Karen ist, sage aber nichts. Er fragt nach unserem Tag und dann gehen wir in unser Zimmer.
Wir liegen ein bisschen rum, so wie immer eigentlich und warten auf das Essen. Als wir gerufen werden riecht das Haus bereits nach Auflauf, aber etwas daran ist undefinierbar. Ich sehe was der undefinierbare Teil dabei ist, als ich auf den Teller schaue. Es ist der Auflauf selbst. Liz kommentiert das trocken mit:"Wer hat auf meinen Teller gekotzt?", aber es stellt sich heraus, dass es Hafkfleisch mit Zwiebeln, überbacken mit Kartoffelbrei und Käse ist, und ich beschließe, das auch mal Zuhause zu machen. Kimberly und Charlotte essen diesmal mit uns und wir stehen auch gemeinsam auf. Sie gehen sich fertig machen, weil sie noch raus wollen und wir gehen zu Daren. Ich habe Nisi und Jule angeboten, ihr deutschen Restgeld in der Wechselstube in unserem Ort zu tauschen, so bleibt uns die Zeit in London erspart, doch die böse Vorahnung treibt mich zum Einheimischen. Ich frage also Daren, und er sagt mir, dass die Wechselstube um diese Zeit bereits lange geschlossen habe, und wir beschließen einfach hier zu bleiben.
Schade eigentlich, aber nicht zu ändern.
Wir gehen hoch und machen uns Bettfertig.
Fertig liegen wir jetzt nebeneinander im Ehebett, welches ich okkupiert habe, und lesen bzw. schreiben. Liz merkt sehr richtig an, dass wir immer mehr einem alten Ehepaar gleichen. Naja, wieso eigentlich nicht, Aktion haben wir morgen in London sicher genug.
Morgen heißt es dann nämlich um 6:00 aufstehen und um 7:00 im Bus weiterschlafen.
Jetzt grade ist Karen durch die Tür getreten, kommt von einem Einkauf im 24h-Tesco.

Liebe Grüße von der Insel an alle Leser und besonders an meine Liebsten!
Specialgruß: Nisis Eltern! Musste heute viel an euch denken, neben einem der ersten Harley Davidson Modelle.Die erste Woche ist nun also fast rum. Ab morgen um 18:00 Uhr sitze ich nämlich ganze 7 Tage mit Liz und den anderen hier fest. Und das gefällt mir eigentlich ganz gut. Es ist ja nun so, dass wir einfach keine andere Möglichkeit haben, als uns mit der Situation abzufinden, aber grade durch diese ständige Anwesenheit der Schulkameraden kommt es nur zu häufig zu Reibereien.
Es ist Freitag und wir schlafen seelenruhig, natürlich immer mit kurzen Unterbrechungen vom Wecker.
Plötzlich allerdings schlägt mein Unterbewusstsein Alarm und eine magische Kraft treibt mich ans Ende des Bettes, wo mein iPod an der Steckdose hängt. Meine Augen öffnen sich und ich sehe auf die kleine Anzeige die wohl die Urzeit ist. 7:09 Uhr. Ich fühle, wie sich der Ladebalken in meinem Gehirn langsam füllt und bei 100% einen schrillen Ton abgibt. "Liz, 7:09 Uhr.", sage ich, meine eigene Gelassenheit überrascht mich mindestens genauso sehr wie die Tatsache, dass der Fleck auf dem Lisa sich grade befand jetzt bereits leer ist. Ich folge ihr grinsend hinunter in die Küche.
Diesmal ist zwar der Toast anwesend, aber unsere Mitbewohner haben es immer noch nicht geschafft, also essen wir alleine wie immer. Als wir fertig sind nehme ich mir meine Lunchbox und wir hetzen hoch. Liz schminkt sich im Eiltempo (also Slomo für jeden normalen Menschen) und als wir nochmal auf die Uhr sehen, ist es 7:20. Genug Zeit also um noch ins Bad zu huschen. Minuten später verlassen wir das Haus, und mittlerweile habe ich den Überblick über die anderen beiden verloren.
Wir kommen pünktlicher als gestern und erreichen, zwar mit rennen aber auch mit Eleganz, zeitgleich mit dem Bus die Station. Manni und Frau Berger begrüßen uns und wir lassen uns in die Sitze fallen.
Ich erzähle im Bus, ausschweifend wie immer, von meinen gestrigen Heldentaten als wir jäh unterbrochen werden. Frau Waldt meldet sich durch das Busmikrofon und beginnt mit einem "damit keine Gerüchte aufkommen...". Sie erzählt dass Paul S., ein Junge aus der a-Klasse, gestern Abend von einem Auto am Kopf verletzt wurde und nun im Krankenhaus ist. Es geht ihm den Umständen entsprechend und er war wohl die ganze Zeit über bei vollem Bewusstsein, hätte jedoch eine Platzwunde und ein ziemlich zerbeultes Gesicht. Mehr gibt es nicht. Nicht, ob das alles war, wann er wiederkommt, oder irgendwelche anderen Informationen die für uns von Bedeutung sein könnten. Ich bin regelrecht schockiert und sage erstmal nichts. Ich meine, ich kenne ihn nicht, weiß, und darauf bin ich nicht stolz, nicht einmal wie er aussieht, aber ich bin betroffen. Das hat sicherlich echt wehgetan! Und die ganz Busfahrt bin ich in Gedanken am Unfallort und begutachte die Szenerie.
Als wir dann an der Schule ankommen, steigen wir alle aus, die die bereits davon wussten erleichtert, die die es nicht wussten beunruhigt und machen uns auf ins Schulgebäude.
Wir sitzen nun schon 20 Minuten hier als Ian reinkommt und uns kurz erklärt, dass er ein Meeting mit den anderen Lehrern wegen Paul hatte und Anton zu Jeanette gehen soll, weil er als Zeuge mal gebraucht wird.
Der Schultag läuft gut, wir ordnen wichtige Ort wichtigen Personen oder Tätigkeiten zu, Baker Street und Sherlock Holmes, Ascot und Reitsport, sowas eben und Ian erzählt uns über seine Erlebnisse in Ostberlin ein Jahr nach dem Bau der Mauer. Außerdem reden wir über Gegenstände im Haushalt, nein liebe Leser, diesmal kein Föhn und auch keine Stühle, aber Tapeten, welche übrigens in England erfunden worden sind (Erfindung nummero 4).
In der zweiten Pause zeige ich den anderen das Blog von gestern und sie sind begeistert, ich denke, an dieser Stelle dürfen sich alle Beteiligten nochmal auf die Schulter klopfen.
Nachdem wir dann die letzte Anekdote gehört haben und uns bis Dienstag von Ian verabschieden (müssen) geht es zu Bus. Wieder sitzen wir fast allein im Vehicle und ich frage Manni nach der Fahrzeit. 45 Minuten. Genug für ein Nickerchen, sage ich mir und drehe mich, mit Liz' Füßen auf dem Schoß, auf die Seite.
Ich habe den New Forest durch den wir gefahren sind verschlafen, werde aber durch liebevolles Rütteln der Rückenlehne geweckt und blinzele in Jules freches Grinsen.
"Da simma!" tönt es aus der Menge, und es stimmt. Wir stehen auf dem Parkplatz des Automobilmuseums in Bealieu. Wo wir auch erstmal runtergescheucht werden, weil wir ja ins Museum wollen.
Das Museum gleicht einem Themenpark und bietet, neben der Halle mit ausgestellten Fahrzeugen, eine Schwebebahn einmal ums Gelände, einen hübschen Obstgarten, das Haus der Grafen Montagu, der diese Sammlung zur Verfügung stellte, und das Highlight einen Gang mit Filmautos. Wir als alles überwältigende Flut von mehr als 100 Leuten stellen uns erstmal an die fast leere Schwebebahn, brauchen aber 3 Durchgänge um alle unterzubringen. Als dann alle ihren Spaß hatten, machen wir uns auf den Weg zum Palace House, also dem Haus des Grafen. Auch dort gibt es wieder drei Gruppen und als unser Quartett mit drin ist, wird uns eröffnet, dass wir dicht beim Lehrer bleiben müssen, also können wir die Kultur vergessen. Ich schaue mir alles so genau wie möglich an, bevor ich versuche, die Gruppe einzuholen. Es ist nicht prunkvoll und moderner als die meisten Landsitze, die ich bisher gesehen habe, und ich kann mir gut vorstellen, dort zu wohnen...mit den richtigen Angstellten natürlich.
Als auch dieser Programmpunkt abgehakt ist, dürfen wir uns gute 2 1/2 Stunden frei auf dem Geläde bewegen und suchen für Liz und Nisi eine Toilette auf. Jule und ich warten auf die zwei, die sich dann anschließend auch noch Eis und Kakao holen. Ich komme mir mehr vor wie auf einem Familienausflug, was aber nicht schlimm ist.
Schlussendlich kommen wir an der Ausstellunghalle der Autos an, in der Liz ein Foto von jedem Modell macht und Jule und ich einfach einbisschen zügiger die Fahrzeuge erkunden. In der James Bond Abteilung treffen wir wieder aufeinander und gehen gemeinsam zu den Motorrädern. Auch hier entstehen viele Fotos und wir fahren mit einer Art Karussell/Bimmelbahn, für die Erfahrenen, so eine Bahn wie im Disneyland im Geisterhaus, wo man sich zu zweit in so einen Sitz setzt und...naja, jedenfalls wird uns dort die Entwicklung des Autos gezeigt. Und Liz kann einfach nicht anders als mit einem Autosimulator zu fahren (siehe Video, hoffentlich).
Wir haben noch Zeit übrig und entscheiden uns für eine weitere Runde mit der Schwebebahn. Auf dem Weg dorthin werden wir "magisch" von der Titelmelodie von Harry Potter in den Gang mit den Filmautos gezogen und Staunen nicht schlecht, als wir vor dem himmelblauen Ford Anglia aus dem zweiten Harry Potter Film stehen. Der echte Wagen aus dem Film! Nach einigen Fotos werfen Jule und ich verstohlene Blicke über die Schulter, und als der letzte außer uns den Gang verlässt haben wir beide die Hand auf dem Auto! Angefasst! Meins! Dort, wo möglicherweise Rupert Grint oder Daniel Redcliff bereits ihre Hand hatten! Dort stehen auch der Delorian aus Back to the Future und der grüne Mr. Beans Wagen. Auch den Delorian habe ich angefasst! Jawoll, mit meinen eigenen kleinen Händen. Da war sogar der Fluxkompensator drin. Und das war keine Attrappe, sondern eine echte Filmrequisite!
Wir fahren aber auch nochmal mit der Schwebebahn und dann ist es auch schon Zeit für die Heimfahrt. Weder Liz noch ich schlafen, aber wir haben trotzdem viel Spaß und die 45 Minuten gehen schnell vorbei.
Wir steigen aus und laufen, ohne eine Spur von den beiden anderen, nach Hause. Daren öffnet uns, und ich wundere mich, wo Karen ist, sage aber nichts. Er fragt nach unserem Tag und dann gehen wir in unser Zimmer.
Wir liegen ein bisschen rum, so wie immer eigentlich und warten auf das Essen. Als wir gerufen werden riecht das Haus bereits nach Auflauf, aber etwas daran ist undefinierbar. Ich sehe was der undefinierbare Teil dabei ist, als ich auf den Teller schaue. Es ist der Auflauf selbst. Liz kommentiert das trocken mit:"Wer hat auf meinen Teller gekotzt?", aber es stellt sich heraus, dass es Hafkfleisch mit Zwiebeln, überbacken mit Kartoffelbrei und Käse ist, und ich beschließe, das auch mal Zuhause zu machen. Kimberly und Charlotte essen diesmal mit uns und wir stehen auch gemeinsam auf. Sie gehen sich fertig machen, weil sie noch raus wollen und wir gehen zu Daren. Ich habe Nisi und Jule angeboten, ihr deutschen Restgeld in der Wechselstube in unserem Ort zu tauschen, so bleibt uns die Zeit in London erspart, doch die böse Vorahnung treibt mich zum Einheimischen. Ich frage also Daren, und er sagt mir, dass die Wechselstube um diese Zeit bereits lange geschlossen habe, und wir beschließen einfach hier zu bleiben.
Schade eigentlich, aber nicht zu ändern.
Wir gehen hoch und machen uns Bettfertig.
Fertig liegen wir jetzt nebeneinander im Ehebett, welches ich okkupiert habe, und lesen bzw. schreiben. Liz merkt sehr richtig an, dass wir immer mehr einem alten Ehepaar gleichen. Naja, wieso eigentlich nicht, Aktion haben wir morgen in London sicher genug.
Morgen heißt es dann nämlich um 6:00 aufstehen und um 7:00 im Bus weiterschlafen.
Jetzt grade ist Karen durch die Tür getreten, kommt von einem Einkauf im 24h-Tesco.

Liebe Grüße von der Insel an alle Leser und besonders an meine Liebsten!
Specialgruß: Nisis Eltern! Musste heute viel an euch denken, neben einem der ersten Harley Davidson Modelle.