Dienstag, 18. Februar 2014

Ich bin voll stunned by the architecture


Von hoch vom Himmel komm ich her, ich muss Euch sagen, es regnet gar nicht, voll öde. Aber, wie immer, fange ich mal da an, wo's anfing:
Kurz vor einer viel zu frühen Uhrzeit werde ich heute lieberweise von meiner Mama und Schwester wachgemacht, denn mein Wecker hätte erst um 8:00 Uhr geklingelt, also viel zu spät um den Abzug meiner Lieben mitzuerleben. Nach einem reichlich verschlafenen und dankenswerten tränenlosen Abschied um 6:50 Uhr entscheide ich mich gleich wachzubleiben, um meine geliebte Last-Minute-Panik noch besser auskosten zu können. 
Die geplante Generalüberholung (duschen, nägel schneiden, zähneputzen etc.) ist leider schon viel zu früh erledigt, sodass ich bald zu meiner geheimen Mission ansetzte: Liz an den Rande des Wahnsinns treiben!
Ich beginne also meine Horrorvisionen von nichtgebuchten Gepäckstücken, a la "Wie Koffer? Wir hatten doch gesagt  wir fliegen nur mit Handgepäck!", und dezimierter Gruppenzahl ("Stell dir mal vor, alle anderen außer uns und zwei anderen müssen wegen dem Belehrungszettel hierbleiben...!", aber man muss sagen, bei einem hätte es heute beinah geklappt!) an ihr auszuleben, was sie alles sehr gelassen hinnimmt, sie empfiehlt mir allerdings mal zu "chillen" woraufhin ich versuche, mir eineTasse voll Fertigmilchreis zu machen. Es ist schon eine kuriose Sache mit den Fertiggerichten. Alle sagen immer, man verlerne das Kochen, wenn man zu lange nur von solchem "essen für Dummies" lebt, aber holla, dafür lernst du Multitasking vom Feinsten sowie die Fähigkeit zwischen Serviervorschlag (das Äquivalent für die Fastfood-Neulinge wäre die Lüge) und dem eigentlichen Gericht (der Realität) zu unterscheiden. Lange Rede gar kein Sinn, jedenfalls hat das blöde Zeug nichts besseres zu tun, als in einem unbeobachteten Moment über den Rand der Tasse zu quellen und sich in einer gleichmäßigen Matschpfütze in der Mikrowelle zu verteilen. Ich wische alles auf, lasse mich von Liz auslachen und hole mir von gegenüber eine neue Tüte. So geht auch diese Wartezeit vorbei und bald ist es 10:30 Uhr, die verabredete Zeit für meinen Abholer (danke Jony!) aufzutauchen, was er auch mit relativer Pünktlichkeit tut, sodass er mich um 11:40 Uhr in Schönefeld absetzen kann. Ich danke ihm und sichere mich ab, dass er mich, falls ich weinend anrufen sollte, abholen kommt. Dann winke ich und gehe in den Terminal A. Nach kurzer Zeit trifft auch eine Gruppe der Anderen frontal auf mich und wir begeben uns nach kurzem Geplänkel zur Easyjetabfertigungsstelle (groß, signalorangefarben, zumindest von außen ziemlich schwer zu übersehen) und finden da auch Frau Kähler und Frau Dr. Köbsch, die uns unsere Boardingtickets zum Gepäckabgeben in die Hände drücken, doch bevor ich mich mit Jule entgültig zum Kofferschalter begeben können, werde ich nochmal von Liz angerufen, diesmal weniger um zu fragen wo wir sind, sonder eher um zu fragen wo sie sind. Nach einer kurzen Odyssee aus "An welchem Terminal-ja A, da bin ich au- ach ihr seid oooben! Ja okay, macht das, und dann nicht bewegen, ich hol euch ab." Bei der ich mich einer genauen Schuldzuweisung entsage, finden wir uns dann doch noch und bringen gemeinsam unser Gepäck zum Schalter und nach kurzem Warten können wir dann auch Flüschkaitn und Lepptopp bei der Sicherheitskontrolle vorzeigen. Habe dabei gleich mal meinen ersten Vorsatz von gestern gebrochen und beim Durchtreten des magischen Bogens natürlich als einzige von meinen Leuten gepiepst. Das heißt, natürlich piepste nicht ich persönlich, sondern das nette Gerät, doch nachdem ich der netten Tasterfrau versichern kann, dass ich weder im linken noch im rechten Schuh eine Machete oder Kalaschnikow versteckt habe (das schickt mir meine Mama ja nach) darf auch ich gehen und nach dem obligatorischen Gang durch die Dutyfreeshopabteilung und einer gefühlten 3-stündigen Wartezeit in der unser Pilot mit den anderen unser Gate ausknobeln muss, geht es los zum Gate 62 zum Boarding. 
Die Passkontrolleure gucken heute nichtmal böse, was ich ein bisschen enttäuschend finde, aber dafür werden sie vielleicht nach den Budgetkürzungen nicht mehr bezahlt, wer weiß. Im Boardingvorraum angekommen bleiben uns leider nur Stehplätze zur Auswahl und so gucken wir über die Köpfe der anderen hinweg zu, wie unser Flugzeug angerollt kommt und die Passagiere rausgeworfen werden, als plötzlich der Feueralarm losgeht. Die eigentlich passende Panik bleibt bei den Bald-Fluggästen aus, bis auf ein kleines Mädchen, dass sich erschrickt und wie angewurzelt stehenbleibt. Zufälligerweise ist es das selbe Mädchen, das gerade mit einem beherzten Griff an die Türklinke nach draußen den Feueralarm, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits langsam aber sicher in unser aller Gehirn bohrt, ausgelöst hat. Ihr Vater steht galant auf nimmt sie an der Hand und sagt "Oh no, stop" während er sie wieder zu ihrem Platzt führt. Es kommt eine Flughafenangestellte Marke "ich hasse meinen Job" von außen vorbei, öffnet kurz die Tür, steckt mit angewiderter Miene ihren Kopf durch den Spalt geht wieder von hinnen. Sänk Ju for träweling wis Iesie dschätt, joar Säiftie is importänt tu as. Nach einer Ewigkeit, in der unsere Gehirne langsam durch beide Ohren herausfließen, kommt dann auch ein sehr entspannter weiterer Mitarbeiter, dessen Abteilung das wenigstens zu sein scheint, und kümmert sich liebevoll (Schlüssel in Schloss und die liebe Seele hatte Ruh). Alle Gäste applaudieren und der Mitarbeiter, nun in besserer Stimmung, bedankt sich mit einem Knicks. Im Abgang sagt das kleine Mädchen dann noch ganz demütig zu ihm "Tschuldigung..ich war's" ein kollektiv "Awww" geht durch den Raum.
Kurz darauf sind dann alle Passagiere von vorher aus dem Flugzeug raus und das Hauen und Stechen um die Plätze kann losgehn! Ist recht langweilig, jeder hat Platzkarten, schade aber auch. Ich sitze neben Liz (Fenster) und Nina (Gang) wo ich ab und an mal den Vermittler für die wirklich unverständliche Anweisungen in Schottisch spiele "Nah, ejchfufhfbejdcbjsjjcb jacket!" - "Mhhh was?" - "Sie meint, wir sollen die Jacken da nicht rein tun."
Die Safetyshow ist langweilig, easyjet scheint nur noch Stewardessen aus der Kategorie "Boah Ey Nee Jetze!" einzustellen, aber hey, die sind ja auch nur Menschen.
Das Takeoff ist wie immer der Hammer und als ich in den Sitz gedrückt werde grinse ich Liz blöde an "Wenn ich jetzt sterbe, sterbe ich glücklich!","Mhm, wenn ich jetzt sterbe bin ich sauer.", sagt sie trocken und dreht sich wieder zum Fenster. Peh, dann halt nicht.
Ab und zu macht das Flugzeug dann noch unheimlich beunruhigende Geräusche, aber als Liz mich mit Reh-vor-Auto Augen anguckt versichere ich ihr, dass sich jedes Flugzeug immer an dieser Stelle so anhört. Nebenbei mache ich mir sehr souverän beinahe in die Hose.
Die Fluglotsen (die ich konsequent böse angucke, ich mein, die Safetyshow ist ihr Job, den können sie doch wenigstens gut machen...) laufen 3 oder 4 mal mit dem Trolley durch den Gang und bieten ihre überteuerten Waren feil. Ein Brötchen mit lecker Ziegenkäse für nur 7,90€ es fällt mir schwer, bei diesem Angebot nicht zuzuschlagen, aber ich mag ja keinen Ziegenkäse, puh, Glück gehabt.
Bei der Landung fliegen wir diverse Manöver die mich eher an Kampfjets als an Landebahnanflug erinnern, aaaber gut, er ist ja der Pilot, ich red ihm da nicht rein. Sicher auf englisch-ähm schottischem Boden angekommen werden wir ohne Zwischenfälle durch die Passkontrolle und die Gepäckannahme gelotst, nach wie schnöde einfach ist die Welt. Wir steigen in eine Bus (mittlerweile haben wir bereits 3 mal nach angepriesenem WiFi gegeifert, aber nie welches bekommen) und Schleifen unsere Koffer in den oberen Teil des Doppeldeckers um mit diesem bis zur Waverly Station zu fahren. Auch der Bus wird mit "Free WiFi in Board", ein Beschiss vom Feinsten hier mit dem Netz, wieder kommen wir nicht rein und sind so gezwungen die architektonischen Wunder dieser Stadt zu betrachten. Ärgerlich, sehr ärgerlich aber nicht zu ändern. Nein, aber Spaß bei Seite, die Stadt ist faszinierend und zwar nicht nur fast. Je weiter man in die Innenstadt kommt, desto größer und eindrucksvoller werden die Gebäude, und ich habe Mühe den Anblick in Worte zu fassen, das muss man sich bei Gelegenheit einfach mal antun!
Nach der kurzen Busfahrt steht noch ein Stück Fußmarsch von der Brücke (lyncht mich, ich habe 0 Ahnung wie das hier alles heißt!) bis zu unserem Hostel an und die Faszination nimmt kein Ende. Liz gibt mal wieder den Anstoß für den heutigen Titel. 
Wir inspizieren kurz unser Hostel und unser Zimmer, welches einsame Spitze, im wahrsten Sinne des Wortes (5. Etage) ist, und machen uns dann für den Rest des Abends auf den Weg in die Stadt, nicht für Kultur, nicht für Nightlife, nein, für Essen! Denn wir haben Hunger! Und Durst, man was haben wir einen Durst, das glaubt man nicht, seit dem Sicherheitscheck heute um 13:00 Uhr gab es für uns nämlich schon nichts mehr zu essen. Also macht sich das Rudel junger Löwinnen auf den Beutezug. Die Wasserstelle ist schnell gefunden, wir kaufen uns aus einem Angebot (2 for 2£) jeder 2 Flaschen Wasser/Cola je nach dem und sind damit fürs erste zufrieden. Doch die Futtersuche gestaltet sich schwieriger: es darf nicht zu viel kosten, am liebsten was Warmes, aber bloß kein Mäcces, schon was richtiges! Man sieht, es gab Entscheidungsschwierigkeiten und so liefen wir erstmal 1/2 Stunde durch die Stadt, ohne unserem Ziel merklich näher zu sein. Wir entschieden uns dann, wie so oft aus Verzweiflung, für ein kleines Bistro das, wie viele andere  hier,  Pizza, Döner (hier frei 'Donner') und Co anbietet. Es sieht etwas schäbig aus und ich erwarte im Stillen eine Lebensmittelvergiftung am ersten Abend, doch es schmeckt überraschend gut, die Pizzen der Mädels und meine Kartoffelecken sind wirklich lecker und besser, als wir sie wohlmöglich woanderes bekommen hätten. Die Bedienung ist aufgeweckt und kommt uns mit "You want the Bill?" Nach unserem minutenlangen Gestreite, wer denn nun fragen soll entgegen. 
Anschließend gehen wir wieder zurück ins Hostel und setzen uns erstmal eine Weile auf den Flur. Nicht, weil es dort sonderlich schön, bequem oder gut beleuchtet ist, sondern weil wir nur dort Empfang für unser inhäusiges WLAN haben. So sitzen wir da, Liz und Froemy sind ins Treppenhaus gegangen (3 Balken!!!) 3 internetsuchtende Jugendliche und versuchen das meiste aus unseren Devicen zu holen. Dann entscheiden wir, das heißt eher ich, Mona ist festgeeist und Jule sagt nix, uns dafür, noch ein bisschen Gesellschaft zu pflegen und runter in die Bar zu gehen um Karten zu spielen. Nach einer ziemlich lahmen Ründe Uno spielen wir eine Partie 'Arschloch' und 'Schummellieschen' bis uns vor Lachen die Tränen kommen und die andern Gäste dankbar unseren Abgang betrachten, auch wenn der allgemeine Lautstärkepegel wegen des regen Betriebs dort nicht gerade niedrig ist. Bevor wir wieder hochgehen suchen wir die 'Guests Kitchen' auf und sind erfreut festzustellen, dass wir über eine Mikrowelle, Herde, Kühlschränke und Toaster verfügen, das Low-Budget-Essen für die nächsten Tage ist gesichert!
Dann gehen wir aber wirklich hoch und ich Dusche mich noch in einer sehr eigenen Konstruktion, ein Raum, in dem ein Duschkopf angebracht ist, ohne Vorhang und nichts. Jetzt ist es 22:38 und Liz, der ich eigentlich eine Autorenlesung des Blogs versprochen hatte sowie Jule ratzen schon friedlich vor sich hin, während Froemy und Nina eine Rauchen und Mona auf dem Flur ins Gespräch vertieft sind. 
Morgen ist eine Führung im Edinburghcastle, was großartig aussieht, geplant und dann ein freier Nachmittag, ich bin gespannt. Shin viel erlebt, noch viel zu sehn und jetzt gehe ich zu Mona auf den Flur um dieses Schriftstück hochzuladen.

Mein Matra heute: Doch doch, das ist englisch, die machen doch nur Spaß.

Für Chenoa:
Liebe Chenoa, heute bin ich nach Schottland geflogen. Ich habe schon ganz viele schöne Dinge gesehen. Liz schläft mit in einem Hochbett, ich schlafe sogar oben! Hab einen schönen Abend!








1 Kommentar:

  1. Hallo, Hallo,
    hier ist der Fanclub aus Marzahn. Haben bisher alles begeistert verfolgt, was der Blog hergibt. Großes Kompliment wieder an die Autorin und viele Grüße an den Rest des Kleeblattes, speziell an Liz. Wir wünschen Euch noch eine tolle Zeit und freuen uns schon auf die neuen köstlichen Ergüsse der Bloggerin. Oma Gabi u. Opa Horst (Großeltern von Liz)

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